Central Tejo

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Central Tejo
Lage
Central Tejo (Portugal)
Central Tejo (Portugal)
Koordinaten 38° 41′ 44″ N, 9° 11′ 44″ WKoordinaten: 38° 41′ 44″ N, 9° 11′ 44″ W
Land Portugal
Daten
Typ Dampfkraftwerk
Primärenergie Fossile Energie
Brennstoff Kohle
Eigentümer Companhias Reunidas de Gás e Electricidade (CRGE)
Betreiber Companhias Reunidas de Gás e Electricidade (CRGE)
Betriebsaufnahme 1909
Stilllegung 1975
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Das thermodynamische Kraftwerk Central Tejo der Vereinten Gas- und Elektrizitätsgesellschaft “ Companhias Reunidas de Gás e Electricidade (CRGE)” versorgte die portugiesische Hauptstadt Lissabon sowie die nähere Umgebung mit Strom. Erbaut im Stadtteil Belém, war es von 1909 bis 1972 in Betrieb, ab 1951 jedoch nur noch als Ersatzstromzentrale. Über die Jahre wurde es mehrmals umgebaut und durch Anbauten erweitert, sodass man verschiedene Konstruktions- und Produktionsetappen unterscheiden kann.

Das ursprüngliche Kraftwerk “Central Tejo” von 1909 produzierte bis 1921. Von diesem Bauwerk ist heute nichts mehr zu sehen. 1914 begann der Bau der Fabrikhallen für die Niederdruckdampfkessel und den Maschinensaal, an die später noch mehrere Male angebaut wurde. Im Jahre 1941 schließlich wurde für die Installation der Hochdruckdampfkessel mit dem größten Gebäude dieser Industrieanlage begonnen und 1951 für einen zusätzlichen Dampfkessel weiter vergrößert.

Obgleich es 1972 zum letzten Mal lief, war die offizielle Schließung erst 1975. So verblieb der Stadt Lissabon ein archäologisches Industriedenkmal von größter Bedeutung, 1986 zum Kulturerbe öffentlichen Interesses erklärt.[1] Seit 1990 kann man das Dampfkraftwerk “Central Tejo” in seiner Neuauslegung als Elektrizitätsmuseum besichtigen.

Historische Entwicklung

Die 1909 errichtete Anlage, von der nichts übrig blieb, war das ursprüngliche Kraftwerk “Central Tejo”, in Betrieb bis 1921. Das Projekt von Ingenieur Lucien Neu, wurde vom Unternehmen Vieillard & Touzet (Ferdinand Touzêt war ein Schüler von Gustave Eiffel) ausgeführt.

Jahrelang wurde die Maschinerie angepasst, um den Wirkungsgrad der Zentrale zu steigern. Als im Jahre 1912 alle Anlagen komplett waren, verfügte das Elektrizitätswerk über fünfzehn kleine Belleville Dampfkessel und fünf Turbogeneratorsätze mit einer Leistung von 7,75 MW. Von 1916 bis zur Stilllegung 1921 wurde der Dampf von diesen neuen, im Niederdrucktrakt aufgestellten Kesseln geliefert. Danach wurde diese Fabrik demontiert, und die Gebäude bis 1938 als Lagerhallen und Werkstätten benutzt, als sie dann abgerissen wurden, um der neuen Hochdruckanlage Platz zu machen.

Niederdruckproduktion

Die 1914 begonnene Konstruktion der Fabrikhallen für die Niederdruckdampfanlage durchläuft drei wichtige Bauabschnitte, bevor sie 1930 fertiggestellt ist. Die erste Phase (von 1914 bis 1921) umfasst die Errichtung zweier Hallen für die Dampfkessel, den Maschinensaal für die Wechselstromerzeuger und das Umspannwerk. Die zweite Etappe (von 1924 bis 1928) entspricht der ersten Erweiterung des Kesselsaals durch den Anbau eines neuen Langhauses, den Erwerb eines zusätzlichen Turbogenerators, der Montage eines Kohlefördersystems und der Konstruktion der Einlasskanäle am Kai für die Kühlwasserversorgung. In der dritten Phase (von 1928 bis 1930) schließlich wurde die Dampfkesselhalle durch eine neue, noch geräumigere ersetzt, und der Maschinensaal sowie das Unterwerk zum letzten Mal vergrößert.

Somit bestand der Kesselsaal des Kraftwerks in den dreißiger Jahren mit elf Niederdruckkesseln, zehn von Babcock & Wilcox und einer von Humboldt. Im Maschinensaal arbeiteten fünf Generatorensätze verschiedener Potenz und Herkunft: Escher & Wiss, AEG (zwei Blöcke), Stal-Asea und Escher Wiss/Thompson.

Hochdruckproduktion

Die Kapazitätssteigerung durch die 1934 installierten neuen Drehstromgeneratoren von AEG erforderte den Erwerb neuer Kessel für den Betrieb mit Hochdruckdampf. Dies sollte das imponenteste Gebäude des Industriekomplexes werden. Es wurde auf dem Grundstück der ehemaligen, 1938 abgerissenen Stromzentrale errichtet. Dort wurden drei große Babcock & Wilcox Hochdruckdampfkessel aufgestellt, die 1941 anliefen.

Durch den Abbruch der ersten “Central Tejo” und der Errichtung des Hochdrucktrakts benötigte man noch Raum für Werkstätten und Lagerschuppen. Deshalb kaufte die Gesellschaft “CRGE” (Vereinte Gas- und Stromwerke) das benachbarte Gelände der alten Zuckerraffinerie Senna Sugar Estates, Ltd., damals im Besitz der “ Companhia de Açúcar de Moçambique”. Zur Unterbringung der Wasseraufbereitungsanlage wurden in der Niederdruckhalle zwei alte Dampfkessel abgebaut, um dort einen Raum für die Wasserbehandlung einzurichten.

1950 erweiterte man die Hochdruckhalle ein letztes Mal für einen zusätzlichen Dampfkessel. Dieser wurde im Jahr darauf in Betrieb genommen.

Anschluss an das nationale Versorgungsnetz

Die Gesetzesverordnung 2002 - Reglementierung der Nationalen Elektrifizierung – von 1944, gibt der hydroelektrischen Stromgewinnung absolute Priorität. Mit dem Bau des ersten großen Wasserkraftwerks am Staudamm Castelo de Bode verliert das Kraftwerk „Central Tejo“ an Bedeutung auf dem Sektor der Stromproduktion. Ab der Inbetriebnahme von Castelo de Bode 1951 funktioniert es nur noch ersatzweise.

Nichtsdestotrotz produziert es zwischen 1951 und 1968 ununterbrochen weiter, mit Ausnahme von 1961. Infolge eines Attentats gegen das Salazar-Regimen 1972, bei dem umgestürzte Hochspannungsleitungen zwischen Castelo de Bode und Lissabon die Stromversorgung unterbrochen hatten, wurde die Stromzentrale Central Tejo erneut angeworfen, um zum letzten Mal in seiner Geschichte elektrische Energie zu erzeugen. Sie wurde 1975 offiziell geschlossen.

Das Dampfkraftwerk „Central Tejo“ als Elektrizitätsmuseum

Nach der Stilllegung und Verstaatlichung der Stromgesellschaft beschloss man, dieses alte, thermodynamische Kraftwerk durch Nutzung für kulturelle Zwecke zu neuem Leben zu erwecken. 1986 wurde die erste Arbeitsgruppe für die Gründung des Museums gebildet, das 1990 der Öffentlichkeit seine Tore öffnen konnte. Zwischen 2001 und 2005 unterging das Museum einer tiefgreifenden Restrukturierung nicht nur bezüglich der Sanierung der Gebäude, sondern auch hinsichtlich seiner inhaltlichen Aufmachung. 2006 konnte das Museum endlich seine Wiederöffnung mit einem gänzlich neuen museologischen Konzept feiern, dynamisch, mit betont pädagogischer Ausrichtung.

Das Bauwerk

Nach vielen Umbau- und Erweiterungsarbeiten zeit seines Bestehens befindet sich das Bauwerk „Central Tejo“, ein grandioses Industriedenkmal der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in tadellosem Erhaltungszustand. Von der Ästhetik her wirkt der Gesamtkomplex sehr ausgeglichen dank der integrierten Eisenstruktur, welche bei allen Gebäudeteilen durch Ziegelbackstein überdeckt wird. Trotzdem erkennt man unterschiedliche stilistische Tendenzen zwischen den Fabrikhallen der Niederdruckproduktion und denen der Hochdruckdampfkessel.

Funktionsbeschreibung des Dampfkraftwerks

Das Funktionsprinzip eines thermodynamischen Kraftwerks basiert auf der Verfeuerung eines Brennstoffes, um Dampf zu erzeugen, der einen Wechselstromerzeuger aktiviert. Theoretisch scheint das recht einfach, erfordert jedoch eine komplexe Anlage von Maschinen, Leitungssystemen und logistischer Vorrichtungen.

Im Dampfkraftwerk “Central Tejo” kam hauptsächlich Kohle zum Einsatz, die auf dem Seeweg antransportiert, auf der Lagerhalde abgeladen und dann durch die Kohlemühle in die Mischsilos befördert wurde. Vom Förderband oben fällt sie dann auf den Wanderrost im Brennerraum, wo sie bei einer Temperatur von zirka 1200˚ C verbrennt. Die so erzeugte Hitze verwandelt das Wasser, das in den Rohren im Innern der Brennkammer zirkuliert, in Dampf, der dann den Turbogeneratoren zugeführt wird. Nur chemisch aufbereitetes Reinwasser darf in den geschlossenen Wasserkreislauf. Um Schäden an den Anlagen der Stromzentrale vorzubeugen, wird es vorbehandelt, gereinigt und gefiltert.

Unter hohem Druck (38 kg/cm²) erreicht der Heißdampf die Turbogeneratorensätze. Während die Turbine die Wärmeenergie des Dampfes in Bewegungsenergie umsetzt, überträgt der Wechselstromgenerator diese in elektrische Energie und erzeugt Dreiphasenwechselstrom mit 10.500 Volt und einer Frequenz von 50 Hertz, der vom Umspannwerk aus an die Verbraucher verteilt wurde.

Nachdem der Heißdampf seine Bewegungsenergie an die Turbinen abgegeben hat, strömt er in die Kondensatoren, wo er sich verflüssigt, um erneut als Speisewasser in den Dampfkesseln verwendet zu werden. Die Kondensation erfolgt durch den Kontakt des Abdampfes mit der kalten Oberfläche der mit Flusswasser gefüllten Rohrbündel im Innern des Kondensators. So kommt das Kühlwasser nie in Kontakt mit dem im Produktionsvorgang verwendeten Arbeitsmittel, dem aufbereiteten Reinwasser. Vom Kondensator wird das Wasser wieder zu den Dampfkesseln gepumpt und der Zyklus geschlossen.

Arbeitsverhältnisse im Elektrizitätswerk

Ohne die Menschen, die über Generationen dort arbeiteten, hätte das Dampfkraftwerk nicht funktionieren können. Außerdem erforderte das ununterbrochene Laufen des Elektrizitätswerks eine rigorose Arbeitseinteilung und Beschäftigung in Schichtbetrieb. Die nahezu fünfhundert Mitarbeiter, die abwechselnd Tag und Nacht Dienst hatten, waren auf mehr als fünfundvierzig Aufgabengebieten tätig. Diese reichten vom Kohleabladen zur Arbeit im Kesselsaal, vom Handwerker in den Schreiner- und Schiedewerkstätten bis hin zu den ausgebildeten Fachkräften und Ingenieuren.

Am meisten mussten sich die Leute plagen, die für Kohlefeuerung der Dampfkessel zuständig waren, aber auch die im Aschebunker waren nur extremster Hitze ausgesetzt, sondern auch dem Kohlestaub und dem durchwegs betäubenden Lärm. Trotzdem waren die meisten Arbeiter im Kesselsaal beschäftigt, wo sie die unterschiedlichsten Tätigkeiten ausführten. Hier trafen sich der technische Chefingenieur, das Fachpersonal, der Capo Heizmeister, der stellvertretende Heizer, die Heizer, die Schieber und die “Äscher” (verantwortlich für das Entleeren der Asche und Schlacke) und arbeiteten alle zusammen unter den härtesten Bedingungen, besonders letztere.

Patrimonialwert

Museumsexponat eines AEG-Turbosatzes im Maschinensaal.

Wie schon erwähnt, stellt das Kraftwerk “Central Tejo” einen relevanten patrimoniellen Wert dar, nicht allein aus architektonischer oder archäologischer Sicht, sondern auch in Bezug auf seine historische, soziale, antropologische und wirtschaftliche Bedeutung. Das hinterlassene Kulturgut jahrzehntelangen Betriebs ist unumstritten. Es war das große Elektrizitätswerk Lissabon und des Landes Portugal bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Sein Versorgungsradius reichte für das gesamte Stadtgebiet und das Tagus tal aufwärts, für die Straßenbeleuchtung, den Privatverbrauch und die Energieversorgung der Fabriken. Ohne seine Existenz wäre die Entwicklung Lissabons sicher anders verlaufen. Es stand hinter dem Wachstum und der Expansion der Stadt im 20. Jahrhundert, unterstützte die Industrialisierung der Region und den Bau der ersten elektrischen Bahnverbindung im Lande (Lissabon – Cascais).

Gleichzeitig war das Dampfkraftwerk “Central Tejo” entscheidend für die Modernisierung der Stadt. Mehrere Generationen arbeiteten unter härtesten Bedingungen an und unter den Dampfkesseln, damit andere in ihren Häusern Licht hatten, des Nachts auf beleuchteten Straßen gehen oder sich bequem mit der Straßenbahn die steilen Hügel Lissabons hochfahren lassen konnten. Der Gebäudekomplex der Stromzentrale beherbergt ein wertvolles Kulturerbe, das, wenn es gepflegt und erhalten wird, dazu beiträgt, dass dieses alte Kraftwerk der Deindustrialisierung des Stadtteils Belém entkommen und weiterbestehen kann als einzigartiges Industriedenkmal Portugals, vielleicht sogar Europas.

  • Immobilien: die Fabrikanlage “Central Tejo” (Kulturdenkmal öffentlichen Interesses seit 1986), mit Bauten von Niederdruckproduktion und Maschinensaal (1914–1930), von Hochdruckproduktion und Wasseraufbereitungstrakt (1938–1951), und die verschiedenen Werkstätten der Pflanze, deren Reihe von Gebäuden, (früher aus der ehemaligen Zuckerfabrik aus dem späten 19. Jahrhundert Prinzipien der 20. Jahrhundert), sind nun das Zentrum für Dokumentation und Reserven Museum.

Quellen

  • BARBOSA, Pires, CRUZ, Luís, FARIA, Fernando, A Central Tejo: A fábrica que electrificou Lisboa, Museu da Electricidade und ed. Bizânzio, Lisboa, 2007
  • COSTA, Vítor, Central Tejo. Breve resumo da sua evolução e dos seus processos tecnológicos (1906–1972), in Revista Arqueologia & Indústria, (2-3), pp. 149–160, Associação Portuguesa de Arqueologia Industrial (APAI), Lisboa, 1999/2000
  • SANTOS, António, "Arquitectura de Tijolo e Indústria. A Introdução do Tijolo Sílico Calcário em Portugal (1903–1913)", in Revista Arqueologia & Indústria, (1), pp. 101–114, Associação Portuguesa de Arqueologia Industrial (APAI), Lisboa, 1998
  • SANTOS, António, "A Arquitectura da Electricidade em Portugal (1906–1911)", in Revista Arqueologia & Indústria, (2-3), pp. 123–148, Associação Portuguesa de Arqueologia Industrial (APAI), Lisboa, 1999/2000
  • Revista Indústria Portuguesa, nº. 101, 118, 153, 164, 171 und 179
  • Wikienergia. Kategories und subkategories von Central Tejo, Museu da Electricidade, Acervo und Centro de Documentação. Konsultiert Mai 2010

Einzelnachweise

  1. Eintrag/IGESPAR. Einstufun durch Regierungserlass nº 1/86 3 Januar

Siehe auch

Weblinks

Commons: Museu da Electricidade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien