Ernst Christoph Nolte

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Ernst Christoph Nolte (* 1733 in Gardelegen; † 26. Oktober 1761 in Lenzen (Elbe)), auch Ernst Christoph Nolten oder Ernestvs Christophervs Noltenivs, war ein evangelischer Geistlicher, Feldprediger in den Schlesischen Kriegen, Königlicher Inspektor und Pastor in Lenzen.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nikolaikirche Gardelegen

Abstammung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nolte war ein Sohn des Theologen Johann Rudolph Nolten (1691–1754), zuletzt Generalsuperintendent in Stendal, und seiner zweiten Ehefrau Eleonore Elisabeth Heinzelmann († 1769), Tochter des Justus Heinzelmann, Oberpfarrer an St. Marien und Superintendent in Gardelegen. Aus den beiden Ehen hatte sein Vater 19 Kinder. Sein Vater wurde 1717 in Stendal ordiniert und war danach als Geistlicher in mehreren Funktionen in Gardelegen tätig. 1731 wurde er Archdiakon an der Nikolaikirche in Gardelegen, 1735 Oberpfarrer an der Marienkirche und Superintendent in Gardelegen und 1741 Oberpfarrer am Dom zu Stendal und Generalsuperintendent in Stendal. Er war befreundet mit Germanus Lüdke (1683–1735), der bei seinem Tode Archdiakon am Dom in Stendal war.

Nolte wurde 1733 in Gardelegen geboren, als sein Vater Archidiakon an St. Nicolai war.

Studium, Theologische Position[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nolte studierte ab 1750 Philosophie und Theologie an der Universität in Halle.

Schon während des Studiums im Alter von 18 Jahren übersetzte er 1551 ein Werk des niederländischen Mennoniten Johann Stinstra (1709–1790), der sich in seinem Werk u. a. mit der Gewissensfreiheit beschäftigt hatte. Der Verfasser der „Vorrede“ zu seiner Übersetzung, August Friedrich Wilhelm Sack (1703–1786), der die Übersetzung angeregt hatte, war ein reformierter Theologe und Hofprediger in Berlin. Nolte fertigte zu der Schrift eine eigene „Nachricht“. In dem Vorwort (S. 2 und 3) von Sack wird er als „Candidato Ministerii“ und „Candidat Noltenius“ bezeichnet. 1745 war Sack zum Visitator des reformierten Joachimsthal’schen Gymnasiums in Berlin bestellt worden. Da auch Noltes Freund Friedrich Germanus Lüdke dieses Gymnasium besuchte, ist davon auszugehen, dass Nolte auch dieses Gymnasium besucht und dort Sack kennen gelernt hatte, der sich insbesondere um die Ausbildung junger Theologen bemüht hat.

Im Jahre 1753 disputierte Nolte unter Siegmund Jakob Baumgarten mit einer Arbeit über die Freiheit des Gewissens und dessen Schranken. Dabei unterscheidet er, wie auch schon vorher der Philosoph und Jurist Christian Thomasius, der 50 Jahre vorher in Halle gelehrt hatte, zwischen positiven (menschlichen) Gesetzen und natürlichen bzw. offenbarten (göttlichen) Gesetzen.

Die Tatsache, dass er seine Dissertation Johann Ulrich Christian Koeppen (1694–1762)[1] gewidmet hat, kann als Beleg dafür gesehen werden, dass Nolte dem Pietismus nicht abgeneigt war. Koeppen gehörte wie Sack im Jahre 1750 zum Oberkonsistorium in Berlin.[2]

Gefecht von Maxen

Feldprediger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zusammen mit seinem Freund Friedrich Germanus Lüdke wurde Nolte bei Beginn des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) Feldprediger. Nolte wurde im Kürassier-Regiment 9 eingesetzt, das in der Zeit von 1758 bis 1769 von dem Generalmajor Jakob Friedrich von Bredow befehligt wurde und deshalb den Namen „Regiment v. Bredow“ trug. Das Regiment war November 1759 an der Niederlage im Gefecht von Maxen in Sachsen beteiligt, das mit der vollständigen Niederlage der preußischen Truppen gegen die zahlenmäßig stärkeren österreichischen Truppen endete. Die preußischen Truppenteile gerieten in Gefangenschaft.[3]

St.-Katharinen-Kirche in Lenzen in Brandenburg

Inspektor zu Lenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Beendigung seiner Dienstzeit wurde er zum preußischen (geistlichen) Inspektor und Pastor zu Len(t)zen ernannt, starb aber schon am 23. Sonntag nach Trinitatis 1761 (26. Oktober 1761) und hinterließ nach nur siebenwöchiger Ehe seine Ehefrau. Diese hat die Predigt Die sorgfältige Bewahrung vor der grossen Verführung bei „Franz“[4] in Stendal drucken lassen.[5]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Meditationes De limitibus libertati conscientiae ponendis. Halle 1753, Disputation unter dem Vorsitz von Siegmund Jakob Baumgarten E-Book, besprochen von Siegmund Jakob Baumgarten, Nachrichten von merkwürdigen Büchern. Dreizehntes Stück, Halle 1753, S. 548, E-Book
  • Die sorgfältige Bewahrung vor der großen Gefahr der Verführung, Stendal 1761, gedruckt bei Franzen und Grosse, in Stendal nach 1761.[6]
  • Johann Stinstra´s (1709–1790) Warnung vor dem Fanaticismus, nebst einer Einleitung, darinn die Geschichte der Herrnhuter sowohl als der neuern Bewegungen einiger Entzückten in Holland kürzlich erzehlet wird. Aus dem Holländischen und Französischen übersetzt (von Ernst Christoph Nolte). Herausgegeben, unter der Aufsicht und mit einer Vorrede Herrn August Friedrich Wilhelm Sacks: daß die wahre Religion kein Fanaticismus sey. Berlin 1752, Rostock (im Original: waarschuwing tegen de geestdrijverij, Te Haarlingen, 1750 E-Book)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christian Gottlieb Jöcher: Allgemeines Gelehrten-Lexicon: Darinne die Gelehrten aller Stände sowohl männ- als weiblichen Geschlechts, welche vom Anfange der Welt bis auf ietzige Zeit gelebt, und sich der gelehrten Welt bekannt gemacht, Nach ihrer Geburt, Leben, merckwürdigen Geschichten, Absterben und Schrifften aus den glaubwürdigsten Scribenten in alphabetischer Ordnung beschrieben werden. Fortsetzung und Ergänzungen von Heinrich Wilhelm Rotermund; Bd. 5. Moriac bis Pfeiffer. 9, S. 790, [1]
  • Kay Zenker: Denkfreiheit: Libertas philosophandi in der deutschen Aufklärung. Hamburg 2012, ISBN 978-3-7873-2281-7, S. 371 E-Book-Leseprobe Leider ist in der Leseprobe nur der Teil einer ausführlichen Fußnote wiedergegeben.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. zu Koeppen: Johann Christoph Adelung: Fortsetzung und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Joechers allgemeinem Gelehrten-Lexicon… Dritter Band [K bis Lub], Band 7, 1810, S. 676, E-Book
  2. Corpus Constitutionum Marchicarum, Oder Königl. Preußis. und Churfürstl. Brandenburgische in der Chur- und Marck Brandenburg, auch incorporirten Landen publicirte und ergangene Ordnungen, Edicta, Mandata, Rescripta etc: Von Zeiten Friedrichs I. Churfürstens zu Brandenburg, etc. biß ietzo unter der Regierung Friderich Wilhelms Königs in Preussen etc. ad annum 1736. inclusive. Continuatio IV. Derer in der Chur- und Marck Brandenburg, auch incorporirten Landen, ergangenen Edicten... von 1748. biß 1750. inclusive, Band 10, 1751, S. 292, E-Book
  3. Otto Fischer, Archiv für Sippenforschung 1929, II. Teil 1743-1805 Die Ordinationen der Feldprediger i.d. alten preuß. Armee 1718–1805. S. 289 ff (Noltenius Johann Christoph) in Ahnenforschung.Net Forum
  4. wohl Verlagshaus Franzen und Grosse, in Stendal, gegründet 1778.
  5. Hamburger Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit, 1762 S. 784 Ausgabe der Uni Heidelberg
  6. Die Schrift ist anscheinend verschollen und nicht verifizierbar