Georg Volk

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Georg Johann Volk (* 23. März 1898 in Steinheim am Main; † 16. Juni 1986 in Offenbach am Main) war ein deutscher Arzt, Homöopath und Schriftsteller.

Georg Volk, Offenbach am Main 1933

Leben

Georg Volk war der ältere Bruder von Hermann Kardinal Volk (1903–1988) aus Mainz, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Geprägt von der katholischen Jugend- und Erneuerungsbewegung Quickborn um Romano Guardini und den Treffen auf der Burg Rothenfels am Main, (die Volk-Brüder standen der Marburger Quickborngruppe vor) vertrat Georg Volk eine von christlicher Spiritualität durchdrungene, naturverbundene, ganzheitliche Medizin, die auch seine schriftstellerische Tätigkeit für die im Nationalsozialismus verbotene Zeitschrift Gestalt und Zeit[1] und die Werkhefte junger Katholiken, sowie seine Monografien bestimmte, die immer auch an den Laien und Patienten gerichtet waren.[2]

Mit Alf Riegel und Robert Steidle gründete Volk die Ärztegilde des Quickborn, die moderne naturwissenschaftliche Erkenntnisse der Medizin mit christlichen Inhalten verband.[3] Zum engen Freundeskreis zählten Alfred Schüler, Klara und Ludwig Neundörfer, Heinrich Kahlefeld, Theo Gunkel, Walter Dirks, Ida Friederike Görres und der Pax Christi – Mitbegründer Pater Manfred Hörhammer. Im Quickborn traf Volk auch auf den katholischen Poelzig-Schüler und revolutionären Architekten Rudolf Schwarz, der in seiner Frankfurter Zeit 1934/35 für Volk das Offenbacher Arzthaus mit Praxis errichtete.[4]

Georg Volk nahm als Sanitäter von 1916 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend studierte er Medizin und Philosophie in Marburg (bei Nicolai Hartmann und Heinz Heimsoeth) und an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo er 1921 mit einer Arbeit über Riesenzellen in der Schilddrüse promoviert wurde. Über das Studium in Marburg mit Fritz Stockebrand (1897–1970) und die anschließende gemeinsame Assistentenzeit gelangte Volk zur Homöopathie und wurde Assistenzarzt bei Otto Leeser (1888–1964; Niederlassung ab 1922) in Frankfurt am Main. Anregungen zur Homöopathie erhielt Volk ferner von August Bier (1861–1949) und Wilhelm Münch (1884–1970; Niederlassung ab 1911 in Frankfurt am Main). 1926 ließ sich Volk in Offenbach am Main als Internist und Arzt für Homöopathie nieder.

Hermann und Georg Volk, Mainz 1975

Im Zweiten Weltkrieg war er 1940 Stabsarzt, 1944 Oberstabsarzt. Als Chefarzt des Lazaretts im Heilig Geist Hospital in Frankfurt am Main wurde er wegen mangelnder nationalsozialistischer Gesinnung abberufen. Mit dem Westfeldzug wurde Volk zunächst zum Lazarettleiter in die bretonische Gemeinde Lamballe im besetzten Frankreich abkommandiert, und aufgrund seiner christlichen Gesinnung und auffälligen Erscheinung hinter vorgehaltener Hand als éveque de Lamballe (Bischof von Lamballe) verehrt. Von Dezember 1942 bis Juni 1944 war Volk in der Normandie stationiert, wo er im Juni 1944 in Cherbourg in westalliierte Kriegsgefangenschaft geriet und schließlich im US-Kriegsgefangenenlager McAlester in Oklahoma (USA) interniert wurde.[5] Im Gefangenenlager wurde Volk aus dem Offizierskorps ausgeschlossen, da er sich als ranghöchster Offizier geweigert hatte, den Geburtstag Adolf Hitlers mitzufeiern.[6] 1946 kehrte Volk heim, nahm seine Arbeit in Offenbach als Internist und Homöopath wieder auf und praktizierte bis unmittelbar vor seinem Tod 1986. Zeitgenossen beschreiben ihn als moralische Autorität und charismatische Erscheinung. Volks Haltung gegenüber seinen Patienten war einerseits geprägt von gebieterischer, unnachgiebiger Strenge,[7] andererseits von Güte und Verantwortung der leidenden Kreatur gegenüber, sowie tiefer christlicher Spiritualität und dem Anspruch an sich selbst, ethisches Vorbild zu sein. Tiefe Frömmigkeit, Askese als Lebensprinzip, Konsumverzicht, Vegetarier aus ethischer Überzeugung waren die Konstanten seines ärztlichen Selbstverständnisses, das im Gegenüber des Patienten den Menschen als Einheit von Leib, Seele und Geist verortete und hartnäckig zur Mitgestaltung an der individuellen Heilung einbezog und aufforderte.
Von 1958 bis 1976 war Volk Belegarzt, 1969 bis 1974 Chefarzt der homöopathischen Abteilung im Ketteler-Krankenhaus in Offenbach am Main.[8] Georg Volk praktizierte mehr als sechs Jahrzehnte und war ab den achtziger Jahren der älteste praktizierende Arzt in Offenbach und einer der letzten Mediziner Hessens mit eigener, in die Praxis integrierten Apotheke.

Trivia

Georg Volk war verheiratet mit Anna Stammer und Vater von fünf Kindern. Einer seiner drei Söhne war der Freiburger Ordinarius für Neuropathologie Benedikt Volk (1940–2011). Volks jüngste Tochter Emanuele hat mit dem Kinderbuch Mein Hund, meine Brüder und ich[9] ihre Kindheitserinnerungen verfasst. Autobiografische Einsprengsel finden sich bei Georg Volk in den Sentenzen seiner Meditationsanleitungen.[10]

Auszeichnungen

Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz: Georg Volk in Offenbach am 19. März 1981
  • 1980 (25. August) – Silberne Bürgermedaille der Stadt Offenbach
  • 1981 (19. März) – Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland am Bande für nachhaltiges Wirken und Lebenswerk als ganzheitlicher Mediziner und Schriftsteller[11]
  • 2016 (14. Januar) - Seit dem 24. Juni 2004 (nach Antrag der Stadtverordnetenversammlung vom 17. Januar 1989) steht Georg Volk auf der Vorschlagsliste der Stadtverordneten zur Straßenbenennung der Stadt Offenbach am Main.[12] Im Baugebiet „Waldheim-Süd“ (nördlicher Teil, B-Plan Nr. 618 B) [13] der Stadt Offenbach erhält eine der neuen Erschließungsstraßen die Bezeichnung Dr.-Georg-Volk-Weg.[14]

Schriften

  • Das Herz, unser Schicksal. Knecht, Frankfurt am Main 1974.
  • Entspannung, Sammlung, Meditation. Matthias-Grünewald, Mainz 1970.
  • Liebe und Ehe, Zeugung und Geburt. Christophorus, Freiburg im Breisgau 1968.
  • Arznei für Leib und Seele. Herder, Freiburg im Breisgau 1959.
  • Gesundes Herz, gesunder Sinn. Knecht, Frankfurt am Main 1957.
  • Neural – personale Diagnostik. Anleitung zur patho-physiognomischen Betrachtung des Menschen. Haug, Ulm/Donau 1955.
  • Dein Herz in gesunden und in kranken Tagen. Knecht, Frankfurt am Main 1952.
  • Vom Arzt und vom Kranken. Vortrag gehalten auf der Ersten Beuroner Hochschulwoche am 15. September 1948. Veröffentlichung des Beuroner Arbeitskreises. Alber, Freiburg 1949.
  • Über Riesenzellen in der Schilddrüse. Ausz. in: Frankfurter med. Dissertationen in Auszügen. Bd. 3. Frankfurt am Main, Med. Diss., 1923.

Literatur

  • Fritz D. Schroers: Lexikon deutschsprachiger Homöopathen. Georg Thieme Verlag, 2006, ISBN 3-8304-7254-4 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Allgemeine Homöopathische Zeitung für wissenschaftliche und praktische Homöopathie (AHZ) 213, 1968, S. 410/411
  • Kautzsch, A.: Georg Volk 70 Jahre, Allgemeine Homöopathische Zeitung für wissenschaftliche und praktische Homöopathie (AHZ) 228, 1983, S. 209 f.
  • Leers, H.: Laudatio zum 85. Geburtstag von Georg Volk, Allgemeine Homöopathische Zeitung für wissenschaftliche und praktische Homöopathie (AHZ) 232, 1987, S. 70 f.
  • Faltin, Th.: Homöopathie in der Klinik. Die Geschichte der Homöopathie am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus von 1940–1973. Haug, Stuttgart 2002, S. 21, S. 194
  • Schoeler, Heinz: Kompendium der wissenschaftlichen und praktischen Homöopathie. Fortsetzung zu: Clotar Müller, Charakteristik der wichtigsten homöopathischen Heilmittel. Willmar Schwabe, Leipzig 1940, S. 155.
  • Barbers, Meinulf: Franz Stock – Anstöße zu einer Zivilisation der Liebe, in: Quickborn-Arbeitskreis (Hg.): Auf den Spuren des lebendigen Quells. Mosaiksteine aus 100 Jahren Quickborn, Rothenfels/Main 2009, S. 76 - 81
  • Binkowski, Johannes: Jugend als Wegbereiter. Der Quickborn von 1909–1945. Konrad Theiss, Stuttgart 1981, S. 249
  • Volk, Emanuele: Mein Hund, meine Brüder und ich. Fredebeul und Koenen, Essen 1971
  • Leitl, Alfons: Das Haus eines Arztes. In: Bauwelt 25 (1934) 52, S. 1 - 8
  • Kerber, Ottmar: Das Einzelwohnhaus von heute. In: Die Schildgenossen 14 (1934/35) 5, S. 415ff.
  • Pehnt, Wolfgang und Hilde Strohl: Rudolf Schwarz 1897–1961. Bewohnte Bilder – Architekt einer anderen Moderne. Hatje, Ostfildern-Ruit 2000, S. 93 - 95, S. 242
  • Wohnhäuser von Rudolf Schwarz. In: Baukunst und Werkform (1948)2, S. 68 - 72

Weblinks

Commons: Georg Volk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadt Offenbach DS I (A) 0829
  2. H. Leers: Laudatio zum 85. Geburtstag von G. Volk, Allgemeine Homöopathische Zeitung für wissenschaftliche und praktische Homöopathie (AHZ) 232, 1987, S. 70
  3. Binkowski, Johannes: Jugend als Wegbereiter. Der Quickborn von 1909–1945. Konrad Theiss, Stuttgart 1981, S. 249.
  4. Wolfgang Pehnt, Hilde Strohl: Rudolf Schwarz 1897–1961. Bewohnte Bilder – Architekt einer anderen Moderne. Hatje, Ostfildern-Ruit 2000, S. 93 - 95, S. 242
  5. Tessin, Georg: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 45, Osnabrück 1973 ff.
  6. Presse-Information „Verdienstkreuz am Bande an Dr. Georg Volk“ der Stadt Offenbach am Main vom 13. März 1981
  7. Vgl. die beißende Kritik an Volks unzeitgemäßer Aufklärungsdidaktik: Martin Morlock: Ziesemann macht's möglich, in: DER SPIEGEL 26/1964
  8. Georg Volk: Nicht nur des Arztes Hilfe, auch seine Liebe braucht der Kranke in der Offenbacher Post vom 17. Dezember 1958 (pdf-Dokument S. 7)
  9. Emanuele Volk: Mein Hund, meine Brüder und ich. Fredebeul und Koenen, Essen 1971
  10. Georg Volk: Entspannung, Sammlung, Meditation. Matthias-Grünewald, Mainz 1970
  11. Den Menschen nicht zur Formel machen lassen. Dekoration mit dem Verdienstkreuz für Georg Volk. Offenbacher Post vom 20. März 1981
  12. Stadt Offenbach DS I (A) 0695
  13. Stadt Offenbach DS I (A) 0829
  14. "Verdiente Frauen im Briefkopf", Frankfurter Rundschau vom 9. Februar 2016