Boshin-Krieg

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Verlauf des Boshin-Krieges
Samurai der Shimazu zur Zeit des Boshin-Krieges, Aufnahme von Felice Beato
Der Kan'ei-ji auf dem Ueno-Hügel nach der Beschießung
Beschädigte Burg Wakamatsu nach der Niederlage
Das Flaggschiff des Shogunats "Kaiyōmaru"
Die Festung Goryōkaku in Hakodate

Der Boshin Krieg (jap. 戊辰戦争, Boshin sensō) 18681869[Anm 1] wurde zwischen dem Tokugawa-bakufu und den kaiserlichen Truppen Japans ausgefochten. Die Niederlage des Bakufu machte den Weg frei für eine im Rahmen der Meiji-Restauration durchgeführte grundlegende Umgestaltung der japanischen Gesellschaft.

Hintergrund

Es hatte schon mehrere Jahre Uneinigkeit zwischen dem Bakufu und der reformistischen Sonnō-jōi-Bewegung geherrscht. Am 8. November 1867[Anm 2] hatten sich die rebellischen Han Tosa, Satsuma und Chōshū auf ein gemeinsames Vorgehen zum Sturz des Bakufuzu geeinigt. Der regierende Shōgun Tokugawa Yoshinobu erklärte am nächsten Tag die Rückgabe seines Amtes (大政奉還, taisei hōkan), verzichtete damit aber nicht ausdrücklich auf die Mitwirkung in einer neuen Regierung.

Kriegsverlauf

Die Ereignisse spitzten sich am 3. Januar 1868 zu, als die Reformer-Allianz im Namen des Kaisers das Shogunat für vollständig abgeschafft erklärte. Drei Wochen später setzte Tokugawa Yoshinobu nach Ankündigung der Niederschlagung der Satsuma (討薩の表, tōsatsu no hyō) seine Truppen in Richtung Kyōto, den Sitz des Tennō, in Bewegung. Trotz einer Überlegenheit von drei zu eins und Ausbildung durch französische Militärberater führte die erste größere Schlacht von Toba-Fushimi zu einer vollständigen Niederlage der 15.000 Mann starken, aber schlecht geführten Truppe des Shōguns. Dies zwang Yoshinobu zur Flucht mit dem Schiff nach Edo.

Saigō Takamori führte nun die siegreichen kaiserlichen Truppen ohne auf nennenswerten Widerstand zu treffen zunächst nach Edo, das Anfang April erreicht wurde. Nach Verhandlungen am 5. und 6. April, die auf der Tokugawa-Seite von Katsu Kaishū[1] mit Saigō geführt wurden, wurde am 3. Mai Edo kampflos übergeben. Katsu erreichte dabei, dass die Tokugawa-Familie in ihrer Existenz, auch für die Zukunft, bestätigt wurde. Eine Truppe aus Shōgun-Anhängern, die sich „Shōgitai“ (彰義隊) nannte, versuchte den Kan'ei-Tempel auf dem Ueno-Hügel (das Ausweichquartier des Shōguns) zu sichern, wurde aber am 4. Juli von der neuen Armee unter Leitung von Ōmura Masajirō vollständig besiegt. Durch den Artilleriebeschuss ging dabei die große alte Tempelanlage verloren.

Der Krieg war damit noch nicht beendet, denn in Nordjapan leisteten eine Reihe von verbündeten Tokugawa-treuen Daimyō monatelang Widerstand, vor allem der von Matsudaira Katamori geführte Aizu-Wakamatsu-Han. Schließlich kapitulierte auch er am 23. September. Dabei kam es in und um Wakamatsu verbreitet zum Seppuku, am bekanntesten ist der gemeinsame von 19 jungen Kriegern des „Weißer-Tiger-Korps“ (白虎隊, Byakkotai), die sich auf einem Vorposten verloren glaubten.

Bereits vorher war der in Holland ausgebildete Marineoffizier Enomoto Takeaki[2] mit der Kaiyōmaru und sieben weiteren Schiffen des Bakufu und einigen französischen Beratern (besonders Jules Brunet) nach Hokkaidō geflohen und errichtete dort die Republik Ezo. Die Flotte der neuen Regierung erreichte 1869 Hokkaidō und konnte die Enomoto-Flotte, die bereits Ende 1868 ihr stärkstes Schiff, die Kaiyōmaru, infolge eines Sturmes verloren hatte, in der Seeschlacht von Hakodate (10.-20 Juni) vernichten. Daraufhin konnte auch die 1864 nach europäischem Vorbild angelegte sternförmige Festung Goryōkaku ungehindert beschossen werden. Enomoto kapitulierte am 27. Juni 1869. Damit war der Boshin-Krieg beendet.

Nachbemerkung

Enomoto nahm später Aufgaben für die neue Regierung wahr. U. a. wurde er Botschafter in Russland und bekleidete auch Posten in der Regierung. Auch Katsu arbeitete in hohen Positionen für die neue Regierung.

Eine Rolle bei der Beschaffung europäischer Feuerwaffen für das Shogunat spielten auch die beiden deutschen Brüder Henry und Eduard Schnell, von denen letzterer auch einen japanischen Namen annahm.[3]

Anmerkungen

  1. Boshin ist die Jahresbezeichnung nach dem aus China übernommenen Sechzig-Jahre-Zyklus und bezeichnet das (Mond-)Jahr 1868. Das Erde-Drachen-Jahr (Erde = bo, Drache = shin) kommt alle 60 Jahre wieder, das nächste Mal 2048.
  2. Bei Datumsangaben ist zu beachten, dass auch moderne japanische Geschichtsbücher nach dem damals gültigen Mondkalender datieren. Dort lautet dieses Datum "13. Tag des 12. Monats im Jahr Keiō 3".

Einzelnachweise

  1. Konversationslexikon Kōjien: Eintrag Katsu Kaishū
  2. Konversationslexikon Kōjien: Eintrag Enomoto Takeaki
  3. Hirohisa Kawaguchi: Henry Schnell and Japanese Immigration to the United States. In: i-repository.net. Abgerufen am 18. Dezember 2013 (PDF).

Literatur

  • S. Nakamura: Meiji ishin. (Band 16 der Geschichte Japans). Verlag Shūeisha, 1992, ISBN 4-08-195016-4. (japanisch)
  • A. Tanaka: Kaikoku to tōbaku. (Band 15 der Geschichte Japans). Verlag Shūeisha, 1992, ISBN 4-08-195015-6. (japanisch)
  • A. R. Weber: Kontorrock und Konsulatsmütze. Nachdruck (gekürzt) der Originalausgabe von 1886. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, 1973.

Weblinks

Commons: Boshin-Krieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien