Bilsenkräuter
Bilsenkräuter | ||||||||||||
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Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Hyoscyamus | ||||||||||||
L. |
Die Bilsenkräuter (Hyoscyamus) bilden eine Gattung krautiger Pflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Der Gattung gehören etwa 23 Arten an. Einige Arten, wie das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) oder Hyoscyamus muticus, werden aufgrund der enthaltenen, parasympathikolytisch wirkenden Alkaloide seit langer Zeit[1][2] als Arzneimittel oder als Rauschmittel verwendet.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Bilsenkräuter sind einjährige, zweijährige oder ausdauernde krautige, aufsteigende oder niederliegende Pflanzen mit einer Höhe von (3 bis) 10 bis 80 (bis 150) cm. Die Wurzel ist bei den kurzlebigen Arten rübenförmig verdickt. Die ausdauernden Arten besitzen ein mehrköpfiges, manchmal verholztes oder fleischiges Rhizom.[3] Meist sind sie mit ein- oder mehrzelligen Flaum- oder Drüsenhaaren bedeckt, aber es existieren auch unbehaarte Vertreter.
Die eiförmig-länglichen, elliptischen oder eiförmig-rhombischen Laubblätter sind (0,8 bis) 2 bis 20 (bis 30) cm lang, gezähnt oder gelappt, selten auch zerschlitzt. Gelegentlich bilden sie eine Rosette, für gewöhnlich sind die oberen Blätter stängelständig, sitzend, manchmal stängelumfassend, während die unteren oder teilweise auch alle Blätter an 1,2 bis 5,0 cm langen Blattstielen stehen.
Blütenstände und Blüten
Die Blüten sind sitzend oder stehen an kurzen, 5 bis 10 mm langen Blütenstielen, als Ausnahme treten auch bis zu 50 mm lange Blütenstiele auf. Die unteren Blüten stehen einzeln in den Blattachseln, die oberen Blüten bilden einen dichten, beblätterten, trauben- oder ährenähnlichen, zymösen Blütenstand.
Der Kelch der fünfzähligen Blüten ist (6 bis) 10 bis 16 (bis 28) mm lang, röhrig-glockenförmig, urnenförmig, verkehrt-kegelförmig oder selten becherförmig, der Rand ist gezähnt oder gelappt. Die Kronröhre der zygomorphen Krone ist genauso lang oder bis zu 2,5 mal länger als der Kelch, die Krone ist 8 bis 15, selten bis 20 mm lang oder aber in Ausnahmefällen bis zu 45, noch seltener bis 50 mm lang. Die Farbe ist goldgelb, gelblich weiß, schmutzig violett oder weißlich, zum Teil durch ein dunkles Netz der Nervatur durchzogen. Die Kronlappen sind ungleichmäßig groß, kurz und abgerundet.
Die Fortpflanzungsorgane der Blüte sind hervorstehend oder knapp hervorstehend, die Staubfäden ungleichmäßig, die untere Hälfte ist behaart, normalerweise in der Mitte oder leicht über der Mitte der Kronröhre mit dieser verwachsen. Die 2,9 bis 3,8 mm langen Staubbeutel sind am Rücken befestigt und deutlich kürzer als die Staubfäden. Die mittelgroßen (37 bis 42 µm) oder großen (67,5 bis 73,5 µm) großen Pollenkörner sind fast kugelförmig, dreifaltig und besitzen ein gerilltes Exine (Pollenkornwand). Die Nektarien sind nicht oder nur kryptisch vorhanden, der Griffel ist fadenförmig, kahl oder fein behaart, die Narbe ist kopfförmig, feucht und papillös.
Früchte und Samen
Die Frucht ist eine Pyxidium (Deckelkapsel) genannte Sonderform der Kapselfrucht, die länglich geformt, (5 bis) 9 bis 15 mm lang und vollständig vom sich vergrößernden, dann urnenförmigen bis verkehrt-kegelförmigen und (1 bis) 2 bis 4 cm großen Kelch umschlossen ist. In Ausnahmefällen sind die Kelchzipfel zurückgebogen, so dass die Frucht nicht unbedingt vollständig vom Kelch umschlossen ist. Der Kapseldeckel ist zugespitzt, stark konvex, konvex oder flach, die Kapsel enthält zwischen 200 und 500 Samen. Diese sind im Normalfall (0,8 bis) 1,1 bis 1,5 (bis 1,8) mm lang, nur die Art Hyoscyamus turcomanicus hat größere Samen von 2,4 bis 2,9 mm.
Chromosomenzahl und Inhaltsstoffe
Bisher wurden mindestens sieben der 23 bekannten Arten hinsichtlich ihres Karyotyps untersucht, wobei eine Chromosomengrundzahl von x = 14 oder x = 17 festgestellt wurde.
Einige Arten der Gattung enthalten die Alkaloide Hyoscyamin und Scopolamin. In der Art Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) wurden zudem zwei Arten der Withanolide gefunden.
Vorkommen und Habitat
Arten der Bilsenkräuter kommen ursprünglich in Europa, in Nordafrika bis China und Indien, auf den Kanarischen Inseln und auf Madeira vor. Als eingeschleppte Pflanze kommen einige Arten im Norden der USA und in Kanada sowie in Australien vor. Oftmals sind die Pflanzen auf Müllhalden und an Straßen zu finden, im Atlas-Gebirge in Höhen bis zu 2000 m, im Himalaya auch in bis zu 3000 m Höhe.
Systematik
Innerhalb der Gattung werden etwa 23 Arten unterschieden, die je nach Autor in unterschiedliche Untergattungen, Sektionen, Untersektionen oder Serien eingeteilt werden. Die hier dargestellte Systematik folgt [3]. Folgende Arten gehören dazu (Auswahl):
- Untergattung Hyoscyamus
- Sektion Hyoscyamus
- Untersektion Hyoscyamus
- Hyoscyamus reticulatus L.: Die Heimat ist Westasien und der Kaukasus[4]
- Hyoscyamus pojarkovae Schönb.-Tem.: Sie kommt im Iran, Irak, in Syrien und Ägypten vor[3]
- Hyoscyamus kurdicus Bornm.: Sie kommt in Syrien vor
- Hyoscyamus leucanthera Bornm. & Gauba: Sie kommt im Iran vor[3]
- Hyoscyamus afghanicus Pojark.: Sie kommt in Afghanistan vor[3]
- Hyoscyamus multicaulis Rech.f. & Edelb.: Sie kommt in Afghanistan vor[3]
- Hyoscyamus squarrosus Griff.: Die Heimat ist Afghanistan, Iran, Turkmenistan und Pakistan[3]
- Hyoscyamus kotschyanus Pojark.: Die Heimat ist der Iran[3]
- Hyoscyamus arachnoideus Pojark.: Die Heimat ist der Iran[3]
- Hyoscyamus turcomanicus Pojark.: Die Heimat ist Vorderasien[3]
- Schwarzes Bilsenkraut (Hyoscyamus niger L.): Die Heimat ist Europa, Nordafrika und Asien[4]
- Untersektion Pusilli
- Hyoscyamus pusillus L.: Die Heimat ist Asien, Russland und Ägypten[4]
- Untersektion Adictyi
- Weißes Bilsenkraut (Hyoscyamus albus L.): Die Heimat ist Süd- und Südosteuropa, Nordafrika, Makaronesien und Vorderasien[4]
- Hyoscyamus cylindrocalyx Rech. f.: Die Heimat ist Vorderasien
- Hyoscyamus desertorum (Asch. ex Boiss.) Täckh.: Die Heimat ist Ägypten, die Sinaihalbinsel, Israel und Jordanien[4]
- Sektion Chamaehyoscyamus
- Hyoscyamus aureus L.: Die Heimat ist Ägypten und Westasien; eingebürgert ist sie in Kreta[4]
- Hyoscyamus senecionis Willd.
- Sektion Pumilio
- Hyoscyamus leptocalyx Stapf ex Bornm.: Sie kommt in der Türkei vor[4]
- Hyoscyamus longepedunculatus C.C.Towns.: Die Heimat ist der Irak.
- Untergattung Dendrotrichon Schönb.-Tem.
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- Hyoscyamus orthocarpus Schönb.-Tem.: Die Heimat ist der Iran[3]
- Ägyptisches Bilsenkraut (Hyoscyamus muticus L.): Die Heimat ist das nördliche Afrika und Vorderasien[4]
- Hyoscyamus boveanus Asch. & Schweinf.: Die Heimat ist Ägypten und die Sinai-Halbinsel[5]
- Hyoscyamus falezlez Coss. (wird auch als Unterart subsp. falezlez (Coss.) Maire zu Hyoscyamus muticus gestellt): Die Heimat ist Afrika[4]
- Hyoscyamus nutans Schönb.-Tem.: Die Heimat ist der Iran[3]
- Hyoscyamus rosularis Schönb.-Tem.: Die Heimat ist der Iran[3]
- Hyoscyamus tenuicaulis Schönb.-Tem.: Die Heimat ist der Iran[3]
- Hyoscyamus insanus Stocks: Die Heimat ist Afghanistan, Pakistan und der Iran[3].
Quellen
Einzelnachweise
- ↑ Franz Köcher: Die babylonische und assyrische Medizin in Texten und Untersuchungen. I–VI, Berlin 1963–1980, BAM 574:I 1–3.
- ↑ Martha Haussperger: Gab es vor Hippokrates bereits eine empirische Medizin in Vorderasien? In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 17, 1998, S. 113–128; hier S. 121 (úŠAKIRA: Bilsenkraut).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Karl Heinz Rechinger (Hrsg.), Eva Schönbeck-Temesy: Flora Iranica − Flora des Iranischen Hochlandes und der umrahmenden Gebirge. Band 100: Solanaceae. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1972, S. 49–79.
- ↑ a b c d e f g h i Solanaceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 28. Februar 2014.
- ↑ Benito Valdés: Solanaceae. Hyoscyamus. In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
Literatur
- Armando T. Hunziker: Genera Solanacearum: the genera of Solanaceae illustrated, arranged according to a new system. A. R. G. Gantner Verlag K.G., Ruggell, Liechtenstein 2001, ISBN 3-904144-77-4.