Friedrich Zippelius

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Friedrich „Fritz“ Zippelius (* 29. August 1901 in Brüx; † 28. Mai 1990 in Ruhpolding) war ein sudetendeutscher Jurist und Politiker (SdP).

Leben

Als Sohn eines Oberoffizials geboren, studierte Zippelius nach dem Besuch des Staatsoberrealgymnasiums in Brüx 1921 bis 1926 Rechts- und Staatswissenschaften in Prag und wurde dort 1921 Mitglied der Burschenschaft Carolina Prag.[1] Seine Examina legte er 1923 und 1928 ab und wurde 1930 zum Dr. jur. promoviert. Nach seinem Studium und Referendarzeit war er 1934 bis 1938 als Rechtsanwalt in Teplitz-Schönau tätig, vor allem als Strafverteidiger.[1]

Politisch wurde er Anfang der 1920er Jahre aktiv, so hörte er 1923 Adolf Hitler in München sprechen.[1] Er engagierte sich bei der Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (DNSAP), wo er unter anderem damit beauftragt war, als Werkstudent (er arbeitete als Maurer und Landarbeiter) marxistische Arbeiter für den Nationalsozialismus zu gewinnen.[1] Nach deren Verbot der DNSAP wechselte er zur Sudetendeutschen Heimatfront (Mitglieds-Nr. 4896[1]), die ab 1935 als Sudetendeutsche Partei firmierte. Von 1934 bis 1938 leitete er die Ortsgruppe Teplitz der Partei und wurde Kreisleiter in Laun. Von 1935 bis 1938 war er für die SdP Mitglied des Abgeordnetenhauses der tschechoslowakischen Nationalversammlung.[2]

Nach der Eingliederung der Sudetengebiete in das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde er Mitglied der NSDAP (Nr. 6600854[1]) und war im November 1938 mit dem Aufbau des NSDAP-Kreises Teplitz-Schönau beauftragt, dessen Kreisleiter er danach kurzzeitig war. Zudem wurde er in die Gauleitung Sudetenland übernommen. Von Dezember 1938 an wirkte er zunächst kommissarisch und ab März 1939 offiziell im Sudetengau, Regierungsbezirk Troppau, als Regierungspräsident. 1939 trat er in die SS ein und wurde kurz darauf zum SS-Standartenführer, dann im Juni 1939 zum SS-Oberführer und 1940 zum SS-Brigadeführer im Stabe Abschnitt XXIV. befördert.[1] Ab November 1942 war er in dieser Funktion im Wartestand. Er galt als Schürzenjäger und Lebemann und fiel mehrfach negativ auf, so dass er in Folge im Oktober 1942 aus der SS ausgeschlossen worden war.[1][2] Hintergrund dieser Maßnahmen war ein skandalöser Auftritt von Zippelius „während einer Besichtigungsreise des Reichsschatzmeisters Franz Xaver Schwarz (1875–1947) im Sudetengau, auf der er betrunken in Bad Karlsbrunn bei Freudenthal in seinem Hotel Scheiben eingeschlagen, ca. 300 Kurgäste belästigt sowie Gauleiter Henlein zu einem Boxkampf herausgefordert haben soll“.[3] Im Frühjahr 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen,[2] obwohl sich Henlein bei Himmler für ihn eingesetzt hatte, was diesem jedoch lediglich dazu bewegte Zippelius die Möglichkeit zu geben, "seinen Tatendrang an der Front zu beweisen".[1] Verwundet kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und war dann 1947 bis 1951 arbeitslos, bevor er eine Anstellung als Landarbeiter und Kranführer fand und 1952 unter falschem Namen (Franz Hortig) im Kabelwerk Rheydt arbeitete.[1] Ab 1956 war er Angestellter im Finanzministerium-Lastenausgleichsamt und war später wieder als Rechtsanwalt in Düsseldorf tätig.[1] 1967 nahm er seinen Wohnsitz in Ruhpolding. Er gehörte dem Witikobund an.[2]

Literatur

  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Bd. 1, Teilbd. 8, Supplement L–Z. Winter, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-8253-6051-1, S. 395–397.
  • Joachim Lilla: Die Vertretung des „Reichsgaus Sudetenland“ und des „Protektorats Böhmen und Mähren“ im Grossdeutschen Reichstag. In: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, Band 40, Ausgabe 2, 1999, S. 453.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Bd. 1, Teilbd. 8, Supplement L–Z, Heidelberg 2014, S. 395–397.
  2. a b c d Joachim Lilla: Die Vertretung des „Reichsgaus Sudetenland“ und des „Protektorats Böhmen und Mähren“ im Grossdeutschen Reichstag. In: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, Band 40, Ausgabe 2, 1999, S. 453
  3. Mads Ole Balling: Zur soziokulturellen Struktur der deutschen Abgeordneten in der Tschechoslowakei und anderen ostmitteleuropäischen Staaten 1919–1945. In: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, Band 36, Nummer 1, 1995, S. 55