Erbarmen (Film)

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Film
Titel Erbarmen
Originaltitel Kvinden i buret
Produktionsland Dänemark
Originalsprache Dänisch, Schwedisch
Erscheinungsjahr 2013
Länge 97 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Mikkel Nørgaard
Drehbuch Jussi Adler-Olsen (Buch), Nikolaj Arcel
Produktion Peter Aalbæk Jensen
Louise Vesth
Musik Patrik Andrén
Uno Helmersson
Johan Söderqvist
Kamera Eric Kress
Schnitt Morten Egholm
Martin Schade
Besetzung

Erbarmen ist ein dänischer Thriller des Regisseurs Mikkel Nørgaard aus dem Jahr 2013 nach einem Buch von Jussi Adler-Olsen. Der Film kam am 23. Januar 2014 in die deutschen Kinos.[1]

Handlung

Nachdem sie eine Baracke längere Zeit observiert haben, dringen Carl Mørck und seine Kollegen Anker und Hardy in das Gebäude ein. Dort kommt es zu einem Schusswechsel, bei dem Anker erschossen, Hardy schwer verwundet und Mørck angeschossen werden.

Ein Jahr später meldet sich Mørck wieder zum Dienst. Sein Chef Marcus Jacobsen bietet ihm eine Stelle beim neu eingerichteten Dezernat Q an. Das Dezernat soll ungeklärte Fälle der Vergangenheit zur endgültigen Ablage vorbereiten. Mit Mørck soll der syrisch-stämmige Assad zusammenarbeiten.

An Mørcks erstem Arbeitstag hat Assad bereits die Räume im Keller des Polizeigebäudes eingerichtet, die Ordner in Regale gestellt und die wichtigsten Dokumente einiger Fälle an die Wand geheftet. Obwohl sich Mørcks Begeisterung zunächst in Grenzen hält, wählt er den Fall der charismatischen Politikerin Merete Lynggaard. Die Ermittlungen unter Mørcks Kollegen Bak haben ergeben, dass Merete sich von einer Ostseefähre gestürzt hat. Da Merete seit einem Verkehrsunfall Waise ist und von ihrem behinderten Bruder Uffe auf der Reise begleitet wurde, glaubt Mørck nicht an Suizid.

Assad und er suchen Uffe in dem Sanatorium auf, in dem er seit dem Verschwinden seiner Schwester lebt. Da Uffe seit dem tödlichen Unfall nicht spricht, erreicht Mørck durch seine ungeduldige Art nichts. Assad kann jedoch nach und nach Uffes Vertrauen gewinnen. Als er Uffe Fotos von seiner Schwester und möglichen Verdächtigen zeigt, reagiert Uffe bei einem Foto ganz aufgeregt. Damit haben sie die erste Spur.

Das Foto zeigt Merete im Gespräch mit einem Teilnehmer, der sich unter dem Namen Daniel Hale auf der Konferenz angemeldet hat. Es erweist sich aber, dass Hale beim Angeln verschwand und dass „Lasse“ seinen Platz eingenommen hat. In einer Rückblende sieht man später, dass Lasse Hale ermordet hat.

Eingebettet in den Erzählstrang der Ermittlung wird Meretes Schicksal gezeigt. Sie erwacht in einer dunklen Metallhöhle. Durch Panzerglasfenster kann sie zwei Lichter sehen. Nach einiger Zeit werden grelle Lampen eingeschaltet und eine metallisch gefärbte Stimme teilt ihr mit, dass der Luftdruck in der Röhre schrittweise erhöht werde. Essen wird ihr täglich durch eine Druckschleuse gebracht. Eines Tages zeigt sich Lasse ihr und beschuldigt sie, als Kind im Auto den Tod seines Vaters verursacht zu haben. Deshalb müsse sie sterben.

Inzwischen haben Mørck und Assad erfahren, dass Lasse und Hale als Kinder im gleichen Heim gelebt haben. Lasse hatte sich schon damals als gewalttätig gezeigt. Sein Nachname lautet Jensen. Seine Mutter sitzt seit einem Verkehrsunfall im Rollstuhl. Hier entdecken die beiden Ermittler die Verknüpfung zu Meretes Leben: Die Autos der Familien Lynggaard und Jensen waren gemeinsam in einen Verkehrsunfall verwickelt, bei dem nicht nur Meretes und Uffes Eltern, sondern auch Lasses Vater und Schwester starben.

Mørcks Vorgesetzter Jacobsen ist mit der bisherigen Arbeit des Dezernats Q überhaupt nicht zufrieden. Beschwerden über Mørcks Verhalten im Sanatorium und Rechnungen über Fotobestellungen sind eingegangen. Mørck und Assad werden von ihrem Chef suspendiert. Sie machen trotzdem weiter.

Mutter Jensen und ihr Sohn leben auf einem heruntergekommenen Bauernhof, der Ziel einer Fahrt von Mørck und Assad ist. Mutter Jensen behauptet, ihr Sohn sei auf See, wo er als Steward arbeitet. Die Ermittler durchsuchen trotzdem den Bauernhof, in dessen Scheune die Druckkammer steht, in der Merete gefangen ist. Dabei werden sie von Lasse überrascht, der gerade die Ventile der Kammer geöffnet hat, um durch den plötzlichen Druckabfall Meretes Tod herbeizuführen.

Sie nehmen Lasse in ihrem Auto mit. Assad steuert. Bei der Fahrt vom Hof fallen Mørck zahlreiche Kraftstoffkanister auf, die dort herumstehen. Er schließt daraus, dass die Bewohner einen Stromgenerator betreiben, um den enormen Energieverbrauch der Druckkammer zu kaschieren und befiehlt Assad, das Auto zu wenden. Da schlägt Lasse Mørck nieder und sticht Assad mit einem Messer in den Bauch. Lasse springt aus dem Wagen und verschwindet in der Scheune. Die Ermittler sind sich sicher, dass Merete auf dem Bauernhof gefangen gehalten wird. Aber sie sind beide verletzt. Dennoch machen sie sich auf die Suche.

Mørck findet nach kurzer Zeit die Druckkammer und kann durch die Glasscheiben Merete drinnen sehen. Mit seinem Mobiltelefon ruft er Verstärkung herbei. Er schließt das Ventil, durch das die Luft aus der Kammer entweicht, wird dann aber von hinten von Lasse angegriffen, der ihn mit einem Stahlseil erwürgen will. Assad kann seinen Chef im letzten Augenblick retten, als er Lasse mit einer Eisenstange zu Boden schlägt. Nur halb bei Bewusstsein registriert Mørck, dass ein Hubschrauber landet. Merete, Assad und er werden in ein Krankenhaus gebracht.

Dort wird Merete in einer gläsernen Druckkammer behandelt. Uffe darf sie nach langer Zeit wiedersehen. Mørcks Chef will diesen in das Morddezernat zurückholen. Mørck lehnt das ab. Er will zusammen mit Assad und einer Sekretärin im Dezernat Q weiterarbeiten und alte Fälle aufrollen.

Hintergrund

Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2012 erwarb die Produktionsfirma NFP die Rechte, zunächst die fertiggestellte Thrillertrilogie um Carl Mørck zu verfilmen. Geplant sind insgesamt zehn Folgen,[2] welche in einer europäischen Co-Produktion von Zentropa und dem ZDF entstehen sollen.[3] Das Drehbuch stammt von Nikolaj Arcel und die Hauptrolle des Carl Mørck besetzt der Schauspieler Nikolaj Lie Kaas. Wunschkandidat von Adler-Olsen wäre allerdings Peter Lohmeyer gewesen.[4]

Die Weltpremiere fand am 10. August 2013 bei dem Locarno Film Festival in der Schweiz statt. In Dänemark kam der Film am 3. Oktober 2013 in die Kinos. Der deutsche Kinostart von Erbarmen war ursprünglich für den 3. Oktober 2013 angesetzt worden,[5] dann aber auf den 23. Januar 2014 verschoben.

Unterschiede zum Buch

Die Handlung des Films ist dem Buch gegenüber deutlich gestrafft. U. a. taucht die Person des Morten als Mørcks Mitbewohner nicht auf. Daniel Hale stirbt in der Buchversion bei einem inszenierten Autounfall und in der Filmhandlung beim Angeln. Im Buch hat Mutter Jensen die Aufgabe, den Großteil der Kommunikation mit der gefangenen Merete zu führen. Am Ende des Films sehen die beiden Ermittler Merete im Krankenhaus in einer Art Mini-Druckkammer, sie lächelt ihre Retter an. Im Buch wird Merete nach ihrer Rettung in ein künstliches Koma versetzt, da sie in Lebensgefahr schwebt. Sie hatte sich in der Druckkammer die Pulsadern punktiert, um nicht auf die Weise zu sterben, die Lasse ihr zugedacht hatte. Nach ihrem Erwachen spricht Uffe zum ersten Mal seit dem Unfalltod seiner Eltern wieder, indem er den Namen seiner Schwester ausspricht. Merete antwortet flüsternd: "Danke, Uffe."

Produktion

Nikolaj Lie Kaas übernahm die Rolle des Kommissars Carl Mørck

Stab und Besetzung

Die Regie des Films übernahm Mikkel Nørgaard. Die Rollen der beiden Ermittler Carl Mørck und Assad wurden vom dänischen Schauspieler Nikolaj Lie Kaas und dem libanesisch-schwedischen Schauspieler Fares Fares übernommen. Die Rolle von Johannes wurde mit Pål Sverre Hagen besetzt. Mikkel Boe Følsgaard spielte den Uffe Lynggaard und Sonja Richter dessen Schwester Merete.

Kritik

Doris Kuhn lobte die Schauspieler, die Story, die Spannung und die Logik des Films.

„Da sich hier die Spannung nicht unbedingt unter Zeitdruck aufbaut, hat Norgaard Gelegenheit, seinen Figuren wirklich Profil zu verleihen, und er vertraut dabei auf zwei sehr gute Schauspieler: Nikolaj Lie Kaas und Fares Fares. Hier wird beharrlich und strukturiert erzählt, eben so wie diese Cops arbeiten - und so enthüllt sich allmählich die Logik hinter diesem Entführungsfall, die so verblüffend wie einleuchtend erscheint. Die Bilder, schön in verregnetes Blau getaucht, erinnern zur Abwechslung daran, dass Spannung auch gut aussehen kann.“

Doris Kuhn: Süddeutsche Zeitung[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. erbarmen-derfilm.de: „erbarmen-derfilm.de: AB 23. JANUAR 2014 IM KINO!“
  2. Adler-Olsens Werk um das Sonderdezernat Q ist auf zehn Bücher angelegt, von denen bislang erst fünf erschienen sind.
  3. Hannoversches Wochenblatt: Interview: Jussi Adler-Olsen im Gespräch, Hallo Sonntag, Clemens Niehaus, 28. März 2013
  4. derwesten.de: Panorama: Jussi Adler-Olsen wünscht sich Peter Lohmeyer für Krimi-Verfilmung, Stuttgart, dadp, 23. Januar 2013
  5. Filmstarts: „Erbarmen“: Bestseller-Krimi von Jussi Adler-Olsen wird verfilmt, Tim Anton, 11. Juni 2012
  6. Doris Kuhn: "Erbarmen" im Kino. So verblüffend wie einleuchtend. In: Kultur. Süddeutsche Zeitung, 25. Januar 2014, abgerufen am 6. Januar 2015.