Eric Hilgendorf

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Eric Hilgendorf (2011)

Eric Andreas Hilgendorf (* 3. Dezember 1960 in Stuttgart) ist ein deutscher Jurist und Rechtsphilosoph. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtstheorie, Informationsrecht und Rechtsinformatik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Leben

Nach dem Abitur in Ansbach 1980 studierte Hilgendorf an der Universität Tübingen Philosophie, Neuere Geschichte, Religionswissenschaften und Rechtswissenschaft. Er schloss die Fächer Philosophie und Geschichte mit einer Magisterarbeit zur „Entwicklungsgeschichte der parlamentarischen Redefreiheit in Deutschland“ ab. Die Promotion in Philosophie erfolgte 1990 mit einer Studie über „Argumentation in der Jurisprudenz“. 1992 wurde er mit einer Arbeit über „Strafrechtliche Produzentenhaftung in der Risikogesellschaft“ im Fach Jura promoviert. 1997 habilitierte er sich für die Fächer Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie mit der Schrift „Zur Abgrenzung von Tatsachenaussagen und Werturteilen im Strafrecht“. Nach der Habilitation in Tübingen war Hilgendorf von 1997 bis 2001 Professor für Strafrecht an der Universität Konstanz, zwischen 1999 und 2001 zugleich als Dekan. Seit 2001 lehrt er an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Von Oktober 2010 bis September 2012 war er Dekan der Juristischen Fakultät der Universität Würzburg.

Tätigkeiten

Hilgendorfs Hauptarbeitsgebiete sind das Medizin- und Biostrafrecht, der Rechtsvergleich (Rechtsvergleichung) und das Computer- und Internetstrafrecht. Daneben engagiert er sich im Bereich der juristischen Grundlagenforschung (Rechtsphilosophie, Rechtstheorie, Bioethik, Geschichte des juristischen Denkens und Strafrechtsgeschichte). Hilgendorf gehört zu den Pionieren des E-Learning in der Jurisprudenz; 2005–2009 war er Mitglied der Programmkommission der Virtuellen Hochschule Bayern (vhb).

Hilgendorf ist u.a. Mitglied der deutschen Strafrechtslehrervereinigung, der Gesellschaft für Analytische Philosophie, des wissenschaftlichen Beirats der Humanistischen Akademie Deutschland[1] sowie der Giordano Bruno Stiftung und Korrespondent der Hans-Kelsen-Gesellschaft (Wien). Mehrfach hat er den deutschen Bundestag und die Bundesregierung in Fragen des Medizinstrafrechts und der Internetkriminalität beraten.

Seit 2008 ist Hilgendorf Sprecher des Würzburger Zentrums für rechtswissenschaftliche Grundlagenforschung. Er gründete im Verbund mit weiteren Fachbereichen das Würzburger Universitätsprojekt „Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz“ (GSIK) und stand diesem von 2008 bis 2014 als Projektsprecher vor. In diesem Lehrprojekt geht es darum, Studierenden aller Fakultäten die Fähigkeiten zu vermitteln, im interkulturellen Kontext kompetent zu handeln und handeln zu wollen. Hilgendorf legt als Vertreter seines Fachbereichs im GSIK-Projekt einen Schwerpunkt auf Kompetenzen, interkulturell bedingte Konflikte als solche zu erkennen, zu analysieren und (im Idealfall) zu lösen. Damit in engem Zusammenhang stehen zahlreiche rechtsvergleichende und internationale Projekte. Mit Jan Joerden (Frankfurt/Oder) und Felix Thiele (Bad Neuenahr/Ahrweiler) war Hilgendorf 2009/2010 Leiter einer international zusammengesetzten Forschergruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) in Bielefeld. Er engagiert sich stark im Bereich der juristischen Entwicklungspartnerschaft mit der Türkei, Vorderasien (v.a. Aserbaidschan) und Ostasien (China, Korea, Japan). 2013 wirkte Hilgendorf als Gastprofessor an der Juristischen Fakultät der Peking-Universität, wo ihm die Ehrenprofessur verliehen wurde. 2014 war Hilgendorf Gastprofessor an der Hebrew-Universität in Jerusalem.

2010 gründete Hilgendorf in Würzburg das Forschungszentrum RobotRecht, welches sich mit den Rechtsfragen autonomer Systeme in Industrie, Straßenverkehr und Privatleben beschäftigt. Dazu gehören Fragen der zivil- und strafrechtlichen Haftung ebenso wie Fragen des Datenschutzes und der Zulassung zum Straßenverkehr. Im von der EU seit 2013 geförderten Forschungsprojekt „AdaptIVe“, in dem es um die Entwicklung automatisiert fahrender Fahrzeuge geht, ist er Leiter der europaweiten juristischen Forschungsgruppe.

Ebenfalls 2010 gründete Hilgendorf zusammen mit Genlin Liang (Peking Universität China) den chinesisch-deutschen Strafrechtslehrerverband (CDSV), dessen Ziel es ist, den akademischen Austausch zwischen beiden Ländern zu fördern.

Publikationen (in Auswahl)

  • Argumentation in der Jurisprudenz. Zur Rezeption von analytischer Philosophie und kritischer Theorie in der Grundlagenforschung der Jurisprudenz, Tübingen, Univ., Diss., 1990
  • Die Entwicklungsgeschichte der parlamentarischen Redefreiheit in Deutschland, Lang, Frankfurt am Main 1991
  • Hans Albert zur Einführung, Junius, Hamburg 1997 (Zur Einführung, 143)
  • Wissenschaftlicher Humanismus. Texte zur Moral- und Rechtsphilosophie des frühen logischen Empirismus, Haufe Verlag, Freiburg 1998 (Haufe-Schriftenreihe zur rechtswissenschaftlichen Grundlagenforschung, Bd. 12)
  • Fallsammlung zum Strafrecht. Allgemeiner und Besonderer Teil, 5. Aufl., Beck, München 2008
  • dtv – Atlas Recht Bd. 1. Grundlagen, Staatsrecht, Strafrecht, Deutscher Taschenbuchverlag, München 2003, 2. Aufl. 2008
  • dtv – Atlas Recht Bd. 2 Verwaltungsrecht, Zivilrecht, Deutscher Taschenbuchverlag, München 2008
  • Strafrecht Besonderer Teil, Gieseking Verlag, 2. Aufl. Bielefeld 2009 (zusammen mit Gunther Arzt, Ulrich Weber und Bernd Heinrich)
  • Die deutschsprachige Strafrechtswissenschaft in Selbstdarstellungen, 2010 (Herausgeber)
  • Ostasiatisches Strafrecht, 2010 (Herausgeber)
  • Eric Hilgendorf, Rudolf Rengier (Hrsg.): Festschrift für Professor Wolfgang Heinz: zum 70. Geburtstag. Nomos, Baden-Baden 2012, ISBN 978-3-8329-6637-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Humanistische Akademie Bayern: Wir über uns (Memento vom 12. November 2013 im Internet Archive)