Takahashi Fumi

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Fumi Takahashi, 1936

Takahashi Fumi (japanisch 高橋 ふみ; geboren 26. Juli 1901 in Nanatsuka (heute: Kahoku), Präfektur Ishikawa; gestorben 21. Juni 1945, ebenda[1]) war eine japanische Philosophin und Hochschullehrerin. Sie hat Teile des philosophischen Werks ihres Onkels Nishida Kitarō ins Deutsche übersetzt.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fumi wurde 1901 in Kizu in Nanatsuka geboren.[Anm. 1] Die Familie war wohlhabend, da Fumis Vater Yūtarō eine Seidenfabrik (Habutai) betrieb und Bürgermeister von Nanatsuka war. Fumis Mutter Sumi war die jüngere Schwester des Philosophen Nishida Kitarō, der den Grundstein für die Kyōto-Schule legte. Fumi war mithin die Nichte von Nishida.

Fumi besuchte eine gewöhnliche Grund- und Mittelschule in ihrer Heimatstadt und ging danach in die einzige Mädchenoberschule der Präfektur, in die „Erste Kanazawa Mädchenoberschule“. Danach begann sie eine Ausbildung im medizinischen Bereich, da es sich jedoch nicht um eine richtige Berufsschule handelte, überzeugte sie ihre Eltern davon, zuhause unterrichtet zu werden. Im April 1920 schrieb sie sich in die erst zwei Jahre zuvor gegründete Universität für Frauen Tokio ein. Schließlich ging Fumi 1926 an die Kaiserliche Universität Tōhoku und studierte Philosophie. Nachdem sie die Universität Anfang 1929 abgeschlossen hatte, unterrichtete sie zwei Jahre lang an der Lehrerinnenausbildungsanstalt der Präfektur Miyagi Englisch und Philosophie.[Anm. 2]

1931 zog sie erneut nach Tokio und unterrichtete an der Jiyū-Gakuen-Mädchenhochschule Ethik und Logik. Danach machte sich Fumi Ende März 1936 von Yokohama aus auf den Weg nach Deutschland. Im Mai in Berlin angekommen besuchte sie zunächst einen Deutschkurs und begann von November an Literatur und Philosophie zu studieren. Im April 1938 setzte sie ihr Studium an der Universität Freiburg u. a. bei Heidegger fort.[2] Im November 1939 erkrankte sie an Tuberkulose, kehrte jedoch ohne ärztliche Behandlung nach Japan zurück. In Japan wurde sie dann behandelt und unterrichtete 1942 an der Kanazawa Mädchenoberschule, die sie in ihrer Schulzeit selbst besucht hatte. Von 1943 an unterrichtete sie an der Frauenuniversität in Tokio, bis sie 1945 erneut an Tuberkulose erkrankte und im Juni 1945 im Alter von 43 Jahren zuhause in Kizu starb.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

“She [Fumi] asserts that the feudal-like power relationship of men and women is latently characterized by male convenience and female obsequiousness. I would like to draw attention to Takahashi’s foresight in this presentation, as she recognized that there existed a attitude of honor men-despise women (男尊女卑) in the mental structure of both women and men.”

Mayuko Uehara: 24th World Congress of Philosophy – Asian Association for Women Philosophers (AAWP)[3]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1925 Puraton no idea ni tsuite paidon o chūshin to shitaru (プラトンのイデアに就いて―パイドンを中心としたる) (Abschlussarbeit über Platons Ideenlehre an der Frauenuniversität Tokio)[1]
  • 1930 Cohen no taikeiteki bigaku yori mitaru Chehofu no oji wānya (Cohenの体系的美学より見たるチェホフの『伯父ワーニャ』, etwa: Tschechows Onkel Wanja von der systematischen Ästhetik Cohens aus betrachtet)
  • 1934 Supinoza ni okeru kobutsu no ninshiki ni tsuite (スピノザに於ける個物の認識に就て, etwa: Über individuelle Erkenntnis bei Spinoza), In: Bunka (『文化』) Bd. 1, Nr. 5, hrsg. vom Fachbereich Literatur der Kaiserlichen Universität Tōhoku (東北帝国大学文科会編)

Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1934 Nishida Kitarō „Kultur-Formen des Altertums im Osten und Westen vom metaphysischen Standort aus gesehen“[4]
  • 1938 Kōchi Doi Toson no wakanashū (藤村の若葉集) Übersetzt von Fumi Takahashi. In: Nippon, 4, Heft 2.[1]
  • 1940 Nishida Kitarō „Die Einheit des Wahren, des Schönen und des Guten“. Übersetzt von Fumi Takahashi, durchgesehen von Oscar Benl. In: Journal of the Sendai International Cultural Society, S. 116–166

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vermutlich war Fumi die Drittgeborene, da sie noch eine ältere Schwester und einen älteren Bruder, sowie zwei jüngere Schwester und einen jüngeren Bruder, insgesamt also fünf Geschwister hatte. 高橋ふみ Fumi Takahashi. Asami, Hiroshi Lab., 2020, abgerufen am 4. Januar 2021 (englisch, mit zahlreichen Abbildungen).
  2. Zu dieser Zeit lehrte Eugen Herrigel in Sendai Philosophie. Auch Karl Löwith befand sich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten in Sendai und kehrte 1953 nach Deutschland zurück.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mayuki Uehara: Takahashi Fumi-A Woman Philosopher’s Stand Against “Onna Daigaku” Education. In: 神戸女学院大学音楽学 (Hrsg.): 第五回「日中哲学フォーラム 思索と対話による日中交流の深化 境界を架橋する哲学の役割」. 2017 (englisch).
  • Rudolf Hartmann: Japanische Studenten an der Berliner Universität 1920–1945. Hrsg.: Mori-Ôgai-Gedenkstätte der Humboldt-Universität zu Berlin (= Klaus Kracht [Hrsg.]: Kleine Reihe. Nr. 22). 2003, ISSN 1435-0351, Verzeichnis der Japaner, die zwischen 1920 und 1945 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin studierten, S. 134 (hu-berlin.de [PDF; abgerufen am 4. Januar 2021]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c 高橋ふみ Fumi Takahashi. Asami, Hiroshi Lab., 2020, abgerufen am 4. Januar 2021 (englisch, mit zahlreichen Abbildungen).
  2. Nishida Kitaro und Martin Heidegger. In: Mitteilungsblatt der Stadt Kahoku Ausgabe 7. Stadt Kahoku, 2006, abgerufen am 4. Januar 2021.
  3. Mayuko Uehara: Philosophizing Gender: Women and Patriarchy In Asian Society and Hstory. (PDF) Asian Association for Women Philosophers, 2018, abgerufen am 4. Januar 2021.
  4. Klaus Kracht: Nishida und die Politik. (PDF) In: Japonica Humboldtiana Nr. 5. The Science News, 2001, S. 215, abgerufen am 4. Januar 2021.