Blinder Fleck (Auge)

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Perimetriebefund eines normalen Gesichtsfeld des rechten Auges; deutlich zu erkennen ist der temporal gelegene Blinde Fleck
Querschnitt durch ein linkes menschliches Auge (Blick von oben). Die Papille befindet sich nasal der Fovea centralis, entsprechend wird der „Blinde Fleck“ im Gesichtsfeld temporal lokalisiert

Als Blinder Fleck (lateinisch discus nervi optici) wird in der Augenheilkunde die Stelle des Gesichtsfelds bezeichnet, auf die sich die Papille des Sehnervs (Sehnervenkopf) im Außenraum projiziert. Da sich auf ihr keine Lichtrezeptoren befinden, stellt sie sich für diese Gesichtsfeldregion als „Blinder Fleck“ dar und weist einen absoluten, jedoch physiologischen Gesichtsfeldausfall (Skotom) auf. Die Papille befindet sich anatomisch zwar etwa 15° nasenwärts (nasal) der Fovea centralis, die Lokalisation des Blinden Flecks erfolgt im Gesichtsfeld jedoch zirka 15° schläfenwärts (temporal).

Allgemein

Normalerweise wird der Blinde Fleck nicht zur Kenntnis genommen, sondern kann durch die Wahrnehmungen der umgebenden Gesichtsfeldbereiche und vor allem des anderen Auges, dessen Blinder Fleck sich nicht an identischer Stelle befindet, überlagert werden.

Der Blinde Fleck existiert, da die Fasern der Sehnerven auf der Seite des Augeninneren an den Sehzellen ansetzen, ein Stück weit im Inneren des Auges verlaufen und dann an einer Stelle gemeinsam gebündelt aus dem Auge heraus austreten – in der Papille. Diese auf den ersten Blick „unpraktische“ Konstruktion wird durch die vermutete Entwicklung des menschlichen Auges im Laufe der Evolution erklärt: Die Netzhaut entsteht in der Ontogenese als eine direkte Ausstülpung des Gehirns.

Bei manchen anderen Lebewesen sind die Augen anders aufgebaut. Stammen etwa die lichtempfindlichen Zellen von äußeren Gewebeschichten (Ektoderm) ab, haben die Augen (z. B. die der Tintenfische) keinen Blinden Fleck. Die Fasern des Sehnervs können von der lichtabgewandten Seite der Lichtrezeptoren ansetzend direkt vom Auge weg in das Gehirn verlaufen, ohne erst die Netzhaut passieren zu müssen.

Selbstversuch

Versuch zum Ausprobieren
O   X
Anleitung: Das rechte Auge zuhalten und mit dem linken das X fixieren. Bei einem Bildschirm-Abstand von ca. der dreifachen Distanz zwischen beiden Buchstaben ist das O nicht mehr zu sehen. (Die dreifache Distanz ist nur ein Richtwert. Ist das O noch zu sehen, variiert man den Abstand zum Bildschirm so lange, bis das O verschwindet.) Umgekehrt für den Blinden Fleck des rechten Auges: linkes Auge zuhalten, linken Punkt ansehen – der rechte verschwindet.

Weitere Selbstveranschaulichung


Anleitung:

Das linke Auge zuhalten und mit dem rechten den Punkt fixieren. Mit einem Bildschirm-Abstand von ca. der zweifachen Distanz zwischen dem schwarzen Punkt und dem Zentrum des weißen Kreises beginnen. Wenn man dann den Abstand langsam vergrößert, kann man sehen, wie der fehlende Teil des Musters ergänzt wird, auch wenn keine „Informationen“ über eine Sehzelle übertragen werden. Die lückenhafte Information wird durch das Gehirn vervollständigt.[1] Diesen Prozess nennt man filling-in.[2]

Entdeckung

Der Blinde Fleck wurde im Jahr 1660 von dem französischen Naturforscher Edme Mariotte entdeckt. Er präsentierte seine Entdeckung am französischen Königshof, indem er mit einem Versuch ähnlich den oben genannten Tests eine kleine Münze scheinbar magisch zum „Verschwinden“ brachte.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hans-Werner Hunziker: Im Auge des Lesers: foveale und periphere Wahrnehmung – vom Buchstabieren zur Lesefreude. Transmedia Stäubli Verlag, Zürich 2006, ISBN 978-3-7266-0068-6.
  2. Stefan Pollmann: Allgemeine Psychologie. UTB, 2008, ISBN 978-3-497-01971-7.

Literatur

  • Axenfeld/Pau: Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde. Unter Mitarbeit von R. Sachsenweger u. a., Stuttgart: Gustav Fischer Verlag, 1980, ISBN 3-437-00255-4.