Fjodor Alexejewitsch Basmanow

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Fjodor Alexejewitsch Basmanow (russisch: Фёдор Алексе́евич Басма́нов) (* um 1550; † 1571?) war ein russischer Opritschnik und Vertrauter des Zaren Iwans des Schrecklichen. Laut Aussagen von Andrei Kurbski und vieler anderer war er sogar der Liebhaber des Zaren, was heute nicht mehr umstritten ist.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Basmanows namentliche Erwähnung ist erstmals für das Jahr 1562 belegt. Im Jahr 1564 verteidigte er zusammen mit seinem Vater Alexei Danilowitsch Basmanow die Stadt Rjasan gegen einen Angriff der Tataren. Dafür wurden er und sein Vater vom Zaren ausgezeichnet und Fjodor kam dem Zaren näher.[2] Im Jahr 1565 traten er und sein Vater den Opritschniks bei. Ein Jahr später erhielt Fjodor Basmanow den Rang eines Mundschenks (russ. Кравчий).

1569 wurde Basmanow Oberbefehlshaber der Opritschnina-Truppen im Süden von Russland, und überzeugte dort vor allem mit seinen Kriegskünsten.[3]

Als Fjodors Vater um das Jahr 1570 in Ungnade fiel, tötete Kurbski zufolge Fjodor eigenhändig seinen Vater.[4] Dem Historiker Michel Heller zufolge soll Fjodor seinen Vater getötet haben, um dem Zaren seine Liebe zu beweisen.[5]

Es ging das Gerücht einer Verschwörung gegen den Zaren in Nowgorod um. Man verhaftete mehrere Personen, die angeblich versucht hatten, den Feind Iwans, den polnischen König Sigismund II., zu unterstützen, indem sie ihm den Übergang von Nowgorod und Pskow „vorbereitet“ hätten. Unter den Verhafteten waren auch Alexei und Fjodor sowie Iwan Wiskotow.[6]

Alexei Basmanow wurde hingerichtet, das Urteil von Fjodor ist allerdings nicht bekannt.

Seit 1571 wird der Name Fjodor Basmanow nicht mehr erwähnt und es verlieren sich alle seine Spuren. Angeblich wurde er vom Zaren ins Exil nach Beloosero geschickt, wo er in einem Kloster an einer Krankheit starb.[7]

Alexei Konstantinowitsch Tolstoi geht in seinem Buch Der Silberne Fürst davon aus, dass Fjodor geköpft wurde.[8] Gemäß anderen Theorien wurde Fjodor gepfählt.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Iwan verheiratete Fjodor eher unfreiwillig mit der Nichte seiner ersten Ehefrau Warwara Sizkaja, mit der er zwei Söhne hatte, die sie um das Jahr 1568 gebar. Nach der Hinrichtung Fjodors heiratete Sizkaja erneut und die beiden Söhne, die zu dem Zeitpunkt erst ca. drei Jahre alt waren, wurden gut erzogen. Sein Sohn Iwan wurde im September 1603 getötet, als er einen Bauernaufstand unterdrückte,[9] sein Sohn Pjotr verteidigte Nowgorod-Sewerski gegen die Truppen des Falschen Dimitri. Später verriet er allerdings Boris Godunow und lief zum Falschen Dimitri über, wurde einer dessen engsten Vertrauten und wurde mit diesem am 17. Mai 1606 ermordet.[10] Mit dem Tod der beiden Söhne, die beide keine Kinder hatten, endete die Linie der Basmanows.

Persönlichkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Es war ein junger Mensch von etwa zwanzig Jahren, von einer außergewöhnlichen Schönheit, die durch einen unangenehm dreisten Gesichtsausdruck stark beeinträchtigt wurde. Er war noch kostbarer gekleidet als die anderen und trug, entgegen der allgemeinen Sitte jener Zeit, das Haar lang, und in seinem bartlosen Gesicht wie überhaupt in seinem ganzen Gebaren drückte sich etwas unmännlich Lässiges aus. Das Verhalten der anderen ihm gegenüber mutete etwas seltsam an. Sie redeten mit ihm wie mit einem Menschen ihresgleichen und erwiesen ihm keine besondere Ehrerbietung; wenn er aber an eine der Gruppen herantrat, so rückten die Opritschniks sofort auseinander, und diejenigen, die auf den Bänken gesessen hatten, erhoben sich und boten ihm ihren Platz an. Es schien, als wenn sie sich vor ihm in acht nehmen wollten oder ihn fürchteten. Als er Serebrjani und Micheitsch gewahr wurde, maß er sie mit einem hochmütigen Blick, winkte die Opritschniks heran, die die Fremden in die Sloboda geleitet hatten und schien sich nach ihrem Namen zu erkundigen, blinzelte dann abermals zu Serebrjani herüber und flüsterte mit einem boshaften Lächeln leise seinen Gefährten etwas zu.“ - A. K. Tolstoi: Der silberne Fürst

Basmanow wird von Zeitzeugen als arrogant und eingebildet beschrieben: Er liebte den Reichtum, trug gerne Schmuck und teure Kleidung, die ihm der Zar schenkte. Quellen zufolge war er ein geschickter und ehrgeiziger Soldat, was er mehrmals bewies. Häufig wird er mit einem Kranz aus blauen Kornblumen auf dem Kopf sowie roten Stiefeln dargestellt. Diese Merkmale hat er der Darstellung von Dmitri Pissarenko in dem Film „Iwan der Schreckliche“ aus dem Jahr 1991 zu verdanken. Ein weiteres sehr markantes Merkmal Basmanows war, dass er im Gegensatz zu allen anderen Männern zu der damaligen Zeit keinen Bart und langes Haar trug. Zeitzeugen zufolge habe er ein ungewöhnlich schönes und feminines Aussehen gehabt aber einen unangenehmen Charakter. Er beschwerte sich beim Zaren über alles, was ihm nicht gefiel oder passte, und die Verantwortlichen mussten dementsprechende Konsequenzen tragen. Zudem geriet er oft mit anderen in Konflikte und nutzte seine Position beim Zaren zu seinen Gunsten aus.

Beziehung zum Zaren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktor Wasnezow: Zar Iwan der Schreckliche. Gemälde aus dem Jahr 1897

„Die ersten Favoriten von Iwan: Alexei Basmanow, ein temperamentvoller Gouverneur, aber eine schamloser Heiliger der Tyrannei und sein Sohn Fjodor, dieser hatte ein schönes Gesicht und eine gemeine Seele, ohne die Iwan keinen Spaß bei Banketten haben konnte oder Lust am Morden.“ - N. M. Karamsin: Geschichte des russischen Staates.[11]

Die Beziehung zwischen Iwan und Fjodor wird heute von Historikern eigentlich nicht mehr geleugnet. Fjodor war für den Zaren ein Symbol von Macht und auch im ästhetischen Sinn nützlich. Zudem hat er ihn wohl an seine erste Ehefrau Anastassija Romanowna Sacharjina-Jurjewa erinnert. Basmanow zeigte offen, dass er der Liebhaber des Zaren war, und es war kein Geheimnis am Hof. Dass Iwan Fjodor aufrichtig liebte, ist sehr wahrscheinlich.

Insbesondere Andrei Kurbski berichtet oft von der Verbindung zwischen Fjodor und dem Zaren und nennt ihn auch skeptisch „Liebhaber des Zaren“.[12]

Die innige Beziehung zwischen Iwan dem Schrecklichen und Fjodor Basmanow vermerkten Ausländer, die zu dieser Zeit das Moskauer Königreich besuchten. So schreibt z. B. der deutsche Söldner Heinrich Staden in Hinweise zur Barbarei:

„Alexei (Basmanow) und sein Sohn (Fjodor), mit dem der Großherzog es pflegte Unzucht zu betreiben, wurden hingerichtet.“[13]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Charakter in dem Buch Der silberne Fürst von Alexei Konstantinowitsch Tolstoi. In diesem Buch wird der Favorit des Zaren Basmanow als arrogant, verdorben und ohne Prinzipien aber gleichzeitig auch als genialer Kriegsführer beschrieben.

In der Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Kino[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • In dem Film Iwan der Schreckliche I (1944) und Iwan der Schreckliche II (1958) von Sergei Michailowitsch Eisenstein gespielt von Michail Kusnezow. Die Szene in Iwan der Schreckliche II in der Fjodor in Frauenkleidern für den Zaren tanzt wurde berühmt.
  • In dem Film Zar Iwan der Schreckliche (1991) von Gennadi Wassiljew gespielt von Dmitri Pissarenko. Die Verfilmung des Buches Der silberne Fürst von Alexei Konstantinowitsch Tolstoi. Der Verkörperung Pissarenkos hat Basmanow heute sein Bild zu verdanken sowie sein ihm zugeschriebenes Aussehen. Pissarenko wurde zum Vorbild für viele Bilder Basmanows.[14]
  • In dem Film Gewitter über Russland (1992) gespielt von Sergei Besduschni.
  • In dem Film Der König (2009) gespielt von Alexander Iljin.
  • In der Fernsehserie Iwan der Schreckliche (2009) gespielt von Dmitri Muraschew.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Manfred Hildermeier: Geschichte Russlands: Vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution. C.H.Beck, 2013, ISBN 978-3-406-64552-5 (google.de [abgerufen am 13. Mai 2019]).
  2. РАЗРЯДНАЯ КНИГА. Abgerufen am 13. Mai 2019.
  3. Basmanov Family. Abgerufen am 14. Juni 2019.
  4. Глава VII. О казнях бояр и дворян. In: Церковно-Научный Центр "Православная Энциклопедия". (sedmitza.ru [abgerufen am 13. Mai 2019]).
  5. krotov.info. Abgerufen am 13. Mai 2019.
  6. Г.В. Вернадский. Московское царство. I. Основание русской евразийской империи (4 часть). Abgerufen am 13. Mai 2019.
  7. Электронная библиотека Центра изучения православия и древнерусской культуры http://www. Abgerufen am 13. Mai 2019.
  8. Kapitel 35 des Buches: Der silberne Fürst von Alexei Konstantinowitsch Tolstoi | Projekt Gutenberg. Abgerufen am 10. Juli 2020.
  9. krotov.info. Abgerufen am 25. Mai 2019.
  10. Басманов Пётр Фёдорович. Abgerufen am 25. Mai 2019.
  11. Н.М. Карамзин. История государства Российского. Том 9. Глава 3. Продолжение царстования Иоанна Грозного. Г. 1569-1572. Abgerufen am 14. Mai 2019.
  12. Содержание «Военная Литература» Биографии – Война за Ливонию. Олег Рубецкий, abgerufen am 13. Mai 2019.
  13. Генрих ШТАДЕН. Abgerufen am 13. Mai 2019.
  14. Tsar Ivan Groznyy. Abgerufen am 14. Mai 2019.