Dieter Seifert

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Dieter Seifert (* 1941 in Brüx) ist ein deutscher Ingenieur und Erfinder.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem Maschinenbaustudium am Rudolf-Diesel-Polytechnikum Augsburg war er jeweils für einige Jahre tätig als Sachbearbeiter bei der Escher Wyss AG in Zürich und Projektingenieur bei der Gesellschaft für Kernforschung, Karlsruhe. Danach setzte er seine wissenschaftliche Ausbildung fort durch ein Maschinenbau/Verfahrenstechnik-Studium an der TH München, gefolgt von einer Mitarbeit als Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl B für Verfahrenstechnik der TU München bei Alfons Mersmann. 1977 erfolgte die Promotion zum Dr.-Ing. an der TU München.[1] Von 1977 bis 2001 war er (leitender) Angestellter in der Entwicklung und Produktion von Photovoltaik-Silizium, hochreinem Silizium und Silizium-Wafern[2] bei der Wacker Chemie bzw. deren Tochter Siltronic AG, Burghausen.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmete sich Dieter Seifert wesentlich der Entwicklung einfacher und nachhaltiger Technik.

Solarkocher SK12
Urkunde zur Silbermedaille der Erfindermesse Genf 1988

Erfindungen und Entwicklungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Solarkocher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannt wurde Seifert durch die Entwicklung der ersten brauchbaren Solarkocher für Haushalte.[3][4] Der Durchbruch gelang mit der Konstruktion des Typen SK12[5]. Später folgte das nur noch in Details verbesserte Modell SK14[6]. Beide sind Vorbild für die meisten weiteren Parabol-Solarkocher-Bauweisen, und er inspirierte damit andere Konstrukteure zu Nachbauten und Abwandlungen.

Holzöfen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Ergänzung und Alternative zu Solarkochern konstruierte er für den Einsatz in Entwicklungsländern und Krisengebieten einfache Brennholz-sparende Kochherde. Zum Einsatz kommen die Modelle Save80[7], und Ben[8]. Mit diesen stieß Seifert ebenfalls eine Entwicklungstätigkeit an.

Nachführeinrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine wichtige Erfindung im Bereich der Solarenergie ist die VIAX-Nachführung. Mit dieser kann durch einen einzigen Antrieb eine zweiachsige Nachführung von Solar-Paneelen oder -Kochern erreicht werden.[9]

Methoden und Konzepte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Ziel, die Technik des solaren oder Brennholz sparenden Kochens den Zielgruppen bekannt und verfügbar zu machen, verfolgte und verfolgt Seifert verschiedene Wege:

Open-Source-Ansatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Anfang an strebte Seifert eine Vorgehensweise bei Entwicklung und Verbreitung seiner technischen Entwürfe an, die heute als open source bekannt ist, im speziellen Fall genauer "OSAT" (Abk. für Open-source appropriate technology). Die Konstruktionszeichnungen der Solarkocher wurden Interessenten frei zur Verfügung gestellt, mit Ermunterung zu Nachbau und Weiterentwicklung. Die Herstellung soll möglichst vor Ort mit den vorhandenen Möglichkeiten erfolgen, wofür insbesondere der SK12 optimiert ist.[10] In den entscheidenden Jahren (vor 2000) waren jedoch die Voraussetzungen für ein produktives open source-Geschehen noch ungünstig im Vergleich zu heute (Internet mit seinen Foren und Plattformen), so dass sich die oben beschriebene Rezeption erst spät ereignen konnte.

Partnerorganisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seifert betreibt sowohl eine langfristige Zusammenarbeit mit Organisationen aus dem Entwicklungshilfe-Bereich[11][12][13], sowie fallweise mit anderen Partnern, insbesondere:

CDM-Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seifert realisierte außerdem das erste CDM-Projekt, das solares Kochen zum Gegenstand hatte. Zu diesem Zweck gründete er mit Partnern die Firma Climate Interchange, deren Vorstandsvorsitzender er lange Zeit war.[15]

Motivation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seifert erfasste und reagierte auf Probleme und Folgen einer nicht nachhaltigen Brennholznutzung in den trockeneren Gebieten der Erde spätestens 1984,[16] bevor diese Problematik in das Bewusstsein der Allgemeinheit gelangte. Es sind dies die praktischen Schwierigkeiten der Bevölkerung bei der Brennholzbeschaffung, Desertifikation,[17] Klimawandel und Armutsbekämpfung.[18]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Versuch, für einfache nachhaltige Technik den Begriff „Permatechnik“ einzuführen, in Entsprechung zu „Permakultur“, ist bisher nicht gelungen.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1988: Silbermedaille der 16. Internationalen Erfindermesse Genf[19]
  • 2001: Bundesverdienstkreuz am Bande[17][16]
  • 2001: Premio Sol y Paz der Fondación Terra, Barcelona
  • 2003: Bezirksmedaille in Silber für Verdienste um den Bezirk Oberbayern[16][20]
  • 2012: Auszeichnung „Für die Solidarität“ von INTERSOL, Salzburg

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. D. Seifert, Untersuchung der Kristallisation von Kaliumchlorid aus wässriger Lösung, VDI-Forschungsheft 591, VDI-Verlag, Düsseldorf 1979
  2. Dieter Seifert: Vortrag "300mm-Siliciumscheiben - Chancen und Herausforderungen". In: VDI-Arbeitskreis Technikgeschichte und VDI/VDE Arbeitskreis Mikroelektronik und Mikro- und Feinwerktechnik (GMM). Fraunhofer-Institut für Festkörpertechnologie, München 11. November 1997.
  3. Solar Cookers International, Personenartikel. Abgerufen am 10. Januar 2021 (englisch).
  4. Patentanmeldung DE102010034448A1: Solarkocher. Angemeldet am 16. August 2010, veröffentlicht am 16. Februar 2012, Erfinder: Dieter Seifert.
  5. Solarkocher SK12. (PDF) Abgerufen am 10. Januar 2021.
  6. Solarkocher SK14. Abgerufen am 13. Januar 2021 (englisch).
  7. Vergleichsstudie zu Holzkochern, S. 50 und 55ff. (PDF) Abgerufen am 13. Januar 2021.
  8. Beschreibung des Ben-Kochers. Abgerufen am 10. Januar 2021 (englisch).
  9. Patent DE3301046C1: Tracking device. Angemeldet am 14. Januar 1983, veröffentlicht am 5. April 1984, Erfinder: Dieter Seifert.
  10. Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (Hrsg.), SONNENENERGIE 1/98 S. 10, 1998
  11. Seifert-Solarkocher und Holzöfen in Projekten der EG-Solar. Abgerufen am 11. August 2023.
  12. Seifert-Solarkocher und Holzöfen bei Fondación Terra. Abgerufen am 12. Januar 2021 (spanisch).
  13. Seifert-Solarkocher Projekt Intersol. Abgerufen am 13. Januar 2021.
  14. Alcan Solarkocherprojekt in Ningxia. Abgerufen am 13. Januar 2021.
  15. Handelsregistereintrag Climate InterChange. Abgerufen am 10. Januar 2021.
  16. a b c Frank Bartschies: Sein Engagement gilt den Ärmsten der Armen dieser Welt. In: Alt-Neuöttinger Anzeiger. Nr. 122. Passauer Neue Presse, Passau 28. Mai 2003, S. 27.
  17. a b Ein Leben für Solarkocher. In: VDI nachrichten. Nr. 28. VDI-Verlag, Düsseldorf 13. Juli 2001, S. 3.
  18. Lisa Brand: Leute gehen bewusster mit Energie um. In: Alt-Neuöttinger Anzeiger. Nr. 240. Passauer Neue Presse, Passau 18. Oktober 2022, S. 19.
  19. Urkunde zur Silbermedaille der 16. Internationalen Erfindermesse Genf. 1988, abgerufen am 25. März 2023 (französisch).
  20. Preisträger der Bezirksmedaille Oberbayern. Abgerufen am 2. April 2021.