Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff

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Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff

Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff (* 7. November 1760 auf Burg Hülshoff; † 25. Juli 1826 ebenda) war Gutsbesitzer und der Vater der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff.

Herkunft

Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff wurde als ältester Sohn des Rittmeisters und Gutsbesitzers Clemens August I. von Droste zu Hülshoff (1730–1798) und seiner Gemahlin Maria Bernardina von der Recke-Steinfurt auf Burg Hülshoff geboren. Sein Vater — ein Ur-Urenkel von Bernhard II. von Droste zu Hülshoff — wird von Holsenbürger als großer, stattlicher Mann beschrieben, geübt im Reiten und Fechten. Er soll kalt und streng in seinem Aussehen gewesen sein und wurde von seinen Kindern mehr gefürchtet als geliebt. Seine Mutter dagegen wird als „Muster einer Frau“ und geschickte Gutsherrin gepriesen. Sie war in hohem Grade musikalisch und eine talentierte Malerin, von der noch heute ein Selbstportrait in Burg Hülshoff zu besichtigen ist. Sein Vater war in den Militärdienst des Hochstifts Münster als Rittmeister im Kavallerieregiment Friedrich Florenz Raban von der Wenge eingetreten, eine Stelle, die er an seinen Bruder Heinrich-Johann abtreten musste, nachdem er das Regiment zur Entführung seiner Braut missbraucht hatte. Der Brautvater kommentierte diesen Vorfall mit den Worten, die Lektüre zu vieler englischer Romane habe ihr den Kopf verdreht[1]. Der Vater war übrigens ein Patensohn des Fürstbischofs Clemens August von Bayern, was die Wahl dieses Vornamens erklärt.

Leben

Wegen der hohen Kosten und des Umbaus von Burg Hülshoff, den der Bruder des Vaters, der General Heinrich-Johann von Droste zu Hülshoff vornahm, wuchs Clemens-August II. weitgehend im Stadthaus der Familie in Münster auf. Jüngere Brüder von Clemens-August II. waren der Komponist Maximilian-Friedrich von Droste zu Hülshoff, Ernst Konstantin von Droste zu Hülshoff auf Haus Stapel und der Dompropst von Münster Heinrich Johann von Droste zu Hülshoff. Clemens-August II. verheiratete sich 1790 mit Rosina von Boeselager zu Honenburg, die jedoch bereits im gleichen Jahr verstarb. 1793 heiratete er Therese von Haxthausen, eine Tochter von Werner Adolph von Haxthausen und die älteste (Stief-) Schwester von Werner von Haxthausen und August von Haxthausen, die seit ihrem dreizehnten Lebensjahr im Kanonissenstift Freckenhorst gelebt hatte. Aus dieser Ehe stammen die Töchter Jenny (1795–1859), verheiratet mit Joseph von Laßberg, und Annette von Droste zu Hülshoff (1797–1848), die Dichterin sowie der Sohn Werner-Constantin von Droste zu Hülshoff (1798–1867), Erbe von Hülshoff und Politiker. Bereits jung verstarb der jüngste Sohn, Ferdinand von Droste zu Hülshoff (1802–1829), Forstmeister in Anhalt'schen Diensten.

Wirken

Als Gutsherr war Clemens-August II. in der Zeit der Säkularisation des Fürstbistums Münster und der nachfolgenden politischen Herrschaftswechsel zwischen Preußen und dem napoleonischen Großherzogtum Berg gefordert. Es gab Einquartierungen von Militär in Hülshoff und gegen seinen Willen wurde er zum maire des Dorfes Roxel ernannt. Als Grundbesitzer war er erfolgreich. Dabei konnte er darauf aufbauen, dass schon sein Vater 1775 einen Teil des alten Stammguts Grosse Deckenbrock, das seit 1572 nicht mehr im Familienbesitz gewesen war, für 5.242 Taler ersteigert hatte. Bei Burg Hülshoff ließ er das südlich gelegene, sumpfige Gelände trockenlegen. Dazu wurden die Stichgräben von dem östlichen und westlichen Turm der Vorburg zum Hausteich ausgehoben. Der fast verlandete Graben zwischen den beiden Türmen wurde vertieft. Auf ihn geht auch die heutige Form des Parks zurück, den er als Landschaftsgarten gestalten ließ. Clemens-August II. erwarb vorausblickend noch ein Jahr vor seinem Tod als Witwensitz das von Johann Conrad Schlaun erbaute und früher bewohnte Haus Rüschhaus, für lange Zeit Wohnsitz auch seiner Tochter, der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Der wichtigste Aspekt seines Wirkens war die tiefe Seelenverwandtschaft mit ihr, seine Wesenszüge wurden zum Nährboden für ihre Dichtung.

Literarische Fortwirkung

Die Dichterin hat ihren Eltern in ihrem Fragment „Bei uns zulande auf dem Lande“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Sie schreibt darüber: Dass ich „meine lieben Eltern so deutlich darin erkannte, daß man mit Fingern darauf zeigen konnte - das war eigentlich nicht meine Absicht, ich wollte nur einzelne Züge entlehnen…nun fürchte ich, wird es jedermann gradezu für Portrait nehmen …“ (Brief vom 20. Juli 1841 an August von Haxthausen). Über ihren zärtlich geliebten Vater heißt es darin: „Denkt Euch einen großen stattlichen Mann, gegen dessen breite Schultern und Brust fast weibliche Hände und der kleinste Fuß seltsam abstechen, ferner eine sehr hohe, freie Stirn, überaus lichte Augen, eine starke Adlernase und darunter Mund und Kinn eines Kindes, die weißeste Haut, die je ein Männergesicht entstellte und der ganze Kopf voll Kinderlöckchen, aber grauen, und das ganze von einem Strome von Milde und gutem Glauben überwallt, daß es schon einen Viertelschelm reizen müßte, ihn zu betrügen und doch einem doppelten es fast unmöglich macht; gar adlig sieht der Herr dabei aus, gnädig und lehnsherrlich, trotz seines grauen Landrocks, von dem er sich selten trennt.“ Dabei habe er „Mut für drei“, aber er bevorzuge das „gedruckte Blutvergießen“. Annette berichtet, dass er viel las, täglich mehrere Stunden, Zeitungen und immer Belehrendes, Sprachliches, Geschichtliches, zur Abwechslung Reisebeschreibungen. Sein Geigenspiel soll von seltener Vollendung gewesen sein, er komponierte auch. Sie beschreibt, wie er Zoologie und Botanik betrieb und in seinem „liber mirabilis“ alte prophetische Träume und Gesichte sammelte. Er hatte nach ihrer Schilderung Teil an der inneren Poesie des Münsterlandes als Heimat der Spökenkieker. In Charakter und Werk der Dichterin finden sich viele verwandte Züge. Die Dichterin urteilt zwar, dass ihre Mutter „geistig höher“ als ihr Vater stand, aber selten sei „das Gemüt vom Verstand so hoch geachtet“ worden. Ihre Mutter habe die Zügel nur gehalten, weil „der Herr eben zu gut sei, um mit der schlimmen Welt auszukommen“.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Holsenbürger, J.: Die Herren v. Deckenbrock (v. Droste-Hülshoff) und ihre Besitzungen. Münster i.W., 1869.