Cupro

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Textilie aus Cupro

Cupro (Abk.: CUP), auch Kupferseide oder Kupferfaser, ist eine aus Celluloseregeneraten aufgebaute textile Faser. Die Eigenschaften von Cupro sind mit Viskose vergleichbar. Cuprofasern werden vor allem zu Futterstoffen verarbeitet, denn sie sind atmungsaktiv, hygroskopisch und laden sich nicht statisch auf. Zudem haben die Stoffe einen seidigen weichen Griff und sind glatt und glänzend. Cupro kann gewaschen und gebügelt werden, ist aber nicht bügelfrei.

Historisches

Schon 1857 hatte der Zürcher Chemieprofessor Matthias Eduard Schweizer (1818–1860) festgestellt, dass sich Cellulose in einer Lösung von Kupfer(II)-hydroxid in Ammoniakwasser (Schweizers Reagens) auflösen lässt. Als Beginn der technischen Nutzung dieser Beobachtung kann das Französische Patent Nr. 203 741 aus dem Jahr 1890 von Louis-Henri Despaissis betrachtet werden. Wegen des frühen Todes des Erfinders kam es nicht zu einer kommerziellen Auswertung der Erfindung. 1897 meldeten der Chemiker Max Fremery und der Ingenieur Johann Urban ihr Verfahren, aus so verflüssigter Cellulose, Fäden herzustellen, zum Patent an. Fremery und Urban verwendeten diese Kupfer-Kunstseidefäden allerdings zunächst nur als Glühfäden in ihrer 1892 eröffneten Glühlampenfabrik in Oberbruch bei Aachen (Stadt Heinsberg). Nach weiteren Verbesserungen waren sie schließlich 1899 in der Lage, mit ihrem Verfahren auch brauchbare Kupfer-Kunstseidefäden für die Textilindustrie herzustellen, und so wurde am 19. September 1899 in Elberfeld (seit 1929 ein Stadtteil von Wuppertal) die Vereinigte Glanzstoff-Fabriken AG gegründet, deren Stammwerk weiter in Oberbruch bei Aachen beheimatet war. Wichtigster Abnehmer der Kupfer-Kunstseide wurde die bergische Besatzindustrie.

Parallel dazu begannen 1900 in Wuppertal-Oberbarmen die Entwicklungsarbeiten zur Kupfer-Kunstseidenproduktion der J. P. Bemberg AG, als deren Ausgangsstoff ab 1908 die Linter genannten nicht verspinnbaren kurzen Samenhaare der Baumwollsamen dienten. Ein neues, von Edmund Thiele 1901 bei der J. P. Bemberg entwickeltes Streckspinnverfahren machte es gleichwohl möglich, aus diesem Rohstoff ein Garn zu produzieren, das – als Bemberg-Seide bekannt – in seiner Feinheit der Naturseide entsprach und außerdem noch eine größere Festigkeit als Viskose-Kunstseide besaß.

1902 schlossen Fremery und Urban daraufhin ihre Glühlampenfabrik, um sich fortan vor allem der Kunstseidenproduktion zu widmen. Rasch erkannten die beiden das zukünftige Potential der Kunstseide, und so erwarben sie 1910/1911 zunächst die „Fürst Guido Donnersmarckschen Kunstseiden- und Acetatwerke“ in Sydowsaue bei Stettin (heute Szczecin-Żydowce, Polen) und anschließend deren Viscosepatente, um diese weiter zu vervollkommnen.[1]

Als Futterstoff, für die Herstellung von Oberbekleidung sowie für Accessoires war Cupro lange Zeit sehr beliebt. Aus Kosten- und Umweltschutzgründen allerdings wird es in Deutschland inzwischen nicht mehr hergestellt und durch Viskose oder andere Fasern ersetzt. In importierten Stoffen aber kann Cupro immer noch vorkommen.

Bis in die 1980er Jahre war Cuprophan das am häufigsten verwendete Material, welches als Membranmaterial in Dialysatoren für die extrakorporale Dialyse eingesetzt wurde. Heute werden hierfür vor allem synthetische Materialien mit besserer Biokompatibilität wie z. B. Polysulfon verwendet.

Herstellung

Cupro wird nach dem Kupferoxid-Ammoniak-Verfahren (Cuoxam-Verfahren) hergestellt. Bei diesem Verfahren wird Zellstoff in einer ammoniakalischen Lösung von Tetraamminkupfer(II)-hydroxid aufgelöst. Es entsteht eine zähflüssige Lösung, die 4 % Kupfer, 29 % Ammoniak und 10 % Cellulose enthält. Wird diese Flüssigkeit durch Spinndüsen in warmes Wasser gepresst, das schnell fließt, fällt die Cellulose als sehr feiner Faden aus (Streckspinnverfahren). Die Kupferionen werden über Ionenaustauscher entfernt und die Fasern mit verdünnter Schwefelsäure ausgewaschen.

Literatur

  • Ausführliche Informationen vom Hersteller Asahi Kasei über Bemberg.
  • Artikel Cupro und Kupferfaser in Brockhaus Enzyklopädie online, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG 2005–2009.
  • Kauffmann, G.B., A brief History of Cuprammonium Rayon in Seymour, R.B. u. Porter, R.S., Manmade Fibers: Their Origin and Development, London u. New York, 1993.
  • Jentgen, H., Die Entwicklung der Verfahren zur Herstellung von Kupferkunstseide, Chemiker-Zeitung 66(1942), S. 502–503 u. 523–525.

Einzelnachweise

  1. Kunstseide beim Strumpfmuseum.