Bernhard-Heiliger-Stiftung

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Atelier am Käuzchensteig,
Sitz der Bernhard-Heiliger-Stiftung

Die Bernhard-Heiliger-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung, die das Werk des Bildhauers und Malers Bernhard Heiliger bewahrt und auch junge, noch unbekannte Künstler unterstützt. Sie hat ihren Sitz in Berlin-Dahlem, Käuzchensteig 8–12 im Gebäude des einst für Arno Breker errichteten Ateliers, in dem von 1949 bis 1995 der Namensgeber der Stiftung wohnte und arbeitete.

Geschichte der Stiftung

Um den künstlerischen Nachlass von Heiliger zu erhalten und der Kunstwelt zu öffnen, gründete Sabine Wellmann-Heiliger, seine vierte Ehefrau, am 25. Oktober 1996 eine gemeinnützige Stiftung. Den Stiftungsvorsitz übernahmen Sabine Wellmann und der Präsident der Hochschule der Künste, Lothar Romain. Heiligers Stiefsohn Marc Wellmann wurde zunächst Kurator der Stiftung, ab 2005 übernahm er den Vorsitz. Als Nachfolger von Sabine Wellmann wurde im Jahr 2012 Walter Rasch in den Stiftungsvorsitz gewählt. Sabine Wellmann ist seitdem Ehrenvorsitzende.

Die Stiftung, Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen, nutzt einige Räume des Baukomplexes am Käuzchensteig. Sie untersteht der Senatsverwaltung für Justiz des Landes Berlin.[1]

Zielstellung

Neben der Verwaltung und Verwertung der Rechte am Werk Bernhard Heiligers betreibt die Stiftung ein offenes Atelier in den Gebäuden. Hier können noch wenig bekannte Künstler ihre ersten Ausstellungen präsentieren, auch finanzielle Hilfen in Form des einjährigen Bernhard-Heiliger-Stipendiums werden vergeben. Neben den durch die Rechteverwertung erwirtschafteten Mitteln fließen auch seitens der Deutschen Klassenlotterie Berlin Gelder in die Stiftung. Darüber hinaus verleiht eine eigene Jury alle vier Jahre den mit 15.000 Euro dotierten Bernhard-Heiliger-Preis für Skulptur. Dessen wichtigstes Vergabekriterium „ist die Würdigung eines noch lebenden Künstlers, der inhärente, von Modeerscheinungen des Kunstmarkts unabhängige Substanz besitzt und einen bedeutenden Beitrag zur Skulptur oder dem Skulpturenbegriff geleistet hat. Der Bernhard-Heiliger-Preis versteht sich weder als Nachwuchs- oder Förderpreis noch als Auszeichnung für bereits klassisch gewordene Künstler“, wie es auf der Stiftungshomepage heißt.[2]

Geschichte der Gebäude

Atelier-Ostflügel

Der Bildhauer Arno Breker galt in der Zeit des Nationalsozialismus als ein bedeutender Künstler, der an der Ausgestaltung der deutschen Hauptstadt beteiligt war. Um ihm beste Arbeitsbedingungen zu verschaffen, ließ der damalige Oberbürgermeister von Berlin, Julius Lippert, im Westen der Stadt, in Berlin-Dahlem ein modernes rund 400 Quadratmeter großes Atelier und daneben ein Wohngebäude errichten. Die Architekturpläne lieferte Hans Freese, die Arbeiten führte der Lichterfelder Bauunternehmer Carl Burchardt aus.[3] Das Atelier mit großen lichtdurchfluteten Fenstern war 1942 fertig gestellt und wurde ab 1943 seinem Zweck entsprechend benutzt, das Wohnhaus wurde wegen der nahenden Front im Zweiten Weltkrieg nicht vollendet. Nach dem Ende des Krieges und der Aufteilung Berlins in vier Sektoren gehörte Dahlem zum Bereich der US-amerikanischen Besatzungsmacht, die den Komplex Käuzchensteig bis 1946 für ihre Zwecke nutzte. Die Immobilie fiel dann in den Besitz des Berliner Senats. Dieser vermietete den Ostteil des Ateliergebäudes zusammen mit der Hausmeisterwohnung im Februar 1949 an den Bildhauer Bernhard Heiliger, der ein Schüler von Breker war und zuvor schon mit ihm zusammen gearbeitet hatte. In diesen Räumen lebte und arbeitete Heiliger bis zu seinem Tod im Jahr 1995.[4]

Atelier-Mittelbau

Der Mittelteil des Atelierhauses diente zunächst als Ausbildungszentrum der Berliner Steinmetzinnung und als Lagerraum für Filmrequisiten.[5] Im Jahr 1964 fand der Senat mit dem italienischen Maler und Bildhauer Emilio Vedova einen Mieter für das Mittelatelier. Nachdem Vedova seine Holztafelbilder „Absurdes Berliner Tagebuch“ vollendet hatte, kehrte er nach Kassel zurück. Das Atelier ließ der Senat 1972 durch den Architekten Rolf Niedballa mittels Zwischendecke und Trennwände in acht kleine Ateliers umbauen, die über den Deutschen Akademischen Austauschdienst an internationale Künstler vermietet wurden. Später bekannte Persönlichkeiten wie der französische Künstler Jean Ipoustéguy oder László Lakner und viele andere arbeiteten hier.[6]

Atelier-Westflügel

Im westlichen Teil des Ateliergebäudes waren ursprünglich das Gips- und das Steinatelier untergebracht. Hier wohnten von zirka 1949 bis 1981 der Bildhauer Christian Theunert und das Künstlerehepaar Bautz. Der Künstler Wolf Vostell nutzte das frühere Steinatelier dann bis zu seinem Tod im Jahr 1998. Das Gipsatelier diente dagegen Jimmie Durham und seiner Frau, der brasilianischen Fotografin Maria Thereza Alves bis zum Jahr 2005. Im Jahr 2006 zog die Künstlerin und Hochschuldozentin Elfie Fröhlich in das Atelier.[7]

Wohnhaus

Auf der Grundfläche des geplanten Wohnhauses wurde bis um 1943 lediglich der Keller verwirklicht. Auf diesem Baugrund entstand im Auftrag des Senats bis 1967 das Brücke-Museum. Dazu wurde eine Betonmauer, die die Museumsverwaltung vom Bussardsteig abschirmt, auf das Grundstück von Heiliger verlängert.

Atelier gesamt

Der Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses fasste im Jahr 2013 den Beschluss, den gesamten Atelierkomplex der Bernhard-Heiliger-Stiftung zu übertragen. Nach deren Konzept wurden die Gebäude für rund 1,2 Millionen Euro saniert und im Juni 2015 als Museum Kunsthaus Dahlem [8] wieder eröffnet. Der Senat stellt für die Arbeit des Kunsthauses einen jährlichen Betrag von 229.000 Euro bereit. Im Hauptsaal des Kunsthaus Dahlem werden Skulpturen der Berliner Nachkriegsgeschichte ausgestellt, der Ostflügel zeigt weiterhin Werke von Bernhard Heiliger. Langfristig soll das Kunsthaus mit dem benachbarten Brücke-Museum kooperieren.[6]

Die Gebäude auf dem Gelände sind von einem großen naturbelassenen Garten umgeben. Darin befinden sich 19 meist abstrakte Skulpturen von Heiliger, die aus Zement, Metall oder Kunststoff bestehen. Die Stiftung veranstaltet nach Anmeldung auch Führungen durch den Skulpturengarten.[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Website der Bernhard-Heiliger-Stiftung
  2. Bernhard-Heiliger-Stiftung zum Preis und zum Stipendium, abgerufen am 6. Okt. 2014.
  3. Carl Burchardt, Baugeschäft für Hoch- und Tiefbauten, Eisenbetonbau. In: Berliner Adreßbuch, 1943, I, S. 373.
  4. Baudenkmal Komplex Käuzchensteig 8–12 in Berlin-Dahlem
  5. Geschichte des Ateliers Käuzchensteig auf der Stiftungs-Homepage
  6. a b Kerstin Krupp: Skulpturen am Stadtrand. In: Berliner Zeitung vom 2./3. Oktober 2014, Seite 28.
  7. Website Elfie Fröhlich
  8. http://kunsthaus-dahlem.de/ Kunsthaus Dahlem
  9. Übersicht der Skulpturen im Garten Käuzchensteig

Koordinaten: 52° 27′ 59″ N, 13° 16′ 27,1″ O