Bob-Europameisterschaft 1983

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Bob-Europameisterschaft 1983
Männer Frauen
Sieger
Zweierbob Deutschland Demokratische Republik 1949 Bernhard Lehmann
Bogdan Musiol
Viererbob Schweiz Ekkehard Fasser
Kurt Poletti
Hans Märchy
Rolf Strittmatter
1982
1984

Die Bob-Europameisterschaft 1983 wurde am 29. und 30. Januar im Zweierbob und am 5. und 6. Februar 1983 im Viererbob zum ersten Mal auf der olympischen Bob- und Rodelbahn am Fuße des Berges Trebevic im damals jugoslawischen Sarajevo, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1984, durchgeführt. Die Europameisterschaft war damit auch der traditionelle vorolympische Wettkampf, der immer ein Jahr im Voraus zum Test der olympischen Wettkampfstätten ausgetragen wurde.

Zweierbob[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der neugebauten Kunsteisbahn konnten die in der Fachwelt als Kunsteispezialisten bezeichneten DDR-Bobsportler ihre Erfahrungen, gepaart mit bestem Material, von Beginn an ausspielen. Als einziges Team im gesamten Wettkampfverlauf blieben Lehmann/Musiol im ersten Lauf unter 50 Sekunden und bauten im weiteren Verlauf ihren Vorsprung aus. Als ärgster Konkurrent erwies sich das Duo Germeshausen/Gerhardt, welches aber nur im dritten lauf unbedeutend schneller als das Führungsduo war. Einen Dreifacherfolg der Bobsportler vom ASK Vorwärts Oberhof verhinderte letztlich das Schweizer Duo Pichler/Leuthold, welches nach dem ersten Lauf sogar noch auf dem Silberrang lag. Es duellierte sich mit dem Team Schönau/Kirchner, welches es um 13 Hundertstel schlagen konnte und somit Bronze gewann. Olympiasieger und Titelverteidiger Erich Schärer vergab durch einen schwachen letzten Lauf alle Chancen auf den vierten Platz. Für Bernhard Lehmann und Bogdan Musiol, die in dieser Besetzung erst ihren zweiten internationalen Wettkampf absolvierten, war es der erste EM-Titel im Zweierbob. Vor über 6000 Zuschauern waren bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt 39 Bobs aus 15 Nationen am Start.[1]

Platz Bob Lauf 1 Lauf 2 Lauf 3 Lauf 4 Gesamtzeit
Rückstand
1 Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR – Bob GDR 1
Bernhard Lehmann
Bogdan Musiol
49,88 50,62 50,47 50,72 3:21.69
2 Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR – Bob GDR 3
Bernhard Germeshausen
Hans-Jürgen Gerhardt
50,24 50,63 50,45 51,04 3:22.36
+0.67
3 Schweiz Schweiz – Bob SUI 2
Ralph Pichler
Urs Leuthold
50,13 50,90 50,69 51,11 3:22.83
+1.14
4 Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR – Bob GDR 2
Horst Schönau
Andreas Kirchner
50,34 50,94 50,74 50,94 3:22.96
+1.27
5 Schweiz Schweiz – Bob SUI 1
Erich Schärer
Max Rüegg
50,41 50,89 50,81 51,40 3:23.51
+1.82
6 Schweiz Schweiz – Bob SUI 3
Hans Hiltebrand
Hansjörg Aebli
50,54 51,39 50,93 51,48 3:24.34
+2.65
7 Sowjetunion Sowjetunion – Bob URS 2
Schawljew
Paschkow
3:25.01
+3.32
8 Deutschland BR BR Deutschland – Bob FRG 2
Andreas Weikenstorfer
Hans Jürgen Hartmann
3:25.35
+3.66
9 Osterreich Österreich – Bob AUT 2
Peter Kienast
Christian Mark
3:25.42
+3.73
10 Italien Italien – Bob ITA 1
Marco Bellodis
Stefano Ticci
3:26.00
+4.31
11 Sowjetunion Sowjetunion – Bob URS 1
Jānis Ķipurs
Aivars Šnepsts
3:26.09
+4.40
12 Sowjetunion Sowjetunion – Bob URS 3
Zintis Ekmanis
Wladimir Alexandrow
3:26.15
+4.46
13 Osterreich Österreich – Bob AUT 1
Fritz Sperling
Kofel
3:26.24
+4.55
14 Osterreich Österreich – Bob AUT 3
Kofler
Gerhard Redl
3:26.28
+4.59
15 Deutschland BR BR Deutschland – Bob FRG 1
Klaus Kopp
Hans Metzler
3:26.84
+5.15

Viererbob[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem hochspannenden Wettkampf, an dem 24 Bobs aus 12 Nationen teilnahmen, gab es mit der Crew des Schweizers Ekkehard Fasser einen Überraschungssieger. Der 30-jährige Bobpilot hatte sich erstmals durch einen dritten Platz bei den Schweizer-Bobmeisterschaften für einen großen internationalen Wettkampf qualifiziert und dabei keinen geringeren als Altmeister Erich Schärer um einen EM-Startplatz gebracht. Mit Bahnrekord im ersten Lauf ließ die Fasser-Crew gleich aufhorchen. Dieser Fahrt folgte allerdings nur die drittschnellste zeit, so das zwischenzeitlich der frisch gebackene Zweierbob-Europameister Bernhard Lehmann aus der DDR mit seinem Team an der Spitze lag. Am zweiten Wettkampftag fuhr Fasser allerdings in beiden Läufen Bestzeit und konnte so die Lehmann-Crew mit einem Zehntel Vorsprung auf den Silberrang verweisen. Silvio Giobellina rundete mit dem Bronzerang das starke Schweizer Abschneiden ab. Ein Achtungszeichen setzte der bundesdeutsche Bob mit Pilot Klaus Kopp, der sich nach schwachem Beginn peu a peu nach vorn arbeitete und einen guten vierten Platz belegte. Zu den Pechvögeln gehörte die Crew von Pilot Bernhard Germeshausen. Gleich im ersten Lauf wurde der linke hintere Anschubbügel nicht rechtzeitig eingezogen, touchierte dadurch die Bahn und verbog sich. Platz 14 nach dem ersten Lauf war das dementsprechende Ergebnis. Nachdem der Bügel unter größter Anstrengung bis zum nächsten Lauf gewechselt werden konnte, kämpfte sich die Lehmann-Crew durch starke Laufzeiten noch bis auf den sechsten Platz vor.[2][3]

Platz Bob Lauf 1 Lauf 2 Lauf 3 Lauf 4 Gesamtzeit
Rückstand
1 Schweiz Schweiz – Bob SUI 3
Ekkehard Fasser
Kurt Poletti
Hans Märchy
Rolf Strittmatter
48,85 49,38 49,07 49,21 3:16.51
2 Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR – Bob GDR 1
Bernhard Lehmann
Bogdan Musiol
Ingo Voge
Eberhard Weise
48,95 49,23 49,13 49,30 3:16.61
+0.10
3 Schweiz Schweiz – Bob SUI 1
Silvio Giobellina
Urs Salzmann
Heinz Stettler
Rico Freiermuth
48,99 49,37 49,17 49,46 3:16.99
+0.48
4 Deutschland BR BR Deutschland – Bob FRG 1
Klaus Kopp
Gerhard Oechsle
Günther Neuburger
Hans-Joachim Schumacher
49,39 49,80 49,31 49,52 3:18.02
+1.51
5 Osterreich Österreich – Bob AUT 2
Fritz Sperling
49,24 49,66 49,49 49,86 3:18.25
+1.74
6 Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR – Bob GDR 2
Bernhard Germeshausen
Hans-Jürgen Gerhardt
Matthias Trübner
Henry Gerlach
49,95 49,47 49,31 49,55 3:18.28
+1.77
7 Deutschland BR BR Deutschland – Bob FRG 2
Andreas Weikenstorfer
?
?
?
49,30 49,81 49,58 49,72 3:18.41
+1.90
8 Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik – Bob GDR 3
Horst Schönau
Andreas Kirchner
Dietmar Schauerhammer
Roland Wetzig
49,23 49,76 49,75 49,71 3:18.45
+1.94
9 Osterreich Österreich – Bob AUT 3
Peter Kienast
?
?
?
3:18.49
+1.98
10 Sowjetunion Sowjetunion – Bob URS 1
Jānis Ķipurs
?
?
?
3:19.57
+3.06
11 Schweiz Schweiz – Bob SUI 2
Hans Hiltebrand
Walter Rahm
Ueli Bächli
Hansjörg Aebli
3:19.71
+3.20
12 Schweden Schweden – Bob SWE 1
Carl-Erik Eriksson
?
?
?
3:20.14
+3.63
13 Sowjetunion Sowjetunion – Bob URS 3
Wladimir Schawljew
?
?
?
3:20.18
+3.67
14 Sowjetunion Sowjetunion – Bob URS 2
Zintis Ekmanis
?
?
?
3:20.46
+3.95
15 Frankreich Frankreich – Bob FRA 1
Gérard Christaud
?
?
?
3:20.66
+4.15

Medaillenspiegel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Nation Gold Silber Bronze
1 Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik 1 2
2 Schweiz Schweiz 1 2

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bieler Tagblatt vom 31. Januar 1983 S.20
  2. Neues Deutschland vom 7. Februar 1983 S. 7
  3. Bieler Tagblatt vom 7. Februar 1983 S.19

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred Seifert: Sport83. Ein Jahrbuch des DDR-Sport. Sportverlag Berlin, 1983, ISSN 0232-203X, S. 229.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]