Chirurgisch-Technischer Assistent

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Chirurgisch-Technischer-Assistent (CTA) ist ein Gesundheitsfachberuf in Deutschland. Chirurgisch-Technische-Assistenten führen nach der 3-jährigen, erfolgreich abgeschlossenen schulischen Ausbildung ihnen übertragene spezialisierte Assistenzaufgaben in medizinischen und operationstechnischen Bereichen, wie im Operationsbereich, der Ambulanz, der chirurgischen Bettenstation, unter Aufsicht eines Arztes durch.

Die Ausbildungs- und Prüfungsordnung wurde am 1. Oktober 2007 von der Medical School academia chirurgica GmbH in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) verabschiedet. Eine staatliche Anerkennung wird vom Fachverband gefordert, stößt jedoch auf Widerspruch aus den Reihen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI).[1]

In den jeweiligen Einsatzkrankenhäusern entlasten CTAs die Ärzteschaft durch die Übernahme delegierbarer ärztlicher Tätigkeiten.

Voraussetzungen für die Teilnahme an der Ausbildung

In Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie ist die Voraussetzung für den Zugang zur Ausbildung die Allgemeine Hochschulreife.[2][3]

Dauer und Gliederung der Ausbildung

Die drei Jahre dauernde Ausbildung findet an anerkannten CTA-Schulen als Lehrgang mit theoretischem und praktischem Unterricht sowie mit einer integrierten praktischen Ausbildung in den künftigen Aufgabenbereichen statt.

Die Ausbildung umfasst mindestens 1.900 Stunden theoretische Ausbildung und praktischen Unterricht sowie 3.000 Stunden praktische Ausbildung an den Lehrkrankenhäusern.[4]

Inhalte der Ausbildung

Unter anderem werden folgende Fächer unterrichtet:

Examensprüfungen

Die Examensprüfungen bestehen aus einem praktischen, schriftlichen sowie einem mündlichen Teil. Bei Bestehen der Examensprüfungen wird dem Kandidaten eine Urkunde sowie ein Zeugnis über die bestandene Prüfung ausgehändigt.

Tätigkeiten

Zu den Aufgaben eines CTA gehören unter anderem

  • Blutentnahmen
  • Entfernen von Drainagesystemen
  • Legen von transurethralen Blasenverweilkathetern
  • Assistenz bei diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen (z. B. Auskultation, Sonographie etc.)
  • die Durchführung der Anamnese
  • das Erstellen von Arztbriefen
  • postoperative Wundversorgung
  • das Codieren von Operationen und Patienten (DRG)
  • das Legen venöser Verweilkatheter[6]

Ein CTA ist also nicht nur im Operationssaal tätig, sondern auch auf der Station.[7]

Kritik am Berufsbild

CTAs übernehmen Aufgaben, die früher von Assistenzärzten als Teil ihrer Ausbildung wahrgenommen wurden. Eine Befürchtung ist, dass hier durch angehende Chirurgen notwendige Erfahrung und Routine im Operationssaal entgeht.[8][9][7][10] Die Umwidmung von Assistenzarztstellen zu CTA-Stellen ist jedenfalls real.[3]

Eine weitere Frage ist, inwieweit ein Arzt überhaupt Tätigkeiten an einen CTA übertragen darf.[8]

Entgegen dem Trend der Akademisierung im Gesundheitswesen (z.B. Pflege oder Hebamme) wurde hier ein Beruf sogar außerhalb der bisherigen Bildungssystematik (Berufsschule, Fachschule, Fachhochschule, Universität) geschaffen. Das Berufsbild existiert so im Moment nur in Deutschland. Die Kompetenzen eines ausgebildeten CTAs ähneln denen des historischen Berufes des niederen Wundarztes.[10]

Einige CTAs verstehen die Ausbildung auch als gut vorbereitende Warteposition auf einen Studienplatz.[3]

Auch noch offen sind die Weiterbildungsmöglichkeiten für ausgebildete CTAs. Natürlich gehört ständige Weiterbildung zum Beruf, jedoch besteht ohne formale Aufstiegsmöglichkeiten eine gewisse berufliche Sackgasse.

Schwierig ist auch die Abgrenzung zwischen Pflege, Ärzteschaft und den CTAs.[3][7]

Natürlich wurde der Beruf nicht grundlos eingeführt: Der Ärztemangel[8][7] (insbesondere rückläufiges Interesse an der Chirurgie[3][7]) und steigende Gesundheitskosten[3] sind ernsthafte Probleme, und der CTA ist eine Möglichkeit gegenzusteuern.

Gewisse Probleme wie die staatliche Anerkennung, die Weiterbildungsmöglichkeiten und die rechtliche Regelung der Kompetenzen der CTAs hängen zusammen und werden sich mit der Zeit klären. Entscheidend für CTAs von heute und CTAs in Ausbildung wird aber auch die genaue Ausgestaltung der staatlichen Anerkennung sein: Werden die heutigen Abschlüsse den staatlichen Abschlüssen nicht (voll-) gleichgestellt, so stehen die CTAs von heute vor einem Problem. Einige Ausbildungsstätten begegnen dem Problem der staatlichen Anerkennung, in dem sie Teile ihrer Ausbildung (z.B. die Theorie) für die Qualifikation zum OTA bzw. ATA anerkennen.[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. NRW will Beruf des Operationstechnischen Assistenten staatlich anerkennen, Ärzteblatt 21. Januar 2010
  2. Chirurgische Assistenz im Op, Interview in nahdran, Ausgabe 1/08, Bernecker MediaWare AG, Melsungen
  3. a b c d e f Berufsverband der Deutschen Chirurgen: CTA - Problem oder Perspektive
  4. Alice Hampel: Chirurgisch-Technische-Assistenz - Curriculum in Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Düsseldorf 2010
  5. Liste der gesamten Unterrichtsfächer inklusive Stundenanzahl
  6. Bernward Ulrich, Mitglied des Präsidiums der deutschen Gesellschaft für Chirurgie (Präsident 2003 bis 2004): Chirurgisch-Technischer-Assistent - Neue Chirurgische Partner im Op?, Vortrag in Münster am 27. Februar 2007
  7. a b c d e f Nichtärztliche Fachberufe im Krankenhaus: Hilfe oder Konkurrenz?
  8. a b c Müller, Helmut: Chirurgieassistenz: Kontraproduktive Entwicklung. Deutsches Ärzteblatt, 2013; 110(20): A-995 / B-867 / C-863
  9. Heilberger, Peter: Chirurgieassistenz: Ein Irrweg. Deutsches Ärzteblatt, 2013; 110(20): A-995 / B-867 / C-863
  10. a b Chirurgisch-Technische Assistenten und andere nicht ärztliche Gesundheitsfachberufe (PDF; 504 kB)
  11. http://www.academiachirurgicaonline.de/CTA.html