Dagmar Lieblová

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Dagmar Lieblová (geboren 19. Mai 1929 in Kutná Hora) ist eine tschechische Germanistin, Übersetzerin und Holocaustüberlebende.

Leben

Dagmar Fantlová wuchs in einer tschechisch-jüdischen Familie auf. Sie war die Tochter des Arztes in Kutná Hora Julius Fantl und seiner Frau Irena; sie hatte eine jüngere Schwester. Zu Hause wurde Tschechisch gesprochen und mit den Großeltern gelegentlich Deutsch.

Am 2. Juni 1942 wurde die Familie in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Im Herbst 1942 wurde ihre Großmutter von dort in ein Vernichtungslager deportiert. Dagmar kam in den Mädchenblock L 410. Am 16. Dezember 1943 wurde die Familie in das KZ Auschwitz in das Theresienstädter Familienlager verlegt, wo Dagmar die Häftlingsnummer 70788 eintätowiert wurde. In Kinderblock traf sie auf Fredy Hirsch. Im Juli 1944 wurde sie als arbeitsfähig selektiert, ihre Familie verblieb im KZ Birkenau und wurde dort ermordet.

Lagerhaus G in Hamburg

Fantlová kam nach Hamburg in das Außenlager „Dessauer Ufer“ des KZ Neuengamme und leistete dort Zwangsarbeit. Im September 1944 wurde ihre Gruppe nach Neugraben verlegt. Ende März 1945 wurden sie in das KZ Bergen-Belsen verlegt und dort am 15. April von britischen Truppen befreit. Ihren 16. Geburtstag beging sie im Krankenrevier, das sie an Fleckfieber erkrankt war. Im Juli 1945 kehrte sie schwerkrank nach Kutná Hora zurück und konnte erst nach weiteren zwei Jahren Sanatoriumsaufenthalt den Schulbesuch wieder aufnehmen. Ab 1950 studierte sie an der Karls-Universität Prag Tschechische Philologie und Germanistik und wurde promoviert. Sie arbeitete als Mittelschullehrerin und heiratete 1955 einen Mathematiker, sie haben zwei Töchter und einen Sohn. Lieblová arbeitete auch für ein Jahr in der Sowjetunion und drei Jahre in Ghana. Ab 1968 waren sie wieder in Prag, wo sie eine Dozentur für Germanistik an der Universität erhielt.

Dagmar Lieblová wurde 2016 zu den Proben von Brundibár in das Teatro Real nach Madrid eingeladen, da sie als Kind im Ghetto Theresienstadt an den Aufführungen der Kinderoper teilgenommen hatte.[1]

Lieblová wurde 2011 mit dem Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden geehrt.

Schriften (Auswahl)

  • Jiří Šourek; Zdeněk Lukeš; Petr Liebl: Prag : Stadtführer durch das 19. und 20. Jahrhundert. Übersetzung Dagmar Lieblová. Prag : Artfoto, 1997
  • Jiří Šourek, Hana Bílková: Prag : fotografischer Stadtführer durch Prag. Übersetzung Dagmar Lieblová. Prag : Artfoto, 1998.
  • Jiří Šourek, Hana Bílková: Prag : Schätze der Prager Architektur. Übersetzung Dagmar Lieblová. Prag : Artfoto, 2003
  • Vojtěch Blodig; Erik Polák; ; Jana Nováková; Ludmila Chládková: Das Ghetto Museum Theresienstadt. Übersetzung Dagmar Lieblová. Terezín : Gedenkstätte, 1992
  • Odborné společenskovědní texty pro překlad z němčiny. Praha Státní Pedagogické Nakl. 1977

Literatur

  • Marek Lauermann: Přepsali se - a tak jsem tady : příběh Dagmar Lieblové. Brno : Pro Marka Lauermanna vydal Jakub Gottvald, 2013
    • Jemand hat sich verschrieben – und so habe ich überlebt. Bergmann Verlag, Borgholzhausen 2016, ISBN 978-3-945283-21-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ’Brundibár’, la unión hace la fuerza, bei Teatro Real, April 2016