Carlshöhe (Eckernförde)

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Torhaus Carlshöhe

Carlshöhe (auch: Karlshöhe, Carlshöh, Karlshöh[1]; plattdeutsch: Carlshöh, Karlshöh; dänisch: Carlshøj) ist ein Stadtteil der Stadt Eckernförde am Rande des Windebyer Noors. Im Nordwesten der Stadt an der Bundesstraße 76 (B 76) in Richtung Schleswig gelegen, ist Carlshöhe einer von zwei ineinander übergehenden Stadtteilen; der andere ist Grasholz. Im Gegensatz zu Grasholz gehörte das Areal Carlshöhes nicht erst wieder seit 1974, sondern ununterbrochen zu Eckernförde.

Grenzen und Aufteilung

Außer an den Stadtteil Grasholz grenzt Carlshöhe an den Stadtteil Eckernförde-Nord sowie an die Gemeinden Gammelby und Barkelsby. Während der südliche Teil Carlshöhes zwischen der Bundesstraße 76 und dem Windebyer Noor fast ausschließlich mit der Fläche der ehemaligen Kaserne Carlshöhe identisch ist, gibt es im Norden des Stadtteils schon seit Jahrzehnten Wohn- wie Gewerbeflächen.

Geschichte

Die Carlshöhe war ursprünglich eine 1897 von Carl von Apé errichtete Gärtnerei mit Ausflugslokal, erbaut auf einer bis 22 Meter hohen eiszeitlichen Endmoränenanhöhe am Windebyer Noor. 1908 erwarb der Hamburger Kaufmann Johann Heinrich Carl Freiherr von Schröder das Gelände und errichtete dort eine Sommervilla mit Aussichtsturm. Architekt war Wilhelm Kruckau[2], der in Eckernförde unter anderen Bauwerken das Geschäftshaus der Eckernförder Zeitung am Rathausmarkt entwarf. Ob Carlshöhe nach Carl von Apé benannt wurde oder nach dem Gut Karlshöhe (damals Gut Carlshöhe) in Hamburg, das sich im Eigentum der Familie Schröder (ab 1868: Freiherren von Schröder) befand, bleibt eine offene Frage. Noch auf dem Messtischblatt „1524 - Hütten“ von 1877 mit Nachträgen 1904 war das Gebiet namenlos.

1934 wurde das Gelände an die Kriegsmarine verkauft, die von 1936 bis 1939 eine Marinekaserne erbaute. In der Kaserne wurden neben Rekruten von 1945 bis 1956 Polizisten und Feuerwehrleute ausgebildet. Danach diente sie bis zur Schließung im Juni 2001 als Ausbildungsstätte und Sitz von Spezialeinheiten der Bundesmarine sowie als Fernmeldeschule der Marine (Einzelheiten im Abschnitt „Kaserne Carlshöhe“).

Eine erste Ausdehnung der Bebauung auf die Nordseite erfolgte mit der Errichtung des Marine-Sportplatzes Carlshöhe; eine erste Wohnbebauung dort erfolgte am Lerchenweg (Einzelheiten im Abschnitt „Carlshöhe-Nord“).

Von 1904 bis 1954 hatte die Carlshöhe einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Eckernförde–Owschlag der schmalspurigen Eckernförder Kreisbahn. Der Name der Haltestelle wurde mehrfach geändert: von 1904 bis 1925 Graßholz, von 1925 bis 1935 Carlshöhe, von 1935 bis 1944 Kaserne und von 1944 bis 1954 wieder Carlshöhe. [3]

Kaserne Carlshöhe

Bis Ende des Zweiten Weltkrieges

Nachdem zuvor mehrere Standorte für den Bau einer Marinekaserne in Eckernförde in Betracht gezogen waren, fiel die Entscheidung für das Carlshöhe-Gebiet. 1934/35 verkaufte der Voreigentümer Johann Heinrich Carl Freiherr von Schröder das Gelände an die Kriegsmarine, die die Kasernenanlage ab 1936 errichtete. Die Gebäude entstanden nach Plänen des Regierungsbaurats Rambacher im Baustil des „Klinkerimpressionismus in der Tradition der Heimatschutzarchitektur“[4] der 1920er Jahre und der neuen Sachlichkeit mit zum Teil kubistischen Formen (Toreingang).Sie wichen damit von der damals üblichen NS-Bauweise ab. Insgesamt entstanden 28 Gebäude mit einer Fläche von rund 50.000 m². Die Kasernenanlage vermittelt einen parkähnlichen Eindruck. Zusätzlich entstanden eine Badeanstalt im Windebyer Noor, ein Exerzierplatz auf dem Kasernengelände und ein Sportplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Schleswiger Landstraße (R 76; heute: Flensburger Straße, B 76). Die Villa Carlshöhe, die der Voreigentümer 1908 errichten ließ, diente fortan als Offiziersheim.

Während der Nazi-Zeit waren diverse Marineeinheiten der Wehrmacht in der Kaserne stationiert, wie die 1. Marineergänzungsabteilung, die 1. Marinelehrabteilung, ein Marinelehrregiment, ein Marinemusikkorps, die 3. Schiffsstammabteilung. Ausgebildet wurden Rekruten und Unteroffiziere der Marine. Für Berufssoldaten entstanden Wohneinheiten im Stadtteil Eckernförde-Nord.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 diente die Kaserne Carlshöhe zunächst als Unterkunft für Flüchtlinge, Standort britischer Soldaten, Lazarett, Beschaffungsamt, Zentralersatzteillager, als Zweigstelle der Zollschule Flensburg, als Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein (1948–1954), als Landespolizeischule Schleswig-Holstein (1946–1950) und Sitz der Bereitschaftspolizei Schleswig-Holstein (1951–1956).[5], vorübergehend als Sitz des Landeskriminalamts Schleswig-Holstein.

Die Villa Carlshöhe war von 1948 bis 1958 Wirkungsstätte der Verlegerin und Schriftstellerin Hilde Fürstenberg[6]. In einem Festakt 1955 wurde hier die Knut-Hamsun-Gesellschaft gegründet und der Verleger Ernst Rowohlt zum Präsidenten gewählt.

Zum 1. Juni 1956 zog die Bundeswehr in die Kaserne ein. Zu den in Carlshöhe stationierten Einheiten gehörten unter anderen das Marineausbildungsbataillon 1 und im Anschluss die Marinefernmeldeschule, das Marinemusikkorps Ostsee, die Marineunteroffizierschule. Die Villa wurde wieder zum Offiziersheim. Der Standort Carlshöhe wurde von der Bundeswehr 2001 geschlossen. Die Badeanstalt im Windebyer Noor bestand bis in die 1970er Jahre.

Heutige Nutzung

Im Januar 2008 erwarb der Unternehmer Wolfram Greifenberg das 15 Hektar große Gelände. Neben einer neuen Bebauung mit Eigentums- und Mietwohnungen stellt der Inhaber einen Großteil des Geländes zu kulturellen und sozialen Zwecken zur Verfügung.

So haben sich zahlreiche Vereine und Firmen angesiedelt, es gibt ein Ärztezentrum, ein Pflegeheim, eine Galerie sowie diverse Dienstleister. Die ehemalige Sporthalle der Kaserne wurde zu einem Veranstaltungssaal (Carls Showpalast) für Konzerte, Lesungen usf. umgebaut.

Im ehemaligen Kasernengelände sind der Eingangsplatz und sieben Kasernenblocks als Kulturdenkmäler in Eckernförde geschützt. Dazu gehören das Torhaus sowie die flankierenden Stabs- und Lehrsaalgebäude "Jungmann" und "Preußer" sowie das Haus "Königsberg".[7][8] Die Villa Carlshöhe wurde 2009 abgerissen. Ärger bereitete 2011 die Fällung von Bäumen ohne Genehmigung.[9][10]

Bilder

Carlshöhe-Nord

Eine erste Ausdehnung der Bebauung Carlshöhes auf die Seite nördlich der Bundesstraße 76 erfolgte mit der Errichtung des Marine-Sportplatzes Carlshöhe, eine zweite mit der Wohnsiedlung am Lerchenweg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand 1946 in Nachbarschaft zur Lerchenweg-Siedlung am Rosseer Weg das Flüchtlingslager Klein Moskau. Es nahm gegenüber anderen Flüchtlingslagern in der Stadt eine Sonderstellung ein. Rein optisch wichen die Gebäude aus Baufertigteilen, die für Norwegen bestimmt waren, von anderen Lagerbaracken ab. Die Gebäude waren kleine Eigenheime mit 30 m² Wohnfläche auf Pachtgrundstücken der Stadt Eckernförde mit zeitlicher Begrenzung. Die ersten 20 dieser Heime konnten für 1000 RM erworben werden, der Pachtzins betrug 5 Rpf/m².[11] Insgesamt dürften mindestens 70 solcher Gebäude erstellt worden sein. 1957 standen noch 49, 1962 nur noch eines dieser Behelfsheime.

In der Folgezeit entwickelte sich der übrige Bereich zwischen der Bundesstraße 76 entlang des Rosseer Weges bis zum bis in die 1960er Jahre bestehenden Bahnübergang[12] vor allem (Ausnahme: Mehrfamilienhäuser gegenüber der Kaserne) zu einem Gewerbegebiet (Gewerbegebiet Nord) mit Teilwohnbebauung. Es siedelte dort Betriebe wie die Bekleidungsfirma Maris (das Gebäude wurde später als Bekleidungskammer der Bundeswehr genutzt), diverse Autoverkaufs- und reparaturbetriebe, Bus- und weitere Transportunternehmen, ein Saatgutunternehmen (mit eigenem Güteranschlussgleis), Handwerksbetriebe unterschiedlicher Branchen an. Auch der Recyclinghof Eckernförde befindet sich heute in diesem Gebiet.

Literatur

  • Heimatgemeinschaft Eckernförde e.V. und Abteilung für Regionalgeschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel, ECKernförde-Lexikon, Husum- Druck- und Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG., Husum 2014, ISBN 978-3-89876-735-4
  • Roland Voigt: Von der 'Leuchtboje' bis Carlshöhe – Eckernförde als Erprobungs- und Garnisonsstadt der Marine 1900-1945 in: Jann-Markus Witt: Eckernförde – Geschichte einer Hafen- und Marinestadt. Convent-Verlag, Hamburg 2006, ISBN 3-934613-96-9, Seiten 65 ff.

Weblinks

Commons: Carlshöhe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. auch die anderen Bezeichnungen waren in offiziellem Gebrauch; z.B. Karlshöh auf dem Messtischblatt „1524 - Hütten“, Ausgabe 1955 hier
  2. zu Wilhelm Kruckau siehe auch Artikel Villa Kruckau
  3. Heinz-Herbert Schöning: Die Eckernförder Kreisbahnen, Verlag Kenning, Nordhorn 1998, Seite 85, ISBN = 3-927587-70-2
  4. Aussage des Landesdenkmalamtes, so zitiert im ECKernförde-Lexikon, Seite 64
  5. siehe zur Landespolizeischule und zur Bereitschaftspolizei: Artikel Nachrichtenschule (Flensburg-Mürwik), Polizei Schleswig-Holstein und Eutin
  6. auf Carlshöhe entstand das Buch „Norwegenfahrt, Zum 100. Geburtstag Knut Hamsuns“
  7. Carlshöhe gestern & heute. In: carlshoehe-eckernfoerde.de. Abgerufen am 19. August 2016.
  8. Gernot Kühl: Ein Glücksfall für die Stadt. sh:z das medienhaus, 2016.
  9. Eckernförder Zeitung vom 22. Dezember 2011
  10. NABU Schleswig-Holstein
  11. Heimatgemeinschaft Eckernförde e.V. und Abteilung für Regionalgeschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel, ECKernförde-Lexikon, Husum- Druck- und Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG., Husum 2014, ISBN 978-3-89876-735-4 Seite 178 f. unter Berufung auf Gisela Rath, Klein Moskau in Eckernförde Jahrbuch 2007, Seiten 35 ff. der Heimatgemeinschaft
  12. die Straßenbezeichnung Rosseer Weg schloss den heutigen Rosseer Weg und die heutige Ostlandstraße bis zur Kreuzung Saxtorfer Weg ein

Koordinaten: 54° 29′ N, 9° 48′ O