Er Lannic

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juli 2016 um 12:25 Uhr durch JEW (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die beiden Steinkreise auf der Insel Er Lannic (auch Lanic) im Golf von Morbihan gehören zur bretonischen Gemeinde Arzon im Département Morbihan in der Bretagne in Frankreich.

Er Lannic

Lage

Die Insel „Er Lannic“ liegt etwa 500 m südlich von Gavrinis, das von Touristen per Boot von Larmor-Baden aus angefahren wird. Bei der Anfahrt kann man die Kreise auf Er Lannic gerade erkennen. Die unbewohnte Insel ist ein Vogelschutzgebiet und darf während der Brutzeit (15. März bis 31. August) nicht betreten werden.

Funktion

Es existieren vielfältige Spekulationen über die Funktion von Steinkreisen (Cromlechs): Observatorium, Versammlungs- bzw. Kultplatz, Tabu- bzw. Schutzbereich etc. Da in den meisten Fällen nicht mehr alle Steine eines Cromlech vorhanden sind oder aber nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz stehen, sind astronomische Deutungen schwierig wenn nicht gar unmöglich. Zudem ist es möglich, dass im Lauf der Zeit ein Funktionswandel eingetreten ist.

Datierung

Über das Alter der Anlage besteht Unklarheit. Einige Forscher halten die bretonischen Steinkreise für älter als die meisten anderen Megalithbauten in der Umgebung und schlagen Datierungen um 5000 bis 4500 v. Chr. vor. Wieder andere halten sie jedoch für jünger und datieren sie ins 4. Jahrtausend v. Chr.

Anlage

Das Monument wurde in den Jahren zwischen 1923 und 1926 von dem französischen Archäologen Zacharie Le Rouzic (1864–1939) untersucht, teilweise ausgegraben und rekonstruiert.

Von den sich (in Form einer '8') tangierenden Steinkreisen steht der eine noch zu einem Drittel auf der Insel, der andere liegt völlig im Wasser. Dies ist der Beleg für die Anhebung des Meeresspiegels um etwa fünf Meter durch das Abschmelzen der glazialen Gletscher seit der Aufstellung der Steine in der Jungsteinzeit, die mit größter Wahrscheinlichkeit ausschließlich auf trockenem Land erfolgte. Am Berührungspunkt der Kreise stand einst ein sieben Meter hoher Menhir.

Der nördliche Kreis hat einen Durchmesser von 65 m und besteht aus etwa 60 Monolithen von 2,5 bis 5,0 m Höhe. Der südliche Steinkreisrest hatte einst ebenfalls etwa 60 Steine und 61 m Durchmesser. Er hat heute eine nach Osten offene Hufeisenform. Das Ensemble bestand ehemals aus über 120 Steinen, von denen heute noch 49 existieren; davon sind jedoch (bei Flut) nur etwa 16 sichtbar − die übrigen sind von Wasser bedeckt.

Verbreitung

Die beiden Steinkreise von Er Lannic gehören zu den wenigen Steinkreisen im Morbihan. Der Steinkreis von Kergonan, mit etwa 101 m Durchmesser, der größte in Frankreich, steht auf der nahen Île-aux-Moines; ein weiterer in einem dichten Wald bei Kerlescan. Am westlichen Enden der Steinreihe von Le Menec bei Carnac ist ein nur in Teilen erhaltener Cromlech zu sehen, der von den - wahrscheinlich jüngeren - Steinreihen zerschnitten wird. Eine andere Steinsetzung (quadrilatère) mit 22 noch erhaltenen Steinen östlich der Ortschaft Crucuno folgt einem eher rechteckigen Grundriss. Andere Steinkreise befinden sich im Finistère.

Siehe auch

Literatur

  • Aubrey Burl: A Guide to the Stone Circles of Britain, Ireland, and Brittany. Yale University Press, New Haven CT u. a. 1995, ISBN 0-300-06331-8.
  • Philippe Gouezin and Eric Le Gall: Le Site mégalithique d'Er Lannic. Association 'Archéo douar Mor', Yale University Press 1992, S. 255–256 ISBN 0-300-11406-0

Weblinks

Commons: Er Lannic – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 34′ N, 2° 54′ W