Chalkographische Gesellschaft zu Dessau

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Die Chalkographische Gesellschaft zu Dessau (1795–1806), auch Chalcographische Gesellschaft,[1] war ein deutscher Kunstverlag, der um 1800 durch die grafische Vervielfältigung bedeutender Kunstwerke die Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen wollte.[2] Außerdem bildete das Unternehmen ähnlich einer Kunstakademie junge Kupferstecher aus.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Justin Bertuch
(Gemälde von J. F. A. Tischbein, 1796)

Der Kunstsammler Friedrich Moritz Freiherr von Brabeck (1742–1814), ehemals Domherr in Hildesheim und Paderborn,[3] gründete 1795 in Dessau zur Vervielfältigung und Veröffentlichung der Meisterwerke seiner eigenen Gemäldegalerie, aber auch anderer Kunstwerke, eine Kupferstecher-Gesellschaft. Die Idee war, mit diesem ersten Unternehmen seiner Art, Kunst und Kunstwerke einer breiteren Öffentlichkeit im deutschsprachigen Raum näherzubringen und der Kunst dadurch ihren gebührenden Stellenwert zu ermöglichen, was bisher in dem in kleine Fürstentümer zersplitterten Deutschland nicht möglich war.[4] Gleichzeitig sollte es zu einem Zentrum deutscher Kunst werden. Dieses Unternehmen wurde bereits im Folgejahr auf Empfehlung des Architekten Friedrich Wilhelm Freiherr von Erdmannsdorff (1736–1800) vom Fürsten Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) aufgekauft und am 1. Oktober 1796 in die „Chalkographische Gesellschaft“ umgewandelt.

Dieses neue Unternehmen stand jetzt unter fürstlicher Verwaltung und wurde von Franz Graf von Waldersee und dem Freiherrn von Erdmannsdorf geleitet. Kaufmännischer Direktor war Friedrich Justin Bertuch (1747–1822). Ziel war es, den Engländern das Monopol in der Kupferstecherei zu nehmen. In allen größeren Städten Deutschlands und im Ausland richtete die Gesellschaft Lager ein, in denen sie ihre Grafiken zum Verkauf anbot. Für die von ihren Kunden gekauften Drucke verkaufte das Unternehmen zusätzlich mit Messing beschlagene Standardrahmen.

Schon im Jahr 1806 musste die Gesellschaft allerdings Konkurs anmelden. Zu niedrige Verkaufspreise bei zu hohen Honoraren für Zeichner und Kupferstecher hatten zu wirtschaftlicher Unrentabilität geführt.[5] In zehn Jahren ihres Bestehens gab die Gesellschaft 163 Kupferstiche und Schabblätter in Aquatinta-Technik heraus.

Künstler (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die „Chalkographische Gesellschaft“ arbeiteten namhafte Künstler wie

Ausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1986, 28. Juni – 30. August, Coburg: Die Chalcographische Gesellschaft Dessau. Ein Graphik-Verlag des 18. Jahrhunderts. Kunstsammlungen der Veste Coburg.
  • 1990, 25. November bis 6. Januar 1991, Düsseldorf: Die Chalcographische Gesellschaft zu Dessau. Profil eines Kunstverlages um 1800, Goethe-Museum Düsseldorf: Die Anfänge auf dem Wege der Entwicklung moderner Reproduktionstechniken und die von ihnen ausgehenden Einflüsse, die im bürgerlichen 19. Jahrhundert zur Bildung der Kunstvereine beigetragen haben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Friedrich Moritz von Brabeck: Vues sur l’état des arts en Allemagne et sur l’institut de gravure établi à Dessau, 1796
  • Johann Wolfgang von Goethe, Johann Heinrich Meyer: Chalkographische Gesellschaft zu Dessau, in: Propyläen Band II/1, 1799
  • A. H. Valentini (Pseudonym für Adolf von Heydeck, 1787–1856): Die chalkographische Gesellschaft zu Dessau unter der Regierung des Herzogs Leopold Friedrich Franz. Versuch eines Beitrags zu Nagler’s … Künstlerlexikon. Mit dem vollständigen Verlagsverzeichnis der Gesellschaft, Dessau 1847
  • Georg Böttger: Die Chalkographische Gesellschaft zu Dessau. Eine Erinnerungsschrift an die 100jährige Gründung am 1. Oktober 1796, Verlag Baumann, Dessau 1896
  • Albrecht-Friedrich Heine: Die Chalkographische Gesellschaft in Dessau 1795-1803, Ludwig Grote (Hrsg.), Verlag W. Schwalbe, Dessau 1930
  • Julie Harksen (Hrsg.): Die Chalcographische Gesellschaft in Dessau, Staatliche Galerie Dessau, Schloss Georgium, Dessau 1973
  • Susanne Netzer: Die Chalcographische Gesellschaft zu Dessau. Profil eines Kunstverlags um 1800, Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburger Landesstiftung. Coburg 1987
  • Joachim Kruse: Die chalcographische Gesellschaft zu Dessau. Profil eines Kunstverlages um 1800; Ausstellung 25. November 1990 – 6. Januar 1991, Goethe-Museum, Düsseldorf 1990
  • Uwe Quilitzsch (Red.): Chalkographische Gesellschaft zu Dessau. Ansichten von Dessau, Wörlitz und Umgebung, Hrsg.: Staatliche Schlösser und Gärten Wörlitz, Oranienbaum, Luisium. Wörlitz 1991
  • Erhard Hirsch: Die Chalkographische Gesellschaft zu Dessau, in: Bibliographie zur Geschichte von Anhalt, Verlag Böhlau, Dessau 1991
  • Norbert Michels (Hrsg.): „… Waren nicht des ersten Bedürfnisses, sondern des Geschmacks und des Luxus“. Zum 200. Gründungstag der Chalcographischen Gesellschaft Dessau. Verlag Böhlau, Weimar 1996
  • Jürgen Laubner: Die Chalkographische Gesellschaft. Anspruch u. Wirklichkeit einer Aktiengesellschaft in Dessau um 1800, Halle an der Saale 1997

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Chalkographie (griechisch: Chalcos = Kupfer) ist ein veralteter Begriff für die Kunst des Kupferstechens oder deren Ergebnis, den Kupferstich.
  2. Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der Freyen Künste, Seite 363, Dyck'sche Buchhandlung, Leipzig 1797 (Digitalisat)
  3. siehe auch: Brabeck
  4. Robert Nauman (Hrsg.): Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte, Seite 76, Verlag Rudolph Weigel, 1864(Digitalisat)
  5. Johann Dominik Fiorillo: Geschichte der zeichnenden Künste in Deutschland und den Vereinigten Niederlanden, Seite 208, Verlag Brüder Hahn, 1820 (Digitalisat)