Carinhall

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Franz von Stuck: Kämpfende Amazone (1897), Bronze, früher in Carinhall, heute in Eberswalde im Park am Weidendamm

Carinhall war ein repräsentatives Anwesen des Reichsmarschalls und führenden Nationalsozialisten Hermann Göring inmitten der Schorfheide zwischen Großdöllner See und Wuckersee im Norden des heutigen Bundeslandes Brandenburg. Architekt des nach 1933 in mehreren Etappen errichteten Gebäudekomplexes war zunächst Werner March, der Schöpfer des Berliner Olympiastadions. Später übernahm Friedrich Hetzelt den Bau.

Der Name des Anwesens bezieht sich auf Görings erste Frau, die 1931 verstorbene Carin Freifrau von Kantzow, geb. Fock, welche er im Februar 1922 in München geheiratet hatte. Nachdem ihr Grab in Schweden geschändet worden war, holte er sie in eine eigens dafür angelegte Gruft.

In den Ausstellungsräumen von Carinhall war die überwiegend aus sogenannter Beutekunst bestehende Privatsammlung von Hermann Göring untergebracht. Dort empfing er gern ausländische Staatsgäste, mit denen er Jagdausflüge in die Schorfheide unternahm.

Heute bezeichnet ein Granitfindling nahe dem ehemaligen Eingang den Ort des Anwesens, welches Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 auf Weisung von Göring gesprengt wurde, nur sehr wenige Grundmauern, eingefallene Keller und Überreste von Säulen erinnern noch an die Gebäude. Die Amazonenstatue, die westlich des Hauptflügels stand, wurde nach Eberswalde überführt. Dort stand sie lange unterhalb der Maria-Magdalenen-Kirche, bevor sie in den nahen Park Weidendamm umgesetzt wurde.

Im Jahr 1943 ließ Göring einen Teil seiner Privatsammlung in dem Bergungsort Salzbergwerk Altaussee bei Altaussee im Bezirk Liezen in der Steiermark einlagern. Diese Kunstwerke wurden ab 1945 von den Alliierten in Lastwagen zu der zentralen Sammelstelle (Central Collecting Point) in München gebracht, die sich im Führerbau und im Verwaltungsbau der NSDAP befand.

Der andere Teil der Privatsammlung blieb in den Ausstellungsräumen von Carinhall. Im Januar 1945 ließ Göring die Kunstsammlung in Sonderzügen nach Berchtesgaden bringen und dort in Tunneln unterstellen. Die Kunstschätze wurden danach ausgeladen und in Luftschutzbunker gebracht. Ein Teil der Gemälde und Tapisserien war aber in diesen letzten Kriegstagen aus den Zügen geplündert worden.

In der Nähe befinden sich auch eine Funkstation und eine wenig bekannte Scheinanlage aus Brettern und Netzen zur Täuschung der alliierten Luftaufklärung. Das Gebäude der Funkstation ist heute noch erhalten. Sehenswert sind auch die enorm langen Landebahnen des Großdöllner Flugplatzes, der sich etwa 7 Kilometer nordwestlich befindet. Die Landebahn sollte für eine eventuelle Notlandung der russischen Raumfähre Buran dienen.

Literatur

  • Volker Knopf, Stefan Martens: Görings Reich. Selbstinszenierungen in Carinhall. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Links-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-86153-392-8
  • Günther Haase: Die Kunstsammlung des Reichsmarschalls Hermann Göring. Eine Dokumentation. Edition q, Berlin 2000, ISBN 3-86124-520-5

Weblinks

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