Fürstentum Anhalt-Zerbst

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Karte von Anhalt, Anhalt-Zerbst orange

Das Fürstentum Anhalt-Zerbst entstand im Jahr 1396 infolge verschiedener Teilungen des anhaltischen Erbes der Askanier aus der älteren Linie Anhalt-Köthen heraus. In der Folge bildeten sich zahlreiche Nebenlinien in Anhalt, die 1570 unter Führung von Anhalt-Dessau zu einem vereinigten Fürstentum Anhalt zusammenwuchsen. Schon 1603 folgte aber die nächste Erbteilung, die zur Bildung mehrerer Kleinstaaten führte. Neben Anhalt-Zerbst waren dies Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Anhalt-Bernburg und Anhalt-Plötzkau. Residenzstadt der Fürsten von Anhalt-Zerbst war die Stadt Zerbst.

Wappen des Fürstentums
Schloss Dornburg an der Elbe, errichtet ab 1750 für Fürstin Johanna Elisabeth

Geschichte

1606 traten alle anhaltischen Landesteile zur reformierten Konfession über, 1644 kehrte Anhalt-Zerbst allerdings zum lutherischen Glauben zurück. Das Vorhandensein zweier protestantischer Glaubensrichtungen in Anhalt hatte jedoch keine wesentlichen Folgen.

1667 erbte das Fürstentum über einen verzwickten Erbgang die Herrschaft Jever in Friesland. Die Fürsten selbst waren selten in diesem entfernten Teil ihres Landes präsent und ließen sich zumeist von einem nahen Verwandten dort vertreten. Zu Weihnachten 1717 erlebte das kleine Gebiet eine entsetzliche Sturmflutkatastrophe, die Weihnachtsflut 1717, der über tausend Menschen zum Opfer fielen.

1747 wurde Friedrich August Fürst von Anhalt-Zerbst. Bis zu seiner Volljährigkeit 1752 regierte noch seine Mutter für ihn. Der Fürst ging 1758 auf Grund eines Konfliktes mit Preußen ins Exil und hielt sich großenteils in Basel und zuletzt in Luxemburg auf und ließ sein Land durch Hofräte regieren, was einer ungeordneten Regierung während praktisch seiner gesamten Regentschaft Vorschub leistete. 1778 bis 1783 verkaufte er zwei Regimenter aus Zerbst und Jever (insgesamt 1.152 Mann) an die britische Krone, die sofort nach Amerika in die aufständischen Kolonien verschifft wurden.[1] Viele der Soldaten überlebten schon die Überfahrt nicht oder desertierten nach der Ankunft in der neuen Welt.

1793 starb Fürst Friedrich August ohne männlichen Erben, so dass die Linie Anhalt-Zerbst erlosch. Die Herrschaft Jever fiel in weiblicher Erbfolge als Kunkellehen an seine Schwester Sophie Auguste Friederike, die mittlerweile als Katharina II. Kaiserin von Russland war. Diese wiederum setzte die Witwe ihres Bruders, Friederike Auguste Sophie (1744–1827), als „kaiserlich russische Statthalterin“ ein, die diesen Dienst bis 1806 ausführte.

Das Stammland Anhalt-Zerbst wurde 1797 in der Zerbster Teilung auf die drei anderen noch existierenden Linien Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen und Anhalt-Bernburg verteilt. Die Stadt Zerbst selbst fiel per Los am 28. Dezember 1797 an Fürst Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau.[2]

Der Name Anhalt-Zerbst lebte nochmals von 1994 bis zum 1. Juli 2007 in der Bezeichnung des Landkreises Anhalt-Zerbst im Bundesland Sachsen-Anhalt auf, der im Wesentlichen das fürstliche Herrschaftsgebiet (mit Ausnahme von Jever) abdeckte.

Siehe auch

Literatur

  • Joachim Castan: Hochschulwesen und reformierte Konfessionalisierung. Das Gymnasium Illustre des Fürstentums Anhalt in Zerbst, 1582-1652.- Halle: Mitteldeutscher Verlag 1999 (= Studien zur Landesgeschichte, 2). Darin Geschichte zur Reformation und Konfessionalisierung von Anhalt-Zerbst im 16. und 17. Jahrhundert.

Weblinks

Commons: Fürstentum Anhalt-Zerbst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Melanie Meyer: Die Eskapaden des „Baron Maltzahn“. NWZOnline vom 28. Dezember 2010, abgerufen am 7. April 2013.
  2. Gehard Köbler: Historisches Lexikon der Deutschen Länder: die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C.H.Beck 2007, ISBN 3-406-54986-1, S. 16 ff.