Evangelische Kirche Hüttwilen

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Evangelische Kirche Hüttwilen, Turm
Innenansicht

Die Evangelische Kirche Hüttwilen ist die evangelisch-reformierte Kirche im gleichnamigen Dorf im Kanton Thurgau. Sie befindet sich an der Dorfstrasse in der Nähe der katholischen Kirche St. Franziskus.

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ruinen aus der Römerzeit belegen, dass Hüttwilen eine der ältesten Siedlungen im Thurgau ist. Im Jahr 817 wird Huttinvillare erstmals urkundlich erwähnt, 1256 wird ein eigener Priester von Hüttwilen in einem Dokument des Klosters Feldbach genannt. Archäologische Funde weisen eine erste Kapelle aus dem 13. Jahrhundert nach, die dem Hl. Michael, dem Hl. Pankraz und der Hl. Margareta geweiht gewesen sein soll. Um 1450 wurde dieses Kapelle erweitert. Überreste von Fresken haben sich aus vorreformatorischer Zeit erhalten, welche in den Neubau der katholischen Kirche 1965 übertragen wurden. Im Mittelalter wurde der Kirchensatz von Hüttwilen vom Bischof von Augsburg verliehen, ging aber 1466 erstmals und ab 1622 definitiv an das Kloster Ittingen über.

1524 wurde beim «Ittinger Sturm» das Pfarrhaus geplündert, in dem ein Mönch aus dem Kloster Ittingen lebte. Kurz danach zog ein evangelischer Geistlicher ins mehrheitlich evangelisch gewordene Dorf. Dieser war ab 1551 auch für Uesslingen zuständig. Ab 1551 wurde die Kirche von Hüttwilen paritätisch gebraucht. 1654 vergrösserten die Hüttwiler ihre Kirche. Bis 1843 war das Kloster Ittingen für einen Geistlichen in Hüttwilen besorgt, ab da wählte die Kirchgemeinde ihren Geistlichen selber. 1856–1859 gestaltete der Frauenfelder Architekt Johann Joachim Brenner die Kirche ein letztes Mal um. Mit dem Neubau der evangelischen Kirche 1963 und der katholischen Kirche 1966 wurde das paritätische Verhältnis aufgelöst. Die alte Dorfkirche wurde wegen des Neubaus der katholischen Kirche 1964 abgebrochen.[1]

Baubeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Architekt Adolf Kellermüller aus Winterthur errichtete die evangelische Kirche als schlichte, lichte Zeltkirche mit freistehendem Campanile. Der Turm birgt ein vierstimmiges Geläut in der Tonfolge e' – gis' – h' – cis'. Es ist auf die Glocken der katholischen Kirche von Hüttwilen abgestimmt.[2] Aus der paritätischen Kirche stammt der Taufstein aus dem Jahr 1661, der beim Kircheneingang aufgestellt ist. Die Glasfenster schuf Jacques Schedler (1927–1989), der im benachbarten Warth lebte.[3] Ein schlichtes Kreuz an der Südwand der Kirche, eine Kanzel und ein Abendmahlstisch, alle aus hellem Holz geschaffen, runden die Ausstattung der Kirche ab.

Nummer Ton Inschrift
1 e Ich bin das Licht der Welt (Joh. 8.12), wer mir nachfolgt wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.
2 gis Ich bin der Weinstock (Joh. 15.5), ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.
3 h Ich bin das Brot des Lebens (Joh. 6.35), wer zu mir kommt wird nie mehr hungern, wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.
4 cis Ich bin der gute Hirte (Joh. 10.11), der sein Leben gibt für die Schafe.
Kuhn-Orgel von 1963

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weil sich die evangelische Gemeinde erst ab 1913 an den Kosten der Orgel in der paritätischen Vorgängerkirche beteiligen konnte, entstand aus Registern der katholischen Vorgängerorgel ein Instrument, das die Firma Orgelbau Kuhn, Männedorf als Opus 419 führt und auf der Empore der paritätischen Kirche aufgestellt war. Für den Neubau der evangelischen Kirche wurde wiederum die Firma Kuhn beauftragt, die einen modern anmutendes Orgelgehäuse schuf, welches die Zeltkonstruktion des Kirchendachs aufnimmt.[4]

Disposition der Orgel:[5][6]

I Hauptwerk C–g3
Prinzipal 8′
Spillflöte 8′
Oktave 4′
Sesquialter 223′ + 135
Mixtur IV–V 113
II Brustwerk C–g3
Stillgedackt 8′
Rohrflöte 4′
Harfenprinzipal 2′
Oberton IV 135
Quinte 113
Cymbel III 1′
Tremulant
Pedal C–f1
Untersatz 16′
Oktavbass 8′
Zinke III 513
Doppelflöte 4′ + 2′

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Angelus Hux, Alexander Troehler: KlangRäume. Kirchen und Orgeln im Thurgau. Frauenfeld 2007.
  • Kirchgemeinde Hüttwilen (Hrsg.): Festschrift zum Jubiläum 50 Jahre Kirche Hüttwilen-Herdern. Hüttwilen 2013.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Evangelische Kirche Hüttwilen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Angelus Hux, Alexander Troehler: KlangRäume. Kirchen und Orgeln im Thurgau, S. 252 und 254.
  2. YouTube über die katholische Kirche Hüttwilen Abgerufen am 10. Dezember 2016.
  3. Angelus Hux, Alexander Troehler: KlangRäume. Kirchen und Orgeln im Thurgau, S. 254.
  4. Angelus Hux, Alexander Troehler: KlangRäume. Kirchen und Orgeln im Thurgau. S. 255.
  5. Hüttwilen, Ref. Kirche auf der Website von Orgelbau Kuhn, abgerufen am 11. Dezember 2016.
  6. Orgelverzeichnis Schweiz und Liechtenstein, Abschnitt Reformierte Kirche Hüttwilen TG. Abgerufen am 10. Dezember 2016.

Koordinaten: 47° 36′ 31,9″ N, 8° 52′ 14,8″ O; CH1903: 707683 / 274114