Flottille du Lac de Constance

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Die Flottille du Lac de Constance („Bodensee-Flottille“) war ein kleiner Verband der französischen Marine auf dem Bodensee in der französischen Besatzungszone von 1945–1948.

Geschichte

Ende April 1945 besetzte die französische 1. Armee innerhalb weniger Tage die Region nördlich und östlich des Bodensees und verbot jeden deutschen Schiffsverkehr und auch den Querverkehr der neutralen schweizerischen Schiffe. Ein Teil der ehemals „Weißen Flotte“ wurde von der Armee beschlagnahmt und einige als Kriegsbeute („prise de guerre“) nach Frankreich verbracht.[1]

Der „Secteur Maritime du Lac de Constance“

Im August 1945 erhielt die französische Marine den Auftrag zur Überwachung des Bodensees durch die „Flottille du Lac de Constance“ im „Secteur Maritime du Lac de Constance“, so die Bezeichnung dieses Frontabschnitts, mit den folgenden Marinebasen:

  • Nonnenhorn (Hauptquartier)
  • Kressbronn (Befehlsstelle und Hauptbasis im Werfthafen der Bodan-Werft)
  • Lindau (Nebenbasis und Marineinfanterie)
  • Konstanz (Nebenbasis)
  • Bregenz (Station)
  • Stadigrasse (Station)
  • Langenargen (Marineinfanterie)
  • Allmannsdorf (Marineinfanterie)
  • Konstanz-Staad (Marineinfanterie)
  • Immenstaad („Base de l’Aéronautique Navale „Z“ d’Immenstaad“) Die Wasserflugzeug-Basis war im Seewerk untergebracht, der Torpedo-Versuchsanlage der Luftschiffbau Zeppelin bei Immenstaad. In der Bucht[2] waren außer fünf Motorbooten vier einmotorige Schwimmerflugzeuge des Typs Latécoère 298 der Staffel 3S aus Saint-Mandrier[3] stationiert, die Immenstaad bereits am 15. Mai 1945 erreichten. Ihren Auftrag, den Bodensee aus der Luft zu überwachen, konnten sie bald nicht mehr erfüllen, weil zwei Maschinen beim Starten und Tanken zerstört wurden und die dritte mit dem Staffelkapitän abstürzte. Am 1. September 1946 wurde die BAN „Z“ aufgelöst und nach Cuers verlegt.[4]
  • Section „T“. Die Abteilung der Marine hatte den Auftrag, alle deutschen Betriebe, Institute und militärische Einrichtungen, die Marineforschung betrieben, zu durchsuchen. Die Marine nationale war besonders an den Forschungen folgender Einrichtungen am Bodensee interessiert: Askania-Werke in Konstanz (Torpedos, Bomben), die Labore der Kriegsmarine in Kressbronn (Unterwasser-Akustik) und Frankenthal (Turbinenversuche) und das Gerätewerk („Seewerk“) bei Immenstaad (akustische Torpedos). Verwertbare Forschungen, Geräte, Produkte und Materialien wurden beschlagnahmt und zur Auswertung nach Frankreich gebracht. Das bezog sich auch auf spezielle Wissenschaftler und Ingenieure („La chasse aux savants allemands“)[5] Örtlich gebundene Versuchseinrichtungen wurden von der Besatzungsmacht mit dem vorhandenen Material und Wissen des deutschen Personals weiter betrieben, teils bis 1948.

Die „Flottille“ umfasste schwankend bis zu 40 meist kleinere Einheiten („Vedettes“). Zehn Wasserfahrzeuge stellte die Marine selbst. Die restlichen waren beschlagnahmte deutsche Dienstboote, Boote der Wasserschutzpolizei, Passagiermotorboote, Privatboote und fünf große Schiffe: Die Autofähre Konstanz wurde gelegentlich als Truppentransporter genutzt, Schwaben (St-Corenthin) und Oesterreich als Versuchsschiffe, die Baden als schwimmendes Casino und das Flaggschiff Deutschland (Rhin et Danube) als Vergnügungsschiff für die Offiziere aller Waffengattungen. Personell gehörten dem „Secteur Maritime du Lac de Constance“ neun Offiziere, 45 Unteroffiziere, 159 Gefreite und Matrosen sowie 19 Gendarme an.

Die „Flottille du Lac de Constance“

Im Dezember 1946 wurde der „Secteur Maritime du Lac de Constance“ auch offiziell umbenannt in „Flottille du Lac de Constance“ und in die „Forces Maritimes du Rhin“ (FMR) eingegliedert. Sie verlor schnell an Bedeutung und war im Januar 1948 mit allen Untergliederungen endgültig verschwunden. Die noch vorhandenen deutschen Boote und Schiffe wurden zurückerstattet, die französischen und das Personal in die FMR versetzt. Wegen der neuen politischen Lage des Kalten Kriegs wurde die FMR 1949 umbenannt in „Formations Maritimes du Rhin“, die am 28. Oktober 1966 vollständig aufgelöst worden sind.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Wenn nicht anders vermerkt, basieren die weiteren Angaben auf dem unter „Weblinks“ angegebenen zusammenfassenden Artikel von net.marine.
  2. Das Areal der BAN Z befand sich dort, wo ein Jahr zuvor eine britische de Havilland Mosquito zwei verankerte Latécoère 631-Großflugboote vernichtet hatte, die von den Deutschen im besetzten Frankreich erbeutet worden waren. Sie waren erheblich größer als die in Sichtweite gebaute Do X.
  3. Gilles Debray: Le Cygne de la 3S in AEROMED Nr. 62, S. 4–10 (mit Abbildungen)
  4. Vortrag Elmar Wilczek / Bericht Manfred Bauer (mit Abbildungen)
  5. François Pernot: „Allemagne 1945: les Français et la chasse aux savants allemands“. Abschnitt „Et les français?“