Ehe im Römischen Reich

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Römische Eheschließung auf einer Urne (Museo delle Terme di Diocleziano, Rom)

Ehe und Familie galten im antiken Rom als heilig. Nicht umsonst war Concordia einerseits die Schutzgöttin des gesamten Staatswesens und gleichzeitig Beschützerin der Ehe (matrimonium). Die Ehe galt im antiken Rom als Stütze der Gesellschaft, vor allem in materieller Hinsicht. Auch das Eherecht berücksichtigte vor allem die materiellen Aspekte der Ehe.

patria potestas und pater familias

Für das Familien- und Eheleben rechtlich konstitutiv war die patria potestas des pater familias, des männlichen Familienoberhauptes. Die patria potestas bedeutete uneingeschränkte Macht über die familia, zu der, anders als bei einer Familie heute, auch die verheirateten Söhne mit ihren Frauen und Kindern, Adoptivsöhne, Sklaven, Vieh und das sonstige Besitztum gehörten. Die familia ist als Rechtsverband und Vermögensgemeinschaft zu verstehen, wobei der pater familias auch durchaus religiöse Aufgaben wie die Darbringung von Opfern zu erfüllen hatte.

Die patria potestas wurde in der Realität des Alltags jedoch weniger durch Exzesse der Terrorisierung durch den pater familias deutlich, obwohl Quellen von Einzelfällen berichten. Vielmehr zeigte sich dessen hervorragende Stellung durch die Verfügungsgewalt über das Vermögen und auch in – einer aus heutiger Sicht entsetzlichen Form – der Entscheidungsgewalt des pater familias über die Aussetzung neugeborener Kinder, die das Familienoberhaupt nicht aufziehen konnte oder wollte, sei es aus finanziellen Gründen, sei es weil sie uneheliche Kinder, behindert oder schlicht Mädchen waren. Die Aussetzung von Neugeborenen auf öffentlichen Dunghaufen war in der ganzen römischen Welt bis zum Jahr 374 n. Chr. legal. Die Kinder verfielen demzufolge dem Tode oder bestenfalls der Sklaverei, oder wurden in Glücksfällen als alumni in andere Haushalte aufgenommen.

sui iuris

Frei (sui iuris), d. h. befreit aus der patria potestas, wurden die Söhne erst durch den Tod des pater familias, seltener durch die später häufiger werdende mancipatio, den Scheinverkauf durch den pater familias an Dritte, die dann die Freilassung aussprachen. Die Töchter aber standen nach dem Tod des Vaters unter der Tutela mulierum eines entweder vom Vater oder von ihnen selbst gewählten Tutors. Vom Erbteil, das die Söhne und Töchter dann empfingen, hing ihre weitere Lebensperspektive ab. Das Testament konnte aus dieser rechtlichen Stellung des pater familias heraus von diesem als Waffe zu Lebzeiten eingesetzt werden, um seine Autorität deutlich zu machen und die familia an sich zu binden. Die einzigen Römer, die demnach im vollen Sinne des Wortes freie Männer waren, waren also diejenigen, die vaterlos oder für mündig erklärt worden waren, den Status des pater familias hatten und über ein Erbe verfügten.

Eine viduaWitwe oder Geschiedene – war ebenfalls sui iuris, wenn ihr Vater nicht mehr lebte.

Eheschließung

Heirateten Bürger und Bürgerin des Römischen Reiches, so geschah dies in der Regel rein privat und ohne größere staatliche oder religiöse Zeremonie und schriftlichen Vertrag. Wohl existierte ein traditioneller Hochzeitsritus; dieser war aber nicht rechtsverbindlich.

Standen die beiden künftigen Ehepartner noch unter der Macht eines pater familias, so benötigten sie dessen Zustimmung. Häufig wurden Ehen auf seine Initiative hin vermittelt, denn eine Ehe galt als eine gute Möglichkeit, zwei Familien politisch oder geschäftlich aneinander zu binden. Im Gegenzug konnten Paare auch gegen ihren Willen geschieden werden, wenn dem pater familias eine andere Verbindung günstiger erschien.

Die Volljährigkeit und dementsprechend die Ehefähigkeit waren mit dem Einsetzen der Pubertät (pubertas) verbunden; Mädchen erreichten sie mit 12 und Jungen mit 14 Jahren. Über den Ehepartner entschied ihr pater familias (Vater). Immerhin galt es als unschicklich, ein junges Mädchen an einen Mann zu verheiraten, den sie ganz und gar widerwärtig fand, rechtlich möglich war es jedoch. Auch durften die Ehepartner nicht zu eng miteinander verwandt sein. Ehen, bei dem Mann und Frau enger als bis zum 4. Grad verwandt waren, galten als Inzest, weshalb Claudius, als er seine Nichte Agrippina die Jüngere heiraten wollte, zuvor ein Gesetz durchsetzte, das solche Beziehungen legalisierte.

Ehen wurden in der Regel weniger aus Liebe, sondern aus politischen oder materiellen Interessen geschlossen. Trotzdem war Liebe zwischen den Ehepartnern, wie bei der Ehe zwischen Pompeius und Caesars Tochter Iulia, nichts Ungewöhnliches.

Ertappte Ehebrecherinnen wurden, im Gegensatz zur römischen Frühzeit, zwar nicht mehr hingerichtet, jedoch zu einer hohen Geldstrafe verurteilt und in die Verbannung geschickt. Dennoch war das Wechseln der Partnerinnen und Partner durchaus üblich wie auch häufige Scheidungen und Wiederheiraten. Die univira, die einmal verheiratete Frau, galt dennoch als Ideal.

Manus-Ehe

In der Anfangszeit dominierte die so genannte Manusehe. Die Frau schied dabei aus der patria potestas ihres eigenen pater familias aus und gelangte unter die des Ehemannes bzw. dessen pater familias.

Dies hatte durch die hervorragende Stellung des pater familias und die rechtliche Wirkung der patria potestas zur Folge, dass die Frau über ihr mitgebrachtes Vermögen und ihre Mitgift nicht selbst verfügen konnte. Verfügungsgewalt erhielt ihr neuer pater familias. Für ihn konnte dies einen materiellen Gewinn bedeuten.

Im Vergleich mit der Stellung der Frau im klassischen Athen war die römische Frau selbst als matrona, d. h. als Ehefrau, in der Manus-Ehe, angesehener und erheblich selbstständiger. Sie konnte an Gastmählern teilnehmen, Theater und Spiele besuchen und in die Thermen gehen, an Bildung, Kunst und Wissenschaft Anteil nehmen und häufig einen hohen Bildungsgrad erreichen. Satiriker wie Martial und Juvenal fanden hier die Grundlage dafür, sich über die Sittenlosigkeit und Vergnügungssucht der Frauen zu mokieren.

Man unterscheidet die folgenden drei Formen des Zustandekommens einer Ehe, die alle drei schon in frühester Zeit bezeugt sind, im Lauf der Geschichte sich aber stark wandelten:

coemptio („Kauf“)

Bei diesem Ritual wurde die Tochter unter Anwesenheit von fünf Zeugen symbolisch für ein As vom Vater verkauft. Dabei galt in historischer Zeit, dass die Tochter der Ehe zustimmen musste und die Möglichkeit hatte, bei Übergriffen und Missachtung des Gatten mit einer Verletzung der beim Kauf übertragenen Treu- und Schutzpflicht eine Scheidung (emancipatio) zu erwirken, d. h. durch eine Verletzung der Kaufverpflichtungen wird der Kaufvertrag nichtig.[1]

cohabitatio bzw usus („Zusammenleben“ bzw. „Gewohnheit“)

Bei dieser Eheform hielt der Bräutigam eine Rede, wodurch er die Ehe von einem concubinatus, einer völlig informellen Beziehung abgrenzte. Die patria potestas erlangte der Mann aber erst nach einem Jahr des Zusammenlebens. Der Vorgang entsprach einem Eigentumserwerb durch Ersitzen. Wenn während dieser Zeit die Frau drei Tage hintereinander außer Haus schlief, unterbrach (usurpatio) sie die „Ersitzung“ und verhinderte so, dass sie in die manus des Mannes überging (trinoctis usurpatio oder trinoctium).[2] Danach begann die Einjahresfrist von neuem.

confarreatio

Die confarreatio war ein sakraler Akt unter Opferung eines Weizenspeltkuchens (far = Spelt, Brot) und war eine nur Patriziern übliche Form der Eheschließung. Sie fand in Gegenwart des pontifex maximus, des flamen dialis und von zehn Bürgern statt. Im Laufe dieser Zeremonie wurden auch ein Schaf, Opferschrot und Früchte geopfert.

Manusfreie Ehe

Da in der Manus-Ehe nicht nur die Frau keine Verfügungsgewalt über ihr Vermögen besaß, sondern bei ihrem Tod auch ihre bisherige Familie und Verwandtschaft vom Erbgang ausgeschlossen war, setzte sich in der Spätzeit der Römischen Republik die Form der manusfreien Ehe durch, bei der die Frau nicht mehr unter die volle "Manus" ihres Mannes bzw. dessen pater familias trat. Das konnte geschehen, indem wie oben beschrieben die Frau mindestens drei Nächte (trinoctium) im Jahr außerhalb der Wohnung ihres Mannes verbrachte. Sie gehörte somit weiterhin rechtlich ihrer alten Familie an und stand unter der patria potestas (Gewalt ihres Vaters). Auf der Grundlage eines vor Zeugen abgeschlossenen Vertrages blieb sie im Besitz des von ihr in die Ehe eingebrachten Vermögens.

Die manusfreie Ehe konnte leicht, nämlich schon durch die Willenserklärung eines Ehepartners, geschieden werden. Es genügte, wenn die Frau, vorausgesetzt, sie hatte keinen Ehebruch begangen, unter Mitnahme ihrer Mitgift das Haus verließ oder der Mann sie dazu aufforderte.

Durch diese Veränderungen war die vorher gültige gesetzliche Bestimmung, dass eine Frau ohne männliche Vormundschaft kein wichtiges Rechtsgeschäft tätigen durfte, in der Praxis der späten Republik außer Kraft. Marcus Tullius Ciceros Frau Terentia ist ein Beispiel dafür, dass die Frauen immer selbstständiger wurden. In einem Brief an seinen Freund Atticus[3] zeigte er sich empört darüber, dass seine Frau, während er Statthalter in Kilikien war, ohne ihn zu fragen seine Tochter Tullia mit Publius Cornelius Dolabella verheiratete.

Eine manusfreie Ehe konnte jederzeit nachträglich in eine Manusehe verwandelt werden, wie der auf der Laudatio Turiae geschilderte Rechtsfall bezeugt.

Mitgift

Frauen erhielten eine Mitgift, die dem Ehemann während der Dauer der Ehe zur Verfügung stand. Es war üblich, dass die Mitgift in drei Raten an den ersten Jahrestagen der Hochzeit gezahlt wurde. Wurde die Ehe geschieden, so hatte der Ehemann die Mitgift in voller Höhe zurückzuerstatten. Starb er, erhielt sie ebenfalls ihre Mitgift zurück. Auf das eigene Vermögen der Frau hatte der Ehemann dagegen kein Zugriffsrecht.

Augusteische Ehegesetze

Im 1. Jh. v. Chr. sank die Zahl der aus legalen Ehen stammenden Kinder immer weiter und damit auch die Zahl der Soldaten, die ihren Militärdienst verrichteten. Um dieses Problem zu bekämpfen, schuf Augustus eine neue Ehegesetzgebung, die Lex Iulia et Papia: Männer mussten im Alter von 25 bis 60 und Frauen zwischen 20 und 50 Jahren verheiratet sein, sonst drohten ihnen empfindliche Bußgelder. Außerdem führte er Belohnungen für kinderreiche Eltern ein. Ab einer Kinderzahl von drei in Rom, vier in Italien und fünf im restlichen Römischen Reich bekamen die Ehegatten Vergünstigungen: Die Männer – falls sie im öffentlichen Dienst standen – konnten damit rechnen, schneller befördert zu werden, die Frauen erhielten das Recht, ihren Besitz selbständig zu verwalten, und wurden juristisch unabhängig vom Mann.

Scheidung und Witwenstand

In der römischen Frühzeit konnten Männer sich nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen scheiden lassen, wie beispielsweise Ehebruch oder Unfruchtbarkeit der Frau. In der römischen Tradition wird der erste Scheidungsfall auf das Jahr 230 v. Chr. angesetzt, als sich der Konsul Spurius Carvilius Ruga scheiden ließ, weil seine Frau unfruchtbar war.[4] Gegen Ende der römischen Republik erlangten auch die Frauen das Recht, eine Scheidung zu beantragen. In der Kaiserzeit wurde die Scheidung immer mehr zur gängigen Praxis. Die römische Religion kannte keine Vorschriften zur Verhinderung einer Scheidung.

Zur Auflösung einer Ehe genügte es, dass einer der Ehepartner vor Zeugen die Formel tuas res tibi habeto ("gehe weg und nimm deine Sachen mit dir") oder i foras aussprach ("gehe aus meinem Haus"). Diese Sätze konnten auch schriftlich festgehalten und dem Partner durch einen Freigelassenen überreicht werden. Kinder aus einer aufgelösten Ehe verblieben beim Vater und seiner Familie.

Männer durften unmittelbar nach dem Tod ihrer Frau wieder heiraten. Frauen mussten nach dem Tod ihres Mannes mindestens zehn Monate bis zu einer Wiederverheiratung warten; in den Augusteischen Ehegesetzen wurde diese Frist auf zwölf Monate verlängert. Grund für diese Regelung war der Wunsch, im Falle einer Schwangerschaft der Witwe keine Zweifel aufkommen zu lassen, wer der Vater des Kindes sei – siehe dazu Mater semper certa est.

Konkubinat und contubernium

Neben der rechtlich fixierten Ehe, dem matrimonium im engeren Sinne, hielt gegen Ende der Republik, als sich die Sitten und damit auch die ehelichen sowie familiären Bande lockerten, in zunehmendem Maße vor allem in den führenden Familien das Konkubinat (concubinatus) Einzug, obwohl sich am rechtlichen Charakter der Ehe grundsätzlich nichts änderte. Den Sklaven stand die rechtlich nicht bindende Form des contubernium offen.

Das Konkubinat war eine Verbindung zwischen zwei freien Personen, die keine rechtlich bindende Ehe schließen konnten, wie beispielsweise der Gouverneur einer Provinz und eine einheimische Frau aus dieser Provinz, die aufgrund ihres Status als Ausländerin keinen Römer heiraten konnte. Voraussetzungen für das Konkubinat waren Volljährigkeit und beidseitiges Einverständnis, eine Mitgift war nicht erforderlich. Die Kinder aus dieser Verbindung waren der patria potestas nicht unterworfen und erhielten den Namen der Mutter.

Soldaten des römischen Heeres konnten bis zum Prinzipat von Septimius Severus (9. April 193–4. Februar 211) erst heiraten, nachdem sie 25 Jahre Militärdienst geleistet und die Honesta missio erlangt hatten, wofür ihnen als Belohnung das römische Bürgerrecht und die Heiratserlaubnis (→ Conubium) zugesprochen wurde. Um diese Einschränkungen zu umgehen, lebten sie häufig im Konkubinat, was von ihren militärischen Vorgesetzten toleriert wurde.[5]

Das contubernium war eine rechtlich nicht anerkannte Verbindung zwischen einem Sklaven und einer Sklavin oder zwischen einem Sklaven und einer Freigelassenen, die als Mann und Frau zusammen lebten und contubernales genannt wurden. Eine solche Verbindung erforderte das Einverständnis des Sklavenbesitzers, der dieses jederzeit widerrufen konnte.

Heirat zwischen den Plebejern und Patriziern in frührömischer Zeit

Seit Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr., kurz nach Schaffung der Zwölftafelgesetze, die die starren Standesunterschiede zwischen Plebejern und Patriziern teilweise aufhoben, war eine Heirat zwischen Plebejern und Patriziern möglich, d. h., das vorher geltende Eheverbot zwischen den Ständen wurde aufgehoben. Dies ermöglichte prinzipiell die Verschmelzung der beiden sozialen Schichten, heißt aber nicht, dass Einheirat von Plebejern in patrizische Familien zur Regel wurde. Sie war vor allem den reichen und angesehenen Plebejern vorbehalten.

Immerhin erreichten die Plebejer durch diese rechtliche Veränderung die privatrechtliche Gleichstellung mit den Patriziern.

Eine rechtliche Fixierung dieser Veränderung besteht der Tradition nach in einem Gesetz des Volkstribunen Canuleius (lex Canuleia) aus dem Jahr 445 v. Chr., obwohl die Versammlung der Plebs rechtlich nicht fähig war, Gesetze zu beschließen. Vermutlich hat das Patriziat der Heirat zwischen Angehörigen der beiden Schichten schlicht keinen Widerstand mehr entgegengesetzt, sodass von einer gesetzlichen Fixierung eher nicht ausgegangen werden sollte.

Eherechtliche Bestimmungen des Corpus Iuris Civilis

Anmerkung: Die deutschen Übersetzungen der lateinischen Begriffe verwenden hier bewusst nicht die Rechtssprache des 21. Jahrhunderts, sondern diejenigen Begriffsverwendungen aus dem 19. Jahrhundert, welche das in Mitteleuropa rezipierte römische Recht widerspiegeln.

Stelle Lateinischer Titel Übersetzung
Institutionen 1,9 - 1,10
Inst. 1,9 De patria potestate Von der väterlichen Gewalt
Inst. 1,10 De nuptiis. Von der Ehe.
Digesten u. a. 23,1 - 25,7
D. 23,1 De sponsalibus Vom Verlöbnis
D. 23,2 De ritu nuptiarum Von der Form der Ehe
D. 23,3 De iure dotium Vom in Ansehung des Heiratsguts geltenden Recht
D. 23,4 De pactis dotalibus Von den Eheverträgen
D. 23,5 De fundo dotali Von dem zum Heiratsgut gehörenden Grundstück
D. 24,1 De donationibus inter virum et uxorem Von den Schenkungen zwischen Ehemann und Ehefrau
D. 24,2 De divortiis et repudiis Von den Scheidungen und Trennungen
D. 24,3 Soluto matrimonio dos quemadmodum petatur Auf welche Weise nach aufgelöster Ehe das Heiratsgut gefordert werde
D. 25,1 De impensis in res dotales factis Von den auf die zum Heiratsgut geforderten Sachen gemachten Verwendungen
D. 25,2 De actione rerum amotarum Von der Klage wegen entwendeter Sachen (unter Ehegatten)
D. 25,3 De agnoscendis et alendis liberis vel parentibus, vel patronis vel libertis Von Anerkennung und Ernährung der Kinder, oder Eltern, Patrone oder Freigelassenen
D. 25,4 De inspicendo ventre custodiendoque partu Von der Besichtigung des Mutterleibes und der Bewachung der Leibesfrucht
D. 25,5 Si ventris nomine muliere in possessionem missa, eadem possessio dolo malo ad alium translata esse dicitur Wenn eine Frau für ihre Leibesfrucht in den Besitz eingewiesen ist und behauptet werden sollte, dass derselbe Besitz in böser Absicht auf einen anderen übertragen sei
D. 25,6 Si mulier ventris nomine in possessione calumniae causa esse dicetur Wenn behauptet werden wird, dass eine Frau für ihre Leibesfrucht durch Schikane im Besitz sei
D. 25,7 De concubinis. Von den Konkubinen.
Codex 5,1 - 5,27
C. 5,1 De sponsalibus et arris sponsaliciis et proxeneticis Vom Verlöbnis und den bei Verlöbnissen vorkommenden Mahlschätzen und dem Lohn der Heiratsvermittler
C. 5,2 Si rector provinciae vel ad eum pertinentes sponsalia dederint Wenn der Statthalter einer Provinz oder die zu ihm gehörigen Personen einen Mahlschatz gegeben haben
C. 5,3 De donationibus ante nuptias vel propter nuptias et sponsaliciis Von den Schenkungen vor oder wegen der Hochzeit und den Brautgeschenken
C. 5,4 De nuptiis Von der Ehe
C. 5,5 De incestis et inutilibus nuptiis Von blutschänderischen und ungültigen Ehen
C. 5,6 De interdicto matrimonio inter pupillam et tutorem seu curatorem liberosque eorum Vom Eheverbot zwischen der Pflegebefohlenen und dem Vormund oder Curator und deren Kindern
C. 5,7 Si quacumque praeditus potestate vel ad eum pertinentes ad suppositarum iurisdictioni suae adspirare temptaverint nuptias Wenn hohe Staatsbeamte oder ihre Unterbediensteten sich unterfangen, nach Ehen mit Frauen, die ihrer Gerichtsbarkeit unterworfen sind, zu trachten
C. 5,8 Si nuptiae ex rescripto petantur Wenn zur Eingehung einer Ehe um Dispensation nachgesucht wird
C. 5,9 De secundis nuptiis Von der zweiten (oder weiteren) Ehe
C. 5,10 Si secundo nupserit mulier, cui maritus usum fructum reliquerit Wenn sich eine Ehefrau, welcher ihr Ehemann letztwillig den Nießbrauch zugesprochen hat, anderweitig verheiratet
C. 5,11 De dotis promissione vel nuda pollicatione Von der feierlichen Versprechung und dem einfachen Versprechen des Heiratsguts
C. 5,12 De iure dotium Vom in Ansehung des Heiratsguts geltenden Recht
C. 5,13 De rei uxoriae actione in ex stipulatu actionem transfusa et de natura dotibus praestita Von der Verschmelzung der Heiratsgutsklage in die Klage aus Stipulation und von dem Heiratsgut beigelegten Wesen
C. 5,14 De pactis conventis tam super dote quam super donatione ante nuptias et paraphernis Von den Verträgen, die über das Heiratsgut, die Schenkung vor der Hochzeit und die Paraphernalgüter abgeschlossen sind
C. 5,15 De dote cauta et non numerata Vom quittierten, (aber) noch nicht ausgezahlt erhaltenen Heiratsgut
C. 5,16 De donationibus inter virum et uxorem et a parentibus in liberos factis et de ratihabitione Von Schenkungen zwischen einem Ehemann und seiner Ehefrau und von Eltern für ihre Kinder und von der (nachträglichen) Genehmigung (solcher Schenkungen)
C. 5,17 De repudiis et iudicio de moribus sublato Von Verlöbnis- und Ehetrennungen und der Aufhebung des Rechtsverfahrens wegen schlechter Aufführung
C. 5,18 Soluto matrimonio dos quemadmodum petatur Auf welche Weise nach aufgelöster Ehe das Heiratsgut (zurück)gefordert werde
C. 5.19 Si dos constante matrimonio soluta fuerit Wenn das Heiratsgut während der Dauer der Ehe zurückgezahlt worden ist
C. 5,20 Ne fideiussores vel mandatores dotium dentur Dass für das Heiratsgut keine Bürgen oder Kreditauftraggeber bestellt werden sollen
C. 5,21 Rerum amotarum Wegen entwendeter Sachen (unter Ehegatten)
C. 5,22 Ne pro dote mulieri bona mariti addicantur Dass für das Heiratsgut der Frau das Vermögen ihres vormaligen Ehemannes nicht zugeschlagen (d. h. an Zahlungs stattgegeben) werden soll
C. 5,23 De fundo dotali Vom zum Heiratsgut gehörigen Grundstück
C. 5,24 Divortio facto apud quem liberi morari vel educari debent Bei wem nach erfolgter Ehescheidung die Kinder sich aufhalten oder erzogen werden sollen
C. 5,25 De alendis liberis ac parentibus Über die Ernährung der Kinder und Eltern
C. 5,26 De concubinis Von den Konkubinen
C. 5,27 De naturalibus liberis et matribus eorum et ex quibus casibus iusti efficiuntur. Von den natürlichen Kindern (Konkubinen-Kindern) und ihren Müttern, und aus welchen Gründen jene zu rechtmäßigen (Kindern) gemacht werden.

Siehe auch

Literatur

  • Dacre Balsdon: Die Frau in der römischen Antike. Beck, München 1979, ISBN 3-406-05782-9.
  • Arne Duncker: Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe. Persönliche Stellung von Frau und Mann im Recht der ehelichen Lebensgemeinschaft 1700–1914 (= Rechtsgeschichte und Geschlechterforschung. 1). Böhlau, Köln u. a. 2003, ISBN 3-412-17302-9, u. a. S. 50–60, 212–219, 375–400, 1115–1123, (Zugleich: Hannover, Universität, Dissertation, 2001).
  • Jane F. Gardner: Women in Roman law & society. Indiana University Press, Bloomington IN u. a. 1986, ISBN 0-253-36609-7.
  • Martin Christian Grosse: Freie römische Ehe und nichteheliche Lebensgemeinschaft (= Reihe Rechtswissenschaft. Bd. 123). Centaurus-Verlags-Gesellschaft, Pfaffenweiler 1991, ISBN 3-89085-595-4 (Zugleich: Berlin, Freie Universität, jur. Dissertation, 1991).
  • Herbert Hausmaninger, Walter Selb: Römisches Privatrecht. 5., verbesserte Auflage. Böhlau, Wien u. a. 1989, ISBN 3-205-05236-6, S. 146–161: Eherecht. S. 162–165: Patria potestas.
  • Max Kaser: Römisches Privatrecht. Ein Studienbuch. 16., durchgesehene Auflage. Beck, München 1992, ISBN 3-406-36065-3, §§ 58 und 59.
  • Ingemar König: Vita romana. Vom täglichen Leben im alten Rom. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, ISBN 3-534-17950-1, S. 32–40.
  • Angelika Mette-Dittmann: Die Ehegesetze des Augustus. Eine Untersuchung im Rahmen der Gesellschaftspolitik des Princeps (= Historia. Einzelschriften. H. 67). Steiner, Stuttgart 1991, ISBN 3-515-05876-1 (Zugleich: Berlin, Freie Univiversität, Dissertation, 1989).
  • Friedrich Carl von Savigny: System des heutigen Römischen Rechts. 8 Bände. Berlin 1840–1849. Register von 1851. Liegt gescannt vor. Umfangreiche Abschnitte zum Eherecht, zentral insbesondere Bd. 1, S. 340–342, 345–350.
  • Larry Siedentop: Die Erfindung des Individuums. Der Liberalismus und die westliche Welt. Klett-Cotta, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-608-94886-8, S. 17–30: Die antike Familie, S. 152: Corpus Iuris Civilis
  • Marianne Weber: Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung. Eine Einführung. Mohr, Tübingen 1907, S. 158–197.
  • Bernhard Windscheid: Lehrbuch des Pandektenrechts. Band 3. 9. Auflage, unter vergleichender Darstellung des deutschen bürgerlichen Rechts, bearbeitet von Theodor Kipp, (der Neubearbeitung 2., verbesserte und vermehrte Auflage). Rütten & Loenig, Frankfurt am Main 1906, (Neudruck. Scientia, Aalen 1963).

Einzelnachweise

  1. Ingemar König: Vita romana. WBG, Darmstadt 2004, S. 33
  2. Zwölftafelgesetz 6.4
  3. Ad Atticum 6.6.1
  4. Dionys von Halikarnassos, Antiquitates Romanae, 2.25
  5. Christian Herkner: Die Bedeutung von Frauen im Kontext der Romanisierung in Hessen. TU Darmstadt, abgerufen am 11. April 2013.