Carl Glinzer

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Carl Glinzer, oft auch Karl Glinzer, (eigentlich Justus Wilhelm Karl Glinzer, * 2. Februar 1802 in Guxhagen; † 28. April 1878 in Kassel) war ein deutscher Maler, Zeichner, Kopist und Lithograf der Romantik. Er stand den Nazarenern nahe und schuf schlichte mythologische und biblische Szenen, Genre, Porträts und Landschaften.

Leben

Carl Glinzer wurde geboren in der Breitenauer Mühle als Sohn des Mühlenbesitzers Lieutenant a. D. Sebastian Glinzer und dessen Frau Johanne Caroline Louise, geborene Rübenkönig. Wenige Jahre nachdem der Vater um das Jahr 1808 gestorben war[1] zog die Mutter mit ihren minderjährigen Kindern nach Kassel.[2]

An der Schule in Kassel erhielt Carl Glinzer ersten Zeichenunterricht, später war er Schüler von Justus Krauskopf. Von 1820 bis 1822 besuchte er die Akademie in München, 1825 in Düsseldorf und ging anschließend nach Paris, wo er das Aktzeichnen bei Antoine-Jean Gros erlernte und im Louvre die flämischen barocken Maler Anthonis van Dyck und Rembrandt van Rijn kopierte. Danach war er in Kassel als freier Maler tätig. Von 1833 bis 1834 unternahm Glinzer mit Krauskopf eine Studienreise nach Rom und Neapel, dort näherte er seinen Malstil dem der Nazarener an. Nach der Jahrhundertmitte hatte er in Kassel eine private Zeichenschule und gab noch an verschiedenen anderen Schulen Unterricht. Glinzer veröffentlichte auch einige Schriften zum Kunstunterricht, z. B. Der Zeichenunterricht in der Volksschule. Nothwendigkeit einer Reform desselben (Gotthelft, Kassel 1868) und Der Elementar-Zeichenunterricht nach Dictaten, allein mögliche Unterrichts-Methode im eng zugemessenen Raum der Volksschule (Separat-Druck, Kassel 1868).

Glinzer schuf zudem religiöse Historien- und Genrebilder, so malte er für die Kirche im Kasseler Stadtteil Wehlheiden die biblische Szene Gang nach Emaus und für die Stadt Kassel das große Genrebild Sklavenmarkt in Alexandrien. Aus seinem lebendigen romantischen Verhältnis zur Natur entstanden Landschafts- und Naturstudien sowie Lithographien, wie die lithographischen Sammlungen Vorgrundstudien und 20 Wandtafeln, nach natürlichen Pflanzenblättern gezeichnet (1875). Weitere lithographische Werke schuf er in Form von zahlreichen Porträts und einigen größeren Blättern. Kunsthistorisch besonders erwähnenswert ist die griechische mythologische Szene Pan und Syrinx (1852). Nach seinen eigenen Zeichnungen von Schloss und Park Wilhelmshöhe wurden von seinen Zeitgenossen hoch geschätzte romantische Stahlstiche angefertigt. Neben August von der Embde gehört Carl Glinzer zu den bedeutendsten Bildnismalern des Biedermeier in Kassel, er starb dort 1878.

Werke

Neue Galerie in Kassel:

  • Bachufer, Studie (1875/1531), 1820–1830, 25,5 cm × 33,5 cm;
  • Porträt eines jungen Herren (AZ 1077), 1823, 92,8 cm × 73 cm;
  • Herrenporträt (AZ 1077 a), 1824, 91,3 cm × 72,5 cm;
  • Porträt Dr. Carl Bernhardi (AZ 247 a), 1825–1835, 62 cm × 50 cm;
  • Pilze im Wald, Studie (1875/1636), 1826, 19,5 cm × 32,1 cm;
  • Porträt Ludwig Hummel (AZ 3225), 1830–1840, 65 cm × 52 cm;
  • Selbstbildnis (1875/1175), 1833, 50,7 cm × 39,3 cm;
  • Sklavenmarkt in Alexandrien (AZ 247), 1835–1840, 164,2 cm × 132,8 cm;
  • Porträt Dr. Friedrich Murhard (AZ 248), 1840, 133 cm × 103 cm.

Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Graphische Sammlung:

  • Das Schloss Wilhelmshöhe von der Südostseite (HO 95), Mitte 19. Jahrhundert, 7,8 cm × 13,2 cm, schwarz-weiß Lithographie auf Papier (Lithograph: Carl Ludwig Frommel);
  • Die Löwenburg von der Südwestseite (HO 169), Mitte 19. Jahrhundert, 7,7 cm × 13 cm, schwarz-weiß Lithographie auf Papier (Lithograph: Carl Ludwig Frommel).

Literatur

  • Heimat und Fremde. In: Hessenland. Illustrierte Monatsblätter für Heimatforschung, Kunst und Literatur. Band 40, Nr. 5. Hessenland, Kassel 1928, Gedenktage., S. 156 (orka.bibliothek.uni-kassel.de).
  • Glinzer, Karl. In: John Denison Champlin, Jr. (Hrsg.): Cyclopedia of Painters and Paintings. Charles Callahan Perkins (Critical Ed.). 4. Auflage. Band 2: Eakins–Kyhn.. Scribner’s Sons, New York 1913, S. 153 (Volltext im Internet Archive).
  • Rudolf Haarberg: Der Maler Glinzer, ein Guxhagener Kind. In: Gemeinde Guxhagen (Hrsg.): Festschrift 600-Jahrfeier Guxhagen. 1352–1952 Guxhagen, Kukushayn. Bernecker, Melsungen 1952, S. 84 f.
  • Marianne Heinz: Glinzer, Carl. Biographie. In: Bestandskatalog der Gemälde des 19. Jahrhunderts. Museumslandschaft Hessen Kassel, Ulf Leinweber (Hrsg.), 2008, abgerufen am 30. August 2015 (Online-Katalog).
  • Carl Glinzer. Mit e. Einleitung v. Ernst Glinzer. In: Kunstverein zu Kassel (Hrsg.): Hessische Künstler. Band 1. Elwert, Marburg 1917.
  • Glinzer, Karl. In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexikon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet v. Hermann Alexander Müller. 5. unv. Auflage. Band 2: Gaab–Lezla.. Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1921, S. 62.
  • Robert Skwirblies: Glinzer, Carl. In: France Nerlich, Bénédicte Savoy (Hrsg.): Pariser Lehrjahre. Ein Lexikon zur Ausbildung deutscher Maler in der französischen Hauptstadt. Band 1: 1793–1843. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-029057-8, S. 94–96.
  • Glinzer, Carl. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet v. Ulrich Thieme u. Felix Becker. Band 14: Giddens–Gress. Seemann, Leipzig 1921, S. 256 (Volltext im Internet Archive).

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. In der Literatur (Haarberg, S. 84) findet sich das Todesjahr 1803, doch Sebastian Glintzer starb offenbar erst zwischen 1807 und 1809. Vgl. Verkauf von Grundstücken. In: Casselische Polizey- und Commerzien-Zeitung. Band 21, 18. Mai 1807, S. 499 (11) 42). ORKA). Verpachtungen. In: Intelligenzblatt des Departements der Fulda. (Casselische Polizey- und Commerzien-Zeitung). Band 10, 6. März 1809, S. 296 (1). ORKA).
  2. Verpachtungen. In: Intelligenzblatt des Departements der Fulda. (Casselische Polizey- und Commerzien-Zeitung). Band 59, 1. November 1809, S. 1371 (1). ORKA). Verkauf von Grundstücken. In: Casselsche Polizey- und Commerzien-Zeitung. Nr. 27, 1. April 1820, S. 554 (60. ORKA).