Gasthof zum Goldenen Ochsen

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Zum Goldenen Ochsen
Zum Goldenen Ochsen

Zum Goldenen Ochsen

Daten
Ort Zofingen
Koordinaten 638225 / 237843Koordinaten: 47° 17′ 25,3″ N, 7° 56′ 38,2″ O; CH1903: 638225 / 237843

Der Gasthof zum Goldenen Ochsen ist ein denkmalgeschütztes Bauwerk in Zofingen. Er ist ein Kulturgut von regionaler Bedeutung.[1]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude steht in der Altstadt von Zofingen an der Vorderen Hauptgasse 8.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäude verfügt über einen Mittelrisalit unter einem Dreiecksgiebel. Die Hauptfassade ist in drei Teile gegliedert und durch Eck- und Risalitlisenen gegliedert. Im Erdgeschoss und im ersten Stock sind die Fenster rechteckig. Von den Stichbogenfenstern mit muschelförmigen Schlusssteinen im zweiten Stock verfügen die mittleren drei über eine geschweifte Verdachung.[2]

Entlang der Ochsengasse erstreckt sich das Hinterhaus, das durch einen Verbindungsbau mit dem Hauptgebäude verbunden ist.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das gotische Gebäude wurde seit der Entstehung mehrmals umgebaut, zum Beispiel 1607.[2] Die klassizistische Fassade stammt vom Ende des 18. Jahrhunderts.[3] Der Saal wurde 1998 umgebaut.[4]

Nutzungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1819 war der «Ochsen» Versammlungsort der Sektion Bern des Schweizerischen Zofingervereins.[2] Zu Beginn der 1980er-Jahre wurde das Gebäude zuerst von der Architektengruppe Metron aus Windisch übernommen und anschliessend in eine Genossenschaft überführt, um es der Spekulation zu entziehen.[5] Die Initiatoren der Genossenschaft beabsichtigten die Einrichtung einer Beiz ohne Konsumzwang und mit ökologischer Küche. Weiter wollten sie kulturelle Veranstaltungen, günstige Mietwohnungen, eine Wohngemeinschaft geistig Behinderter und ein Ladenlokal ermöglichen.[6] Eine Dachgenossenschaft, die die Räumlichkeiten des «Ochsen», darunter Wohnungen, eine Beiz, eine Bar, ein Saal und ein Ladenlokal, weitervermietete, wurde im Herbst 1981 gegründet.[7] Der neu gegründeten Genossenschaft traten 300 Personen bei. Viel Gründungskapital stammte aus bürgerlichen Kreisen.[6] Die Stadt Zofingen brachte 50'000 Franken ein, die Denkmalpflege 67'000 Franken.[7] Zur Kostensenkung wurde beim Umbau viel Freiwilligenarbeit geleistet.[7] Am 13. Februar 1982 fand das Aufrichtefest statt und am 17. April 1982 die Eröffnungsfeier der Beiz.[7]

Zu den langjährigen Mietern aus der Gründungszeit gehörten die Genossenschaftsbeiz Ochsen und der Kulturverein Ochsen.[6] Einige Veranstaltungen des Kulturvereins sowie die personelle Verbandelung mit der grünen Ortspartei Läbigs Zofige sorgten in der Bevölkerung für das Vorurteil, der «Ochsen» sei ein Treffpunkt von Linksextremisten.[6] Die Genossenschaftsbeiz stand in der Tradition der selbstverwalteten Betriebe.[6] Sie bestand bis 2001.[7] Danach wurde die Beiz jeweils an Wirte vermietet.[8][9]

Der 1982 gegründete Kulturverein Ochsen, seit 1998 OX. Kultur im Ochsen, führte im Saal des Ochsens bis Ende 2014 Hunderte Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen durch.[4][10] Ab 2002 gab es Beschwerden wegen Lärmbelästigung aus der Nachbarschaft, die nach einem jahrelangen Verfahren Konzerte aufgrund behördlicher Einschränkungen verunmöglichten.[11][12] OX Kultur im Ochsen verliess den «Ochsen» deshalb Ende 2014 und führte die kulturelle Arbeit unter dem Namen OX Kultur ausserhalb der Altstadt im neu eröffneten Lokal Oxil fort.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manuela Ros: Kleinstadtgesellschaft im Wertewandel; Jugendkultur, Geschlechterfragen und die «neuen Alten». In: Christian Lüthi, Manuela Ros, Annemarie Roth, Andrea Steigmeier (Hrsg.): Zofingen im 19. und 20. Jahrhundert; Eine Kleinstadt sucht ihre Rolle (= Veröffentlichungen zur Zofinger Geschichte. Band 3). hier + jetzt, Baden 1999, ISBN 3-906419-02-9, S. 298 f.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste der Kulturgüter in Zofingen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gasthof zum Goldenen Ochsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kantonsliste A- und B-Objekte Kanton AG. Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler (A-Objekte) und regionaler (B-Objekte) Bedeutung. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS – Fachbereich Kulturgüterschutz, 1. Januar 2024, (PDF; 410 kB, 25 S., Revision KGS-Inventar 2021 (Stand: 1. Januar 2023)).
  2. a b c d DSI-ZOF047 Vordere Hauptgasse 8, Gasthaus zum Goldenen Ochsen, 1607 (Dossier (Denkmalschutzinventar)). In: Online-Inventar der Kantonalen Denkmalpflege Aargau. Abgerufen am 11. Januar 2022.
  3. Hans Maurer: Zofingen (= Schweizerische Kunstführer). 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1985, ISBN 3-85782-376-8 (formal falsch), S. 27.
  4. a b c Günter Zimmermann: Kleiner Namenswechsel mit grosser Bedeutung. In: Zofinger Tagblatt. 22. Juni 2015, S. 20.
  5. Manuela Ros: Kleinstadtgesellschaft im Wertewandel; Jugendkultur, Geschlechterfragen und die «neuen Alten». In: Christian Lüthi, Manuela Ros, Annemarie Roth, Andrea Steigmeier (Hrsg.): Zofingen im 19. und 20. Jahrhundert; Eine Kleinstadt sucht ihre Rolle (= Veröffentlichungen zur Zofinger Geschichte. Band 3). hier + jetzt, Baden 1999, ISBN 3-906419-02-9, S. 299.
  6. a b c d e Manuela Ros: Kleinstadtgesellschaft im Wertewandel; Jugendkultur, Geschlechterfragen und die «neuen Alten». In: Christian Lüthi, Manuela Ros, Annemarie Roth, Andrea Steigmeier (Hrsg.): Zofingen im 19. und 20. Jahrhundert; Eine Kleinstadt sucht ihre Rolle (= Veröffentlichungen zur Zofinger Geschichte. Band 3). hier + jetzt, Baden 1999, ISBN 3-906419-02-9, S. 298.
  7. a b c d e Klaus Plaar: Geschichte der Genossenschaft «Zum Goldenen Ochsen». In: Zofinger Tagblatt. 17. Oktober 2002, S. 1.
  8. Die Durststrecke im «Ochsen» ist zu Ende. In: Aargauer Zeitung. 15. August 2001.
  9. Beat Bolliger: Haus Ochsen hofft auf einen raschen Entscheid. In: Zofinger Tagblatt. 2. Mai 2005, S. 36.
  10. OX. Kultur im Ochsen – Veranstaltungen 1982 – 2014. Abgerufen am 8. April 2022.
  11. Der Kampf gegen den Lärm. In: Aargauer Zeitung. 4. Juni 2002.
  12. Vom Ochsen ins OXIL. Abgerufen am 8. April 2022.