Echter Galgant

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Echter Galgant

Echter Galgant oder Galgantwurzel (Alpinia officinarum),
Illustration aus Koehler 1887

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Ingwerartige (Zingiberales)
Familie: Ingwergewächse (Zingiberaceae)
Unterfamilie: Alpinioideae
Gattung: Alpinia
Art: Echter Galgant
Wissenschaftlicher Name
Alpinia officinarum
Hance

Der Echte Galgant (Alpinia officinarum), auch Galgantwurzel, Kleiner Galgant, Galgant oder Siam-Galgant genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae) gehört. Er wird als Gewürz- und Heilpflanze verwendet.

Verbreitung

Er ist auf der Insel Hainan heimisch und wird dort sowie in Thailand und ganz Südostasien angebaut.

Beschreibung

Der Echte Galgant ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 1,50 Meter erreicht. Es werden schlank-zylindrische, horizontal auswachsende Rhizome als Überdauerungsorgane gebildet. Die ganzrandigen Laubblätter sind ungestielt; sie werden 20 bis 30 cm lang und 1 bis 2,5 cm breit.

Es werden traubige Blütenstände mit kleinen Hochblättern gebildet. Die zwittrigen Blüten sind weiß mit rötlichen Linien. Die verwachsenen Kelchblätter sind etwa 1,5 cm lang. Die zu einer Röhre verwachsenen Kronblätter sind 8 bis 10 cm lang. Der Fruchtknoten ist behaart. Es wird eine rundliche, rote Kapselfrucht gebildet mit etwa 1 cm Durchmesser. Sie blüht von April bis September und fruchtet von Mai bis November.

Nutzung

Rhizom

Das bis zu einem Meter lange Rhizom wird als Speisegewürz verwendet. Es riecht würzig und schmeckt bitter aromatisch sowie schwach brennend, erinnert etwas an Ingwer. Galgant ist Bestandteil von Gewürzmischungen (zum Beispiel Curry oder Leberwurstgewürz) und wird auch bei der Herstellung von Kräuterlikören geschätzt.

Die Pflanzenheilkunde[1] verwendet das im Rhizom vorhandene ätherische Öl mit Gingerolen, Galangol, Flavonoiden und Gerbstoff. Neben der Anregung der Verdauung wirken die Inhaltsstoffe krampflösend (karminativ) sowie bakterien- und entzündungshemmend (antiphlogistisch). Dadurch bietet sich eine Verwendung bei Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Völlegefühl sowie bei leichten krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich an.[2]

Neben fungiziden Wirkungen konnten tumorhemmende Effekte des Galgant nachgewiesen werden und er vermag im Zusammenspiel mit zytostatischen Mitteln zytotoxische Eigenschaften von Chemotherapien zu unterdrücken.[2]

Nebenwirkungen und Kontraindikationen sind nicht bekannt.

Arznei-Geschichte

Galenga (Alpinia officinarum). In: Abdul ibn Butlan. Tacuinum sanitatis in medicina. 13. Jh., Codex Vindobonen­sis Series Nova 2644, Blatt 32v

China

Im chinesischen Arzneibuch „Sammlung von Rezepten berühmter Ärzte“ (Míngyī biélù) des Taoisten, Mathematikers, Alchemisten und Arztes Táo hóng jĭng (452-536) wurde die Arznei-Wirkung der Wurzel des Echten Galgants (Gāo liáng jiāng) erstmals beschrieben. Wegen ihres scharfen Geschmacks und wegen ihrer starken Wärmewirkung wurde sie zur Behandlung von „kühlen“ Magen-Darm-Erkrankungen verwendet.[3] Die aktuell gültigen chinesischen Arzneibücher empfehlen die Droge zur Behandlung folgender Erkrankungen: Kühle-Schmerz im Bauch, Magen-Kälte und Erbrechen, Aufstoßen und Sodbrennen.[4][5]

Arabien und Europa

Dioskurides, Plinius und Galenos kannten den Echten Galgant nicht. Von arabischen Kaufleuten wurde er vermutlich schon im frühen Mittelalter über Indien nach Westen gebracht.[6]

Im 10. Jh. verfasste der Medizinhistoriker Ibn Ğulğul (Ibn Dschuldschul)[7] in Cordoba eine „Ergänzung zur Materia medica des Dioskurides“ (Maqāla fī Dikr al-adwiya allatī lam yad kurhā Diyūsqūrīdas fī kitābihī). Darin nannte er den Galgant „Hūlanğān“:

„Hūlanğān. Eine indische Droge, warm und feucht. Sie steigert die Potenz, ist dem kalten Magen bekömmlich, von angenehmem Geruch, kräftigt den Magen, die kalte Leber und die inneren Organe.“

Ibn Ğulğul: Ergänzung zur Materia medica des Dioskurides.[8]

Von späteren arabischen und europäischen Autoren und Autorinnen wurden diese Angaben übernommen und ergänzt.[9][10][11][12][13][14][15][16][17][18][19][20]

Im 19. Jh. war die Wurzel des Echten Galgants Bestandteil der Tinctura aromatica - der Aromatischen Tinktur. Diese wurde zur Gruppe der „Reizenden Arzneimittel (Erethistica)“ gerechnet[21]:

„Nimm: Zimmtcassie zwei Unzen [ca. 58 Gramm], kleine Kardamomen, Gewürznelken, Galgantwurzel, Ingwerwurzel von jedem eine halbe Unze [ca. 14,5 Gramm]. Pulvere sie gröblich, und gieße darauf rektifizierten Weingeist zwei Pfund. Mazeriere acht Tage in einem verschlossenen häufig zu schüttelnden Gefäße, dann presse aus und filtriere. Sie sei von rothbrauner Farbe.“

Karl Friedrich Mohr: Commentar zur Preussischen Pharmakopoe (6. Auflage). Vieweg und Sohn, Braunschweig 1854, Band II, S. 373 [22][23]

Quellen

Referenzen

  1. Köhler’s Medizinal-Pflanzen. Band II, Gera 1887, No 187 Digitalisat
  2. a b Siegfried Bäumler, Heilpflanzenpraxis heute: Porträts, Rezepturen, Anwendung
  3. Zitiert nach Bencao Gangmu, Buch 14 (Kommentierter Reprint, VR China 1975, Band II, S. 862).
  4. Zitiert und übersetzt nach: Pharmakopoe der VR China 1985. Band I, S. 252.
  5. George Arthur Stuart. Chinese Materia Medica. Vegetable Kindom. Shanghai 1911, S. 31 Digitalisat
  6. Köhler’s Medizinal-Pflanzen. Band II, Gera 1887, No 187: Name und Geschichtliches Digitalisat
  7. Manfred Ullmann. Die Medizin im Islam. In: Handbuch der Orientalistik. 1. Abt., Erg. Bd. VI, 1. Abschn. E. J. Brill, Leiden 1970, S. 229, 268
  8. Nach: Albert Dietrich. Die Ergänzung Ibn Ğulğul’s zur Materia medica des Dioskurides. Arabischer Text nebst kommentierter deutscher Übersetzung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, S. 32: Hūlanğān (von Dietrich als Alpinia officinarum gedeutet).
  9. Avicenna. Kanon der Medizin. Ausgabe Andrea Alpago, Basel 1556, S. 243 Galanga Digitalisat
  10. Konstantin der Afrikaner (Ibn al-Dschazzar) (11. Jh.) De Gradibus. Druckausgabe Basel 1536, S. 372: Galanga Digitalisat
  11. Circa instans. De simplicibus medicinis. (12. Jh.). Druck Venedig 1497, Blatt 199r: Galanga Digitalisat
  12. Macer floridus. (11. Jh.). Druck Basel 1527, S. 45: Galanga Digitalisat
  13. Prüller Kräuterbuch. (12. Jh) Friedrich Wilhelm. Denkmäler deutscher Prosa. München 1960, Band I, S. 44-45; Band II, S. 112. Galgan. Bayerische Staatsbibliothek Clm 536, Blatt 86v: Galgan Digitalisat.
  14. Hildegard von Bingen: Physica., 12. Jh. Druckausgabe Straßburg 1533, S. 16: Galanga Digitalisat
  15. Pseudo-Serapion, 13. Jh., Druck Venedig 1497, Blatt 146r (No. CCCXXXII): Galanga Digitalisat
  16. Heidelberg Cpg 620, Rezeptsammlung – Nordbayern um 1450, Blatt 75r: Galganum Galgant-Gewürz-Traktat. Digitalisat.
  17. Franz Pfeiffer (Hrsg.). Konrad von Megenberg. Buch der Natur. Stuttgart 1861, S. 368: Galgan Digitalisat
  18. Herbarius Moguntinus. Mainz 1484 (Ausgabe Passau 1484), Teil II, Kapitel18: Galanga Digitalisat
  19. Gart der Gesundheit. (Mainz 1485). Ausgabe Augsburg (Schönsperger) 1485. Cap. 198 Galanga galgen Digitalisat
  20. Hieronymus Bock. Teutsche Speiskammer. Wendel Rihel, Straßburg 1550, Blatt 102v: Von Galanga wurtz Digitalisat
  21. Theodor Husemann. Handbuch der gesammten Arzneimittellehre. Springer, Berlin. 2. Aufl. 1883, Band II, S. 517 Digitalisat
  22. Mohr 1854, Band II, S. 373; Universitätsbibliothek Düsseldorf Digtalisat
  23. Theodor Gottfried Husemann (1833-1901). Handbuch der gesammten Arzneimittellehre. 2. Aufl., Band II, Springer, Berlin 1883, S. 565 Digitalisat

Weblinks

Commons: Echter Galgant – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien