Frank Tannenbaum

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Juni 2015 um 10:54 Uhr durch Jürgen Oetting (Diskussion | Beiträge) (→‎Schriften (Auswahl): Angaben korrigiert und ergänzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Frank Tannenbaum (* 1893 in Österreich; † 1969 in New York City) war ein US-amerikanischer Soziologe, Historiker und Kriminologe.

Leben

1905 emigrierte Frank Tannenbaum in die Vereinigten Staaten. Er lernte Emma Goldman kennen und wurde militanter Gewerkschaftsaktivist bei den (Industrial Workers of the World). 1914, nach Ausschreitungen verhaftet, musste er für ein Jahr ins Gefängnis. Er ging anschließend zur Columbia University. Er machte seinen Bachelor-Abschluss dort 1921 und promovierte später (Ph.D.) mit einer Arbeit über die Landreform in Mexiko in Wirtschaftswissenschaften an der Brookings Institution. Er zog dann auch nach Mexiko und wurde unter anderem als Berater des mexikanischen Präsidenten Lázaro Cárdenas del Río tätig. Im Jahre 1932 kehrte er in die USA zurück, um zunächst Kriminologie an der Cornell University zu lehren. 1935 wechselte er an als Professor für lateinamerikanische Geschichte an die Columbia University. Ein bedeutender dortiger Schüler Tannenbaums war der Historiker und Politikwissenschaftler Robert J. Alexander.

Werk

Tannenbaums Konzeption der „Dramatisierung des Bösen“ führte zur weiteren Entwicklung des Symbolischen Interaktionismus. Sein kriminologisches Hauptwerk Crime and the Community gilt als die erste Formulierung eines etikettierungstheoretischen Ansatzes.[1] Unter anderem enthält es die diesbezügliche prägnante Formulierung „The criminal becomes bad because he is defined as bad“.[2] Allerdings griffen die späteren Vertreter des Labeling-Approaches (Edwin M. Lemert, Howard S. Becker) vorwiegend nicht direkt auf Tannenbaums Ausführungen zurück, sondern begründeten ihren Ansatz selbständig. Tannenbaum wird daher überwiegend eher als ein Vorläufer denn als eigentlicher Vertreter der kriminalsoziologischen Labeling-Perspektive eingestuft.[1]

Schriften (Auswahl)

  • The Mexican agrarian revolution. The Macmillan Company, New York 1929 (weitere Auflagen: The Brookings institution, Washington, D.C. 1930; Archon Books, Hamden, Connecticut 1968, ISBN 0208007091).
  • Crime and the Community. Ginn and company, Boston, 1938.
  • Slave and Citizen. The Negro in the Americas. A. A. Knopf, New York 1947 (weitere Auflage: Boston : Beacon Press, Boston 1992, ISBN 080700913X).
  • Mexico. The Struggle for Peace and Bread. Knopf, New York 1950.
    • Mexiko. Gesicht eines Landes. Kohlhammer, Stuttgart 1967.
  • A Philosophy of Labor. Knopf, New York 1951.
    • Eine Philosophie der Arbeit. Nest-Verlag, Nürnberg 1954.
  • Ten Keys to Latin America. Knopf, New York 1962.
    • Lateinamerika. 2. Auflage, Kohlhammer Stuttgart 1964.

Einzelnachweise

  1. a b Siegfried Lamnek: Theorien abweichenden Verhaltens. 7. Auflage. München 2001, S. 219.
  2. Frank Tannenbaum: Crime and the Community. London 1938, S. 17.

Weblinks