Carsten Rodbertus

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Carsten Rodbertus in Wahnwegen (2011)

Carsten Wilhelm Rodbertus (* 9. März 1961)[1] ist einer der Gründer des Unternehmens Prokon. Er wurde jedoch am 1. April 2014 innerhalb des Insolvenzverfahrens der Prokon von allen Geschäftsführungspositionen abberufen.

Leben

Rodbertus absolvierte eine Ausbildung zum Industriekaufmann und arbeitete als Buchhalter in Hamburg.[2] Von 1985 bis 1994 war er in einem mittelständischen Unternehmen im Bereich Messebau tätig, ab 1989 Leiter des Finanz- und Rechnungswesens. Nach eigener Aussage weckte die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 sein Interesse an erneuerbaren Energien. Seit 1993 betrieb er zwei Windkraftanlagen mit je 110 kW Leistung in Arkebek im Kreis Dithmarschen, die nach seinen Großeltern Käthe und Paul benannt sind.[3]

Im September 2014 wurde bekannt, dass gegen Rodbertus zahlreiche Klagen auf Schadensersatz von Anlegern der Prokon vorliegen. Dies kann zu einer privaten Insolvenz von Rodbertus führen. Einen Antrag auf Insolvenz habe er allerdings noch nicht gestellt, weil er zunächst seinen Wohnsitz wechseln wolle. [4]

Rodbertus ist mittlerweile als Berater der Firma PmK - Projekte mit Konzept für eine lebenswerte Zukunft GmbH tätig.[5] [6] Auch wegen der schweren Vorwürfe des Insolvenzverwalters der Prokon gegen Carsten Rodbertus teilte die Stiftung Warentest am 26. September 2014 mit, die Geldanlage bei der PmK auf die Warnliste setzen zu wollen.[7]

In einem Beitrag des ZDF-Magazins Frontal21 wurde im März 2015 berichtet, dass Rodbertus inzwischen eine Anstellung als Produktionsmitarbeiter bei einem holzverarbeitenden Unternehmen gefunden hat. Diesem Unternehmen hatte die Prokon zu der Zeit, in der Rodbertus noch Geschäftsführer der Prokon war, Kredite in Höhe von 160 Mio. Euro gewährt und gemeinsam Waldbesitz in Rumänien erworben.[8]

Prokon

1995 gründete er zusammen mit Ingo de Buhr und einem dritten Gesellschafter das Unternehmen Prokon Energiesysteme GmbH.[9] Nach Meinungsverschiedenheit über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens schied de Buhr 1997 aus. Rodbertus entwickelte das Unternehmen zu einer Unternehmensgruppe weiter. Ein Unternehmen der Gruppe, die Prokon Regenerative Energien, stellte am 22. Januar 2014 einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.[10]

Seit April 2013 ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Rodbertus wegen Korruption. Ein Mitarbeiter des Landkreises Wesermarsch, der Standorte für Windparks plante, erhielt im Rahmen eines Nebenjobs Honorare von Prokon für drei Gutachten in Höhe von insgesamt 4375 Euro. Außerdem ermittelt die Wirtschaftsabteilung der Staatsanwaltschaft Lübeck wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung.[11][12]

Carsten Rodbertus gab Anfang März 2014 bekannt, die „Prokon Genossenschaft für eine lebenswerte Zukunft“ gründen zu wollen. Ein Ziel dieser Genossenschaft ist nach eigener Aussage, im Idealfall Projekte von der mutmaßlich insolventen Prokon Regenerative Energie GmbH zu übernehmen.[13] Die Rechtsform der Genossenschaft wurde später zugunsten der einer AG ersetzt.[14]

Am 26. März 2014 ordnete das Amtsgericht Itzehoe zur Sicherung der Insolvenzmasse und zur Aufklärung des Sachverhalts ein allgemeines Verfügungsverbot an.[15] Damit ist es Carsten Rodbertus und seinen beiden Kollegen mit sofortiger Wirkung und bis auf Weiteres untersagt, für die Prokon Regenerative Energien GmbH die Verfügungs- und Verwaltungsbefugnis auszuüben. Der vorläufige Insolvenzverwalter der Prokon Regenerative Energie GmbH teilte am 1. April 2014 mit, dass Carsten Rodbertus von seinen Geschäftsführungsaufgaben bei Prokon, inklusive aller Tochtergesellschaften, abberufen worden sei. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass die Tätigkeiten von Rodbertus für die „Prokon-Genossenschaft für eine lebenswerte Zukunft i.G.“ und seine jüngsten Äußerungen über Prokon keinen Raum für eine konstruktive Zusammenarbeit gelassen haben. Die Abberufung sei notwendig, um die für die Sanierung notwendige Ruhe in das Unternehmen zu bringen. Rodbertus habe das Betriebsgelände dauerhaft verlassen.[16][17] Nach Einleitung des Hauptinsolvenzverfahrens am 1. Mai 2014 über das Vermögen der Prokon Regenerative Energien GmbH teilte der Insolvenzverwalter mit, dass Rodbertus Ende April 2014 fristlos gekündigt worden sei.[18]

Die Staatsanwaltschaft Lübeck gab am 15. Juli 2014 auf Anfrage bekannt, dass Ermittlungen gegen Rodbertus und andere Verantwortliche wegen des Anfangsverdachts der Insolvenzverschleppung und anderer Delikte eingeleitet wurden.[19]

Im November 2014 wurde eine Einigung zwischen Rodbertus und dem Insolvenzverwalter der Prokon bekannt gegeben. Danach zieht sich Rodbertus aus dem Unternehmen zurück und der Insolvenzverwalter verzichtet auf die Geltendmachung von Schadensersatzforderungen.[20][21]

Einzelnachweise

  1. Melanie Bergermann, Jens Brambusch, Christian Kirchner: Lücken in der Ökobilanz. In: Andreas Petzold (Hrsg.): Capital. Nr. 7. Gruner + Jahr, Juli 2012, ISSN 0008-5847, S. 24–31 (online [abgerufen am 23. Januar 2014]).
  2. Lars-Marten Nagel, Marc Neller: Der Mann hinter dem riskanten Prokon-Versprechen. In: Die Welt. 14. Januar 2014, abgerufen am 24. Januar 2014: „Als Mitte der 80er-Jahre in Tschernobyl ein Atomkraftwerk in die Luft fliegt, beschließt ein junger Buchhalter aus Hamburg, die Welt zu verändern.“
  3. Carsten Rodbertus, der Kopf von Prokon. Bundesweite Honorarberatung, 19. Januar 2014, abgerufen am 23. Januar 2014.
  4. Ex-Prokon-Chef vor Privatinsolvenz, Wirtschaftswoche vom 20. September 2014
  5. [1] Pressemitteilung der PmK vom 16. September 2014
  6. Spiegel-Online: "Carsten Rodbertus - Prokon-Gründer wirbt für undurchsichtige Geldanlage"
  7. Ex-Prokon-Chef in neuer Mission, Stiftung Warentest vom 26. September 2014
  8. Frontal 21 - ZDF Mediathek, 10. März 2015
  9. Der Mann hinter Prokon. In: shz.de. 16. Januar 2014, abgerufen am 23. Januar 2014.
  10. Prokon meldet Insolvenz an – Geschäftsbetrieb geht weiter. Die Zeit, 22. Januar 2014, abgerufen am 23. Januar 2014.
  11. Lars-Marten Nagel, Marc Neller: Windenergie-Manager unter Bestechungsverdacht. In: Die Welt. 15. April 2013, abgerufen am 8. April 2014.
  12. Staatsanwaltschaft prüft Anzeigen gegen Prokon. In: Spiegel Online. 13. Januar 2014, abgerufen am 8. April 2014.
  13. Prokon gründet Genossenschaft. In: Handelsblatt. 25. März 2014, abgerufen am 8. April 2014.
  14. In: SHZ vom 28. April 2014 "Ex-Prokon-Chef wirbt jetzt um Aktionäre"
  15. Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der PROKON Regenerative Energien GmbH. Az 28 IN 11/14. In: Insolvenzbekanntmachungen.de. Amtsgericht Itzehoe, abgerufen am 8. April 2014: „Der Schuldnerin wird ein allgemeines Verfügungsverbot auferlegt (§ 21 Abs. 2 Nr. 2 InsO); die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über das Vermögen der Schuldnerin einschließlich des Rechts zum Einzug von Bankguthaben und anderen Forderungen geht damit auf den vorläufigen Insolvenzverwalter über.“
  16. Insolvenzverwalter trennt sich von Prokon-Geschäftsführer. In: OnVista.de. 1. April 2014, abgerufen am 1. April 2014: „‚Die Tätigkeiten von Herrn Rodbertus und Herrn Gronau für die Genossenschaft sowie ihre jüngsten Äußerungen über Prokon haben leider keinen Raum mehr für eine konstruktive Zusammenarbeit gelassen.‘, sagte der Hamburger Rechtsanwalt am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.“
  17. Prokon-Insolvenzverwalter stellt Geschäftsführer frei. In: Spiegel Online. 1. April 2014, abgerufen am 1. April 2014.
  18. Prokon-Anleger verlieren mindestens 40 Prozent. In: Zeit Online. 2. Mai 2014, abgerufen am 5. Mai 2014.
  19. Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Prokon-Chef. In: handelsblatt.com. Handelsblatt, 15. Juli 2014, abgerufen am 12. Juni 2015: „Die neueste Wendung im Fall Prokon: Die Staatsanwaltschaft Lübeck ermittelt jetzt gegen Firmengründer Rodbertus wegen Insolvenzverschleppung. Zuvor hatte der versucht, Anleger gegen den Insolvenzverwalter aufzubringen.“
  20. Insolvenzverwalter: Kapitel Carsten Rodbertus ist für Prokon beendet. In: spiegel.de. Spiegel Online, 19. November 2014, abgerufen am 12. Juni 2015.
  21. Gertrud Hussla: Prokon-Gründer Rodbertus zieht sich zurück. In: handelsblatt.com. Handelsblatt, 19. November 2014, abgerufen am 12. Juni 2015.