Derby Krakowa

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Wisla-Stadion.
Cracovia-Stadion.

Das Derby Krakowa (polnisch für Krakauer Derby) ist die Begegnung zwischen den Krakauer Fußballvereinen Wisla und Cracovia. Das Derby ist auch bekannt unter der Bezeichnung „Święta Wojna“ (Heiliger Krieg). Sie geht zurück auf den zwischen 1916 und 1930 für Cracovia spielenden Verteidiger Ludwik Gintel,[1] der irgendwann um 1920 vor einem Derby gegen Wisla gesagt haben soll: „Meine Herren, wir gehen jetzt in den heiligen Krieg“.[2]

Derbybilanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einschließlich der am 7. Oktober 2018 ausgetragenen Begegnung, die Cracovia im heimischen Stadion 0:2 gegen Wisla verlor, wurde das Derby Krakowa bisher insgesamt 198 Mal ausgetragen.[3] Aus diesen Auseinandersetzungen ging Wisla 92 Mal als Sieger hervor, Cracovia gewann 60 Begegnungen und 46 Partien endeten unentschieden.[4]

Soziologische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fans von Wisla sehen sich selbst gerne als den einzig wahren polnischen Verein der Stadt, während sie Cracovia als den Verein der damaligen Besatzungsmacht Österreich-Ungarn wahrnehmen.[5] Tatsächlich geht die Gründung von Cracovia (wie Wisla 1906 gegründet, aber zu einem früheren Zeitpunkt) auf eine Initiative des jüdischen Arztes Dr. Lustgarten zurück.[6] Sein jüdisches Flair sowie seine aristokratischen und bürgerlichen Strömungen[7] waren jedenfalls auch den kommunistischen Machthabern ein Dorn im Auge, weshalb das zum „uniformierten Sportverein“ umfunktionierte Wisla – von 1948 bis 1955 unter der Bezeichnung „Gwardia“ (dt. Garde) antretend – während der kommunistischen Epoche über weite Strecken erstklassig spielte, Cracovia hingegen nur selten im Oberhaus zu finden war. Entsprechend der Vereinshistorie gilt die Anhängerschaft von Wisla eher als staatsbefürwortend und politisch rechts, was sich unter anderem auch durch die „Ab ins Gas“-Rufe gegen Cracovia bemerkbar macht,[2] wohingegen das aus einem studentischen Umfeld hervorgegangene Cracovia sich gerne auf sein Intellektuellen-Image bezieht.[8]

Geografische Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die beiden Stadien sind nur etwa 1 km voneinander entfernt. Wislas Stadion befindet sich unmittelbar nordwestlich des Henryk-Jordan-Parks, das Stadion von Cracovia grenzt im Südosten an denselben Park. Entsprechend soll sich grob auch die geografische Aufteilung der jeweiligen Fanbasis ergeben: demnach sollen sich die Hochburgen von Wisla im Norden und Westen der Stadt befinden, während Cracovia seine Anhängerschaft vorwiegend aus dem Süden und Osten rekrutiert.[9][10]

Tatsächlich sollen die „Sharks“, wie sich die gefürchteten Wisla-Hooligans nennen, und ihr Pendant, die „Jude Gang“ des Stadtrivalen Cracovia, ganze Stadtviertel unter ihre Kontrolle gebracht haben, so dass diese jeweils als ihr Hoheitsgebiet bzw. von ihren Gegnern als Feindesland angesehen werden. Weil es gelegentlich vorkommt, dass eine Kampftruppe in ein vom Gegner kontrolliertes Viertel eindringt, kamen bereits mehrfach auch gänzlich unbeteiligte Personen zu Schaden.[11][12] Bei diesen Auseinandersetzungen geht es weniger um „Sport“ und „Ehre“ als um organisierte Kriminalität, in die viele Hooligans auf beiden Seiten verstrickt sind.[13] So sollen beide Seiten u. a. den Krakauer Drogenhandel nahezu komplett kontrollieren.[11] Zumindest bei Wisla soll die gefürchtete Hooligan-Gruppe der „Sharks“ bereits die Kontrolle über den Verein übernommen haben.[14]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. KS Cracovia: Beginning Life As A Member of the Pasy (englisch; Artikel vom 19. September 2013)
  2. a b Kraków Derby: Cracovia Krakau – Wisla Krakau bei derbys.org (abgerufen am 14. Oktober 2018)
  3. Stadion przejęty, Jesus wniebowzięty! Cracovia - Wisła 0:2! (polnisch; Artikel vom 7. Oktober 2018)
  4. Cracovia (Derby) – statystyka (polnisch; abgerufen am 16. Oktober 2018)
  5. Jens Mattern: Der Krakauer Fußballkrieg (Artikel vom 24. Februar 2011)
  6. Hardy Grüne: Enzyklopädie der europäischen Fußballvereine. Die Erstligamannschaften Europas seit 1885. Agon Sportverlag, Kassel 2000, S. 303. ISBN 3-89784-163-0
  7. Omar Gisler: Fußball-Derbys – Die 75 fußball-verrücktesten Städte der Welt. München: Copress 2007, S. 109. ISBN 978-3-7679-0883-3
  8. Michael Robausch: Ultras brüderlich vereint (Artikel vom 24. August 2015)
  9. Peterjon Cresswell & Simon Evans: The Rough Guide to European Football - A Fan´s Handbook 2000-2001. London: Rough Guides 2000, S. 425. ISBN 1-85828-568-2
  10. Wisla Krakow vs Cracovia Krakow (Memento des Originals vom 14. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.footballderbies.com bei footballderbies.com (abgerufen am 14. Oktober 2018)
  11. a b Rafael Buschmann: Hooligans in Krakau – Mit Messern und Macheten (Artikel vom 5. September 2011)
  12. Der „Heilige Krieg“ von Krakauer Hooligans ist ein echter Krieg (Artikel vom 10. August 2016)
  13. Thomas Dudek: Vor dem Krakauer Derby Wisla gegen Cracovia: Im Schatten des Krieges (Memento des Originals vom 17. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.11freunde.de (Artikel vom 2. Mai 2012)
  14. Thomas Dudek: Der Mörder sitzt im Kassenhäuschen (Artikel vom 2. Oktober 2018)