Concept d’Ivoirité

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Januar 2016 um 19:39 Uhr durch Dein Freund der Baum (Diskussion | Beiträge) (→‎Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Concept d'Ivoirité (französisch für Konzept der Ivorität, oder auch Ivorität und Ivorertum von frz. Ivorité) ist ein nationalistischer und rassistischer Begriff in der Elfenbeinküste.

Es definiert, wer nach der Meinung der Anhänger dieses Konzeptes als „Ivorer“ gilt und wer nicht. 1990 wurden auf der Grundlage des Concept d'Ivoirité Pässe ausgegeben, was zu Repressionen gegen Einwanderer führte. 1994 führte der damalige Präsident Henri Konan Bédié ein Gesetz ein, das die Ivorität zur Bedingung für die Präsidentschaftskandidatur machte.

Geschichte

Entwickelt wurde das Concept d’Ivoirité in den 1970er-Jahren. Es sollte die Gemeinsamkeiten der Einwohner der seit 1960 als unabhängiger Staat bestehenden Elfenbeinküste definieren.[1] In den 1980er-Jahren wurden in diesem Zusammenhang erstmals Spannungen sichtbar. In der Region Daloa gab es Konflikte zwischen einheimischer und eingewanderter Bevölkerung, wobei das Konzept die Einheimischen, unter anderem in Bezug auf Besitz von Land, bevorzugte.[1]

Alassane Ouattara, später selbst durch das Konzept benachteiligt, führte als Premierminister unter Félix Houphouët-Boigny im Jahr 1990 Ausweise ein, die das Konzept durch strenge Einschränkungen bezüglich der Herkunft erstmals umsetzten. Einem großen Teil der eingewanderten Bevölkerung wurde der Ausweis verwehrt, weil sie als „Nicht-Ivorer“ angesehen wurden. Oft wurden, unter dem Vorwand von Ausweiskontrollen, Migranten durch die Sicherheitskräfte diskriminiert.[1]

1994 ließ der damalige Präsident, Henri Konan Bédié, das Konzept auch als Voraussetzung für die Präsidentschaftskandidatur gesetzlich festlegen. Man musste mindestens fünf Jahre in der Elfenbeinküste leben und ivorische Eltern haben. Damit war es Ouattara nicht mehr möglich, bei den Präsidentschaftswahlen 1995 und den Präsidentschaftswahlen 2000 zu kandidieren, weil ihm vorgeworfen wurde, dass seine Mutter aus Burkina Faso stamme.[1][2] In der Folge boykottierten die Rassemblement des Républicains (RDR) und die Parti démocratique de Côte d'Ivoire (PDCI-RCA) die Wahl im Jahr 2000, der 2002 ein fünfjähriger Bürgerkrieg folgte.[2]

Laurent Gbagbo, einer der beiden Hauptkontrahenten der Regierungskrise 2010/2011, ist ein Vertreter des Concept d’Ivoirité.[3]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Ute Schaeffer: Eine Identität, die trennt, statt zu verbinden. In: ARD. 9. Januar 2011, abgerufen am 29. April 2011.
  2. a b Thomas Scheen: Ein Drama mit Ansage. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 16. März 2011, abgerufen am 18. März 2011.
  3. Sibylle Katja Bossart: Afrika-Spezialist Küng: „Die Frage ist: Wer ist Ivorer, wer nicht?“ In: Tagesschau (SF). 14. Januar 2011, abgerufen am 10. Juni 2011.