Dilruba

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Bei freier Haltung der Hand wird das meend (Glissando) längs zur Saite und nicht wie bei der sitar durch Seitwärtsbewegung ausgeführt. Dilruba-Unterricht 2006
Die Melodiesaiten verlaufen über den Steg, die Resonanzsaiten durch eine Lochreihe im unteren Bereich des Steges

Dilruba (in Urdu auch delroba, delrubā, persisch دلربا) ist ein nordindisches, mit der sarangi vergleichbares Streichinstrument und eng verwandt mit der esraj. Neben der Anordnung der Resonanzsaiten ist der erkennbare Unterschied die Form des Resonanzkörpers: kantiger bei der dilruba und gerundet bei der esraj.

Bauform und Spielweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die dilruba dürfte in der Mogulzeit entstanden sein, möglicherweise als schlankere Version der mayuri vina (taus) mit ihrem charakteristischen Korpus in Pfauenform, die esraj vermutlich im 19. Jahrhundert. Der Resonanzkörper der dilruba ist etwas breiter und an den Seiten weniger stark eingebaucht, dadurch entsteht ein vollerer Klang. Das Instrument hat seitlich entlang des Griffbretts etwa 15 Befestigungen für Resonanzsaiten, über den Steg verlaufen in der Regel vier Hauptsaiten, wovon nur eine als Melodiesaite gestrichen wird, die drei anderen sind Bordunsaiten. Es werden dilruba mit bis zu 20 Resonanz- und fünf Melodiesaiten angefertigt, die alle aus Metall sind.

Das Griffbrett mit Metallbügeln als Bünden entspricht dem der sitar, der fellbespannte Korpus ähnelt der sarangi. Einige der Bünde können verschoben werden, um die Tonhöhen dem zu spielenden Raga entsprechend anzupassen. Fellbezug und Anzahl der Saiten hat die dilruba mit dem afghanischen Zupfinstrument rubāb gemeinsam.

Die Tonhöhe wird mit dem Zeigefinger der linken Hand festgelegt, mit dem Mittelfinger kann das Spiel beschleunigt werden. Im Unterschied zur sitar müssen die Saiten nicht bis auf den Bund niedergedrückt, sondern nur berührt werden. Damit ist es möglich, Zwischentöne an Stellen ohne Bund zu spielen. Der Bogen (gaz) wird ähnlich wie bei der sarangi gestrichen. Der Musiker sitzt im Schneidersitz am Boden und lässt das Instrument senkrecht auf dem linken Knie ruhen, oder es steht auf dem Boden und wird an die linke Schulter gelehnt.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die dilruba gehört zu den Musikinstrumenten der leichten Klassik und zur Khyal-Richtung (persisch خيال), dem am häufigsten gespielten Stil der klassischen nordindischen Musik. Sie ist besonders im Nordwesten des Landes und in Pakistan verbreitet, die esraj eher in der östlich gelegenen Region Bengalen.

In der von Paschtunen gespielten Musik in Afghanistan wurde ab Mitte des 20. Jahrhunderts das Volksmusikinstrument sarinda unter wachsendem indischen Einfluss häufig durch die dilruba oder sarangi ersetzt. In professionellen Bands der afghanischen Städte war die dilruba ein zusätzliches Begleitinstrument neben dem Sänger und Harmonium-Spieler, der rubāb, dutār und tabla. Zwei oder drei dilruba konnten auch einen Rubab-Spieler begleiten.[1]

Das Kabuler Künstlerviertel Charabat war ein Zentrum der afghanischen Musik. Im Orchester von Ghulam Hossein, das ab den 1940er Jahren begann, populäre Musik im neu gegründeten Radio Kabul zu spielen, war auch der bekannte Dilruba-Musiker Ustad Nazar Mitglied. Nazar spielte auch im Orchester von Ustad Qasem.

In der europäischen Popmusik fand sie unter anderem Eingang durch ihre Verwendung in George Harrisons Komposition Within You Without You von 1967, zusammen mit anderen indischen Instrumenten.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Baluji Shrivastav: The Art of the Indian Dilruba. Arc Music, CD 1998

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dilruba. In: Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Musical Instruments. Macmillan Press, London 1984, Bd. 1, S. 569
  • Alastair Dick: Dilrubā. In: Grove Music Online, 11. Februar 2013

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dilruba – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. John Baily: Music of Afghanistan: Professional Musicians in the City of Herat. Cambridge University Press, Cambridge 1988, S. 83, 103, 118, 133 (Abb.)