Der Abend (Deutschland)
Der Abend
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Beschreibung | Eine Zeitung für Berlin |
Fachgebiet | Regionale Tageszeitung |
Sprache | deutsch |
Erstausgabe | 10. Oktober 1946 |
Einstellung | 23. Januar 1981 |
Erscheinungsweise | Täglich außer sonntags |
Chefredakteur | Maximilian Müller-Jabusch |
Herausgeber | Hans Sonnenfeld |
Geschäftsführer | Sonnenfeld und Müller-Jabusch |
ZDB | 40001-4 |
Der Abend war eine Tageszeitung, die von 1946 bis 1981 in West-Berlin erschien. Die Zeitung erschien täglich, außer sonntags, im großformatigen Berliner Format.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es im Sommer 1946 in Berlin 13 Zeitungen, davon erschienen nur fünf in den Westsektoren, während acht im sowjetischen Sektor herausgegeben wurden. Im Vorfeld der ersten Nachkriegswahl in Berlin, die am 20. Oktober 1946 in allen vier Sektoren stattfand, gingen die amerikanischen und britischen Militärregierungen daran, Schritte gegen dieses publizistische Ungleichgewicht zu unternehmen. So erteilte im Oktober 1946 die amerikanische Militärverwaltung Hans Sonnenfeld und Maximilian Müller-Jabusch eine Lizenz für eine Tageszeitung, die am 10. Oktober 1946 – zehn Tage vor der Wahl – erstmals erschien. Trotz des Titels „Der Abend“ handelte es sich um eine Mittagszeitung. Sonnenfeld, vor Kriegsende Prokurist und Druckereileiter bei Ullstein, wurde der Verleger des „Abend“, während Müller-Jabusch, in der Weimarer Republik Redakteur der Vossischen und dann bis 1940 Pressechef der Deutschen Bank, Chefredakteur wurde. Geschäftsführer des Verlages waren beide.[2]
Die Startauflage des „Abend“ lag im November 1946 bei 100.000 Exemplaren, bei einer Zeitungsauflage aller Titel in den Westsektoren von ca. 1,4 Mio. Exemplaren. Im deutlich kleineren Ostsektor lag die Gesamtauflage zum gleichen Zeitpunkt bei 2,8 Mio. Exemplaren. Nach der für die Westmächte erfreulich verlaufenen Wahl vom Oktober 1946 wurden die Auflagen wegen Papierknappheit wieder reduziert: der „Abend“ erschien nun mit 60.000 Exemplaren.[2]
Erhebliches Aufsehen erregte im November 1947 die Verschleppung des Reporters Dieter Friede nach Ostberlin, der für den „Abend“ und andere Zeitungen hauptsächlich aus dem sowjetischen Sektor berichtete. Die SMAD dementierte erst jegliches Wissen um das Schicksal des verschwundenen Friede, um dann im ADN Friedes Festnahme wegen des Vorwurfs der Spionage zu melden. Nach Stationen im Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen war Friede in Workuta inhaftiert, von wo er im Oktober 1955 nach West-Berlin zurückkehrte.[3]
Während der Berlin-Blockade ab 1948 verwaltete der Deutsche Verlag die Papierlieferungen an die Berliner Verlage, der Telegraf verteilte das Papier an alle Zeitungen, die im Berliner Format erschienen. Das waren neben dem „Abend“ der Sozialdemokrat, der Kurier, das Montags-Echo und das Spandauer Volksblatt.[1] 1953 gründete der Verlag des „Abend“ gemeinsam mit dem Tagesspiegel die Mercator-Druckerei, in deren Geschäftsführung ebenfalls Sonnenfeld und Müller-Jabusch eintraten.
Im Oktober 1978 legte Sonnenfeld sein Amt als Zeitungsverleger des „Abend“ und als Geschäftsführer von Verlag und Mercator-Druckerei nieder. Der Frankfurter Unternehmer Carl Eberhard Press (u. a. Deutsche Großtransportgesellschaft) erwarb für netto 5 Mio. DM 90 % des Anteils am Verlag und den 50 %-Anteil an der Mercator-Druckerei.[4] (Der ursprüngliche Kaufpreis war 7 Mio. DM;[5] nach Prüfung der Bücher konnte Press von Sonnenfeld jedoch mindestens 2 Mio. DM zurückfordern.)[6]
Der „Abend“, der noch in den 1960er Jahren eine Auflage von 100.000 Exemplaren hatte, lag Mitte 1980 bei nur noch 44.000 Exemplaren. Der Westberliner Zeitungsmarkt wurde vom Springer-Verlag dominiert, auf den 80 % der Gesamtauflage entfielen. Neben der Boulevardzeitung „Abend“ waren nur noch der „Tagesspiegel“ und das „Spandauer Volksblatt“ von Springer unabhängig. Während der „Tagesspiegel“ mit seiner liberalen Ausrichtung und seriösen Anmutung keiner direkten Konkurrenz durch Springer ausgesetzt war und das Volksblatt seine Stärke in der Ausrichtung auf Berlin-Spandau hatte, stand der Abend in direkter Konkurrenz zu Bild, B.Z. und Morgenpost. Im Juni 1980 erwarb Hossein Sabet den Abend und den 50 %-Anteil an der Mercator-Druckerei vom Vorbesitzer Carl Eberhard Press.[4] Sabet ließ die Zeitung ab Mitte September 1980 erstmals morgens erscheinen (Slogan: „Das Beste am Morgen ist für uns der Abend“) und wechselte die Redaktion aus. Neuer Chefredakteur wurde Karsten Peters, vormals Abendzeitung. Die neue Startauflage war 100.000 Exemplare, die Redaktion zog um und die Herstellung wurde auf Lichtsatz geändert. Am 23. Januar 1981 erschien die letzte Ausgabe des „Abend“; der Verlag war insolvent.[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horst Hoferichter, Ulrich Winkler-Hermaden: Das Scheitern der Tageszeitung „Der Abend“ auf dem Berliner Pressemarkt 1980/81. Ökonomische Rahmenbedingungen und inhaltsanalytische Vergleiche mit der „BZ“. FU Berlin, Berlin 1982. (Magisterarbeit)[8]
- Michael Mücke: Der Fall Abend. Eine medienpolitische Untersuchung über die Einstellung einer Zeitung. FU Berlin, Berlin 1982. (Magisterarbeit)
- Klaus Betz, Maksut Kleemann: Der Tod des Abend. Eine Berliner Zeitungsposse. Wissenschaftsverlag Volker Spiess, Berlin 1985.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geschichte der Stiftung und des Gründers Hans Sonnenfeld auf der Website der Sonnenfeld-Stiftung, Berlin
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Susanne Grebner: Der Telegraf: Entstehung einer SPD-nahen Lizenzzeitung in Berlin 1946 bis 1950. Lit Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-4540-0, S. 151.
- ↑ a b Susanne Grebner: Der Telegraf: Entstehung einer SPD-nahen Lizenzzeitung in Berlin 1946 bis 1950. Lit Verlag, Münster 2002, ISBN 3-8258-4540-0, S. 181–183.
- ↑ Arthur Lee Smith: Kidnap City: Cold War Berlin. Greenwood Publishing Group, London 2002, ISBN 0-313-32361-5, S. 26–29.
- ↑ a b Immer total. In: Der Spiegel. Nr. 36, 1980, S. 116 f. (online).
- ↑ Gunhild Freese: Sieben Millionen für den Abend. In: Die Zeit, Nr. 4/1978.
- ↑ Joachim Nawrocki: Morgens, wenn der Abend kommt. In: Die Zeit, Nr. 42/1980.
- ↑ Letztes Gift. In: Der Spiegel. Nr. 5, 1981, S. 90 (online).
- ↑ Nicht für den Artikel ausgewertet, bibliographische Angaben zitiert nach Ute Schäfer und Rainald Stromeyer (Hrsg.): Berlin-Bibliographie (1978 bis 1984) der Senatsbibliothek Berlin, Vol. 69. Walter de Gruyter, Berlin 1987, ISBN 3-11-011348-1, S. 404.