Chief of Station
Chief of Station (COS, dt. „Stationsleiter“) ist die offizielle behördeninterne Amtsbezeichnung für den jeweiligen Residenten der CIA in einer US-Botschaft im Ausland.
Auftrag und Status
Der Posten wird regelmäßig von erfahrenen Einsatzleitern des semiunabhängigen National Clandestine Service, der Nachfolgeabteilung des Directorate of Operations (Einsatzabteilung), besetzt. Der Chief of Station ist verantwortlich für alle nachrichtendienstlichen Fragen im Gastland (Operationsgebiet), insbesondere aber für die Führung menschlicher Quellen (Human Intelligence).
Normalerweise ist er als Mitarbeiter des State Departments legendiert, oft als Presse-, Kultur- oder Wirtschaftsattaché, in jedem Fall aber in einer Funktion, in der er offiziell akkreditiert ist und somit diplomatische Immunität genießt. Bei verbündeten Ländern ist es üblich, dass die entsprechenden Behörden, die es angeht, darüber informiert sind, wer der COS der US-Botschaft ist. Bei neutralen oder feindlich gesinnten Gastländern gibt es zwar auch diplomatische Kontakte auf nachrichtendienstlicher Ebene, oft wird aber jemand inoffiziell als COS ausgegeben, während der Beamte, der die eigentliche entsprechende Funktion ausübt, eine verdeckte andere Position innerhalb des Botschaftspersonals innehat, also quasi doppelt verdeckt operiert.
Es kann vorkommen, dass nachrichtendienstliche und verdeckte Operationen auch ohne Wissen des COS in seinem Verantwortungsbereich durchgeführt werden. Dies geschieht jedoch eher in Ausnahmesituationen.
Im Falle einer Enttarnung, bzw. einer dokumentierten Tätigkeit des COS, die mit seiner offiziellen diplomatischen Funktion und Status unvereinbar ist (wenn er bei illegaler nachrichtendienstlicher Tätigkeit enttarnt und ertappt wird), wird er zur Persona non grata erklärt und ausgewiesen, da er ja aufgrund seiner diplomatischen Immunität rechtlich nicht belangt werden kann. Es ist internationale Praxis, dass eine Ausweisung mit diesem Hintergrund von der Gegenseite entsprechend beantwortet wird. In diesem Fall werden ebenfalls Diplomaten zur „unerwünschten Person“ erklärt, völlig unabhängig davon, ob sie sich tatsächlich illegal betätigt haben oder nicht. Dabei wird in der Regel auf Parität geachtet – wenn der eine Staat den Kulturattaché und zwei Mitarbeiter ausweist, dann verweist der andere Staat genauso viele Diplomaten in vergleichbarer Stellung des Landes.
Bekannte Chief of Stations
- Cofer Black: Khartum, Sudan von 1993 bis 1995
- Larry Devlin: Kongo 1960 und 1961.
- Stephen Kappes: Moskau, Neu-Delhi und Frankfurt[1]
- William Nelson: Taiwan 1963
- Henry Pleasants, Bern, Schweiz, 1950 bis 1956[2]; Bonn, Deutschland, 1956 bis 1964[3]
- Thomas Polgar: Frankfurt, 1949, Saigon, von 1972 bis 1975[2]
- Jose Rodriguez: Panama, Mexiko, und die Dominikanische Republik.[4]
- Theodore Shackley: Laos 1966 bis 1968, Saigon 1968 bis 1972
- John Stockwell: Katanga 1968, Burundi 1970.
- Andrew Warren: Algerien 2007-08,[5] angeklagt wegen Vergewaltigung.
- Richard Welch: Griechenland 1975,[6] getötet bei einem Attentat durch die Revolutionäre Organisation 17. November.
Einzelnachweise
- ↑ Mayer, Jane (2009), "The Secret History", The New Yorker, 22 Juni 2009, Seite 54.
- ↑ a b James H. Critchfield: Partners at Creation: The Men Behind Postwar Germany's Defense and Intelligence Establishments. Annapolis: Naval Institute Press, 2003. x + 243 pp, ISBN 1-59114-136-2.
- ↑ Bill Kelly: Felix Leiter = Henry Pleasants, 4. November 2008
- ↑ Tape Inquiry: Ex-Spymaster in the Middle. New York Times, 20. Februar 2008, abgerufen am 9. Januar 2011.
- ↑ Exclusive: CIA Station Chief in Algeria Accused of Rapes. ABC News, 28. Januar 2009, abgerufen am 9. Januar 2011.
- ↑ Weekly Intelligence Notes #31-02. Association of Former Intelligence Officers, 5. August 2002, abgerufen am 9. Januar 2011: „The third of the Greek terrorists accused of the assassination of CIA Station Chief Richard S. Welch in 1975 has been arrested“