Graf-Anton-Günther-Schule (Oldenburg)

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Graf-Anton-Günther-Schule
Schulform Gymnasium
Gründung 1922
Adresse

Schleusenstraße 4

Ort Oldenburg
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 8′ 0″ N, 8° 13′ 4″ OKoordinaten: 53° 8′ 0″ N, 8° 13′ 4″ O
Schüler etwa 1.300
Lehrkräfte etwa 120
Leitung Wolfgang Schoedel
Website [1]
Prinzenpalais in Oldenburg (Oldb), von 1946 bis 1959 Graf-Anton-Günther-Schule (Oldenburg)
Graf-Anton-Günther-Schule (Oldenburg). Eingang mit Mosaik des Grafen Anton Günther

Die Graf-Anton-Günther-Schule Oldenburg (umgangssprachlich als „GAG“ abgekürzt) ist ein Gymnasium im niedersächsischen Oldenburg. Die Schule ist benannt nach dem letzten Oldenburger Grafen Anton Günther.

Geschichte

Das GAG geht auf die so genannte Aufbauschule zurück, die ab 1922 während der Abwicklung des Evangelischen Lehrerseminars Oldenburg im Gebäude des Lehrerseminars eingerichtet wurde. Die Gründung der Aufbauschule wurde 1920 beschlossen, die Schule wurde am 20. April 1922 als Oldenburgs erste weiterführende Koedukationsschule eröffnet. Namensgebung und Gründungsdatum signalisieren damit von Anfang an die Tradition und den Anspruch des in der Universitäts- und Wissenschaftsstadt Oldenburg gelegenen Landkreisgymnasiums, Bildung und Erziehung von Jungen und Mädchen ohne Benachteiligung eines der beiden Geschlechter und nachhaltig zu gestalten.

1938 verlieh der oldenburgische Minister der Kirchen und Schulen der Aufbauschule das Recht, den Namen "Graf-Anton-Günther-Schule" zu führen. Begründet wurde diese Benennung nach der Symbolgestalt der oldenburgischen Landesgeschichte damit, dass die Schülerschaft der Aufbauschule "wie keine zweite in der Stadt [Oldenburg] aus Söhnen und Töchtern des alten oldenburger Bauerntums" bestehe. Die Forschungen zur Namensgebung der Schule anlässlich des Schuljubiläums 1997 haben ergeben, dass sich die lange Zeit vermutete Benennung der Aufbauschule nach Graf Anton Günther zur Abwehr einer nationalsozialistischen Indoktrination keinesfalls belegen lässt. Die Schulleitung der Aufbauschule war zu diesem Zeitpunkt bereits von den NS-Machthabern ausgetauscht und auf ideologischen Kurs gebracht worden. Der Schulalltag war 1938 durch und durch von nationalsozialistischen Ritualen geprägt (s. dazu im Literaturverzeichnis die von Frank Binternagel hg. Festschrift).

Von 1946 bis 1959 war das GAG im Prinzenpalais am Damm untergebracht und zog 1960 in das heutige Schulgebäude um. Im Gegensatz zum heutigen, allerdings nur für den Sekundarbereich I geltenden Schuleinzugsbezirk - im Regelfall kommen alle Schüler der Klassen 5-10 aus den Oldenburger Landkreisgemeinden Hatten, Hude und Wardenburg - stand die GAG bis 1974 allen Schülern offen, die nicht in der Stadt Oldenburg wohnten.

An den im und seit dem Dreißigjährigen Krieg als Friedensgaranten verehrten Oldenburger Graf Anton Günther erinnern historisierend ein großes Mosaik an der Stirnseite des Gebäudes neben dem Haupteingang im Südflügel sowie ideologiekritisch eine schmiedeeiserne Reiterstatue. An der Stelle des heutigen Gebäudetrakts F stand ursprünglich eine kleine Turnhalle, das Mosaik wurde vor dem Abriss der Turnhalle durch einen Kran entfernt und hinterher in die Wand des 2004 in Betrieb genommenen Neubaus integriert.

Dieser war durch eine umfassende Schulstrukturreform des Landes Niedersachsen notwendig geworden: Durch die Auflösung der 30 Jahre in Niedersachsen als eigene Schule geführten Orientierungsstufe (Kl. 5 und 6) kamen zum 1. August 2004 mehr als 700 Schüler gleichzeitig in die fünften, sechsten bzw. siebten Klassen der damit eines der größten niedersächsischen Gymnasien bildenden Schule.

Durch die Schulgröße, den damit ermöglichten Zugewinn weiterer Lehrer, zahlreiche Kooperationen und eine über eine breite Allgemeinbildung hinausgehende Profilierung gelang es der Schule seit 2004 schrittweise, ein durch den schulischen Standort begünstigtes Erziehungs-, Bildungs- und Ausbildungskonzept zu entwickeln und umzusetzen: Alle Schüler von Klasse 5–12 (G8+) können entsprechend ihren Stärken und Interessen individuell die zu ihnen passenden Bildungswege beschreiten.

Seit dem Schuljahr 2015/16, nach gleichzeitigem Beginn in den Jahrgängen 5-8 schuljährlich aufsteigend, kehrt die derzeit als offene Ganztagsschule organisierte GAG wieder zu einer neunjährigen Gymnasialzeit zurück (-> Abitur 2019 als letzter G8-Abiturjahrgang). Die Folge dieser von einer neuen Landesregierung beschlossenen Schulstrukturreform sind die schrittweise Überprüfung und ggf. die Anpassung des derzeitigen Schulprofils, der Raumnutzung und der ggf. zu verändernden Lernangebote für Schüler an die neuen Gegebenheiten.

Schule

Das Gymnasium Graf-Anton-Günther-Schule Oldenburg hat rund 1.200 Schüler aus den Oldenburger Landkreisgemeinden Hatten-Sandkrug, Hude und Wardenburg. Den seit dem Schuljahr 2010/11 überwiegend in Doppelstunden angebotenen Unterricht erteilen derzeit rund 120 Lehrpersonen. Die Schule ist damit das größte Gymnasium in der Region, aber auch eines der größten in Niedersachsen. 2016 erreichten 173 Schüler die Allgemeine Hochschulreife, im Sek.I-Bereich gibt es stabile Fünfzügigkeit in allen Jahrgängen. Schulträger ist der Landkreis Oldenburg. Als vom niedersächsischen Kultusministerium zertifizierte „Starterschule Plattdeutsch“ (2015) und mit daran gekoppelten Angeboten identifiziert sich das Oldenburger Landkreisgymnasium mit der Geschichte und dem Brauchtum in seinem Schuleinzugsbezirk, bekennt sich aber als Europa- und MINT-EC-Schule auch deutlich zu einem die Regionalgrenzen überschreitenden Grundverständnis von Erziehung, Allgemeinbildung und Ausbildung.

Nach August Korte (1922–1925 und 1933–1936), Otto Modick (1925–1933), Georg Limann (1936 - Mai 1945), Heinz Baltzer (Okt. 1945 - Dez. 1956), Hans Dunkow (1957–1971), Günther Solling (1971–1987) und Friedrich-Wilhelm Müller (1987 - Juli 2009) ist Wolfgang Schoedel der achte Schulleiter der GAG (seit August 2009), stellvertretende Schulleiterin ist derzeit Hanne Rüth.

In ihrer Erziehungsarbeit wird die als FSJ-Einsatzstelle anerkannte Graf-Anton-Günther-Schule von zwei ausgebildeten Beratungslehrkräften, einer fest angestellten Sozialpädagogin sowie jährlich wechselnden FSJ-Sport-Kräften unterstützt. Das als offene Ganztagsschule geführte Gymnasium bietet regelmäßig Studierenden Praktikumsplätze und ist Ausbildungsschule für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst.

Ein Charakteristikum des sich als regionales Fortbildungs- und Kompetenzzentrum verstehenden und daher mit anderen Institutionen kooperierenden Landkreisgymnasiums ist dabei, dass ein überdurchschnittlicher Prozentsatz der regulär unterrichtenden Lehrpersonen Lehraufträge an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg erhält und/oder als Ausbilder am Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien tätig ist.

Das eigene Schulprogramm [Fassung vom 26. November 2011] beschriebt die GAG als vernetztes und dabei „lernendes System“; einzelne Lehrkräfte sind Mitglieder von Kommissionen des niedersächsischen Kultusministeriums, der Schulleiter arbeitet seit 1996 mit in dem an der Universität Oldenburg angesiedelten Gesprächskreis Schule-Universität (GSU), seit 2013 in dem vom Studienseminar Oldenburg für das gymnasiale Lehramt 2013 gegründeten GSS (= Gesprächskreis Schule-Studienseminar) sowie zwischenzeitlich (2012–2014) im MINT-EC-Beraterkreis.

Im Fremdsprachenangebot der Schule sind Englisch, Französisch, Latein und Italienisch, über die Oldenburger Kooperation auch Niederländisch und Spanisch. In Jahrgang 5/1 erhalten alle Schüler neben den 29 Pflichtstunden zusätzlich eine Wochenstunde "Informationstechnologische Grundschulung" (ITG), in Jahrgang 5/2 eine zusätzliche Sprachenstunde (DFS = Deutsch-Fremdsprachen). Die Sprachkenntnis einzelner Lehrkräfte (zz. u. a. in Dänisch, Russisch, Schwedisch und Türkisch), ein Förderprogramm, eine fest angestellte Schulsozialpädagogin, Erfahrungen mit Deutsch als Fremd-, Zweit- und Bildungssprache (DaF bzw. DAZNet) und Kooperationspartner sollen zugezogenen Schülern mit Migrationshintergrund den Wohnort- und/oder Schulformwechsel erleichtern und unterstützen den inklusiven Lernansatz des Landkreisgymnasiums.

Im Juni 2010 wurde die Graf-Anton-Günther-Schule vom Niedersächsischen Kultusministerium zur Pilotschule im Netzwerk „Globales Lernen“ ernannt, die GAG arbeitet seit November 2012 auch als interessierte UNESCO-Projektschule in verschiedenen Schulnetzwerken mit.

2014 erhielt die GAG für ihr überdurchschnittliches Sportangebot die Zertifizierung des niedersächsischen Kultusministeriums als sportfreundliche Schule.

Seit den 1990er Jahren pflegt die deshalb als GAPP-Schule zertifizierte GAG ihre Schulpartnerschaft mit Eden Valley (Minnesota/USA): Neben der Möglichkeit eines halb- oder ganzjährigen Individualaustausches wird seither jährlich ein dreiwöchiges Gruppenaustauschprogramm realisiert; in den ungeraden Jahren geht es für ca. 20 Schüler in die USA, in den geraden Jahren kommt es dann zum Gegenbesuch.

Darüber hinaus ist die Graf-Anton-Günther-Schule über verschiedene EU-Programme (Comenius, Erasmus+) sowie seit 2011 über einen Schulpartnerschaftsvertrag und das damit gegründete Netzwerk European Partners in Education (EPiE) in zunehmend engeren Kontakt zum Gimnazjum Paderewskiego in Lublin (Polen), dem Liceo Statale G. Batta in Desenzano del Garda (Italien), dem Praedinius-Gymnasium in Groningen (Niederlande) sowie fest verbunden mit der English School Helsinki (Finnland) und zwei englischen Schulen in Maidstone (Kent). Mit jeder dieser Schulen kommt es seither in jedem Jahr zu gemeinsamen Schülerprojekten, die im Fall des Faches Italienisch sogar fest mit dem Fachunterricht verzahnt sind und insbesondere im Fall des nur eine gute Fahrstunde entfernten Praedinius-Gymnasiums Groningen GAG-Schülern besondere Möglichkeiten zur Berufs- und Studienwahlorientierung eröffnen.

2012 erhielt die GAG eine Dreijahreszertifizierung, 2015 eine Fünfjahreszertifizierung des niedersächsischen Kultusministeriums als Europaschule in Anerkennung des Schulprofils und die durch die Arbeitsgruppe „GAG international“ initiierten und koordinierten Kontakte und Projekte für Schüler und/oder Lehrkräfte.

2012 verlieh eine Jury, als Anerkennung der für herausragend befundenen Profilangebote in Fächern aus dem Bereich Mathematik, (Informatik,) Naturwissenschaften (und Technik) der GAG den Anwartschaftsstatus, 2016 den vollen Mitgliedsstatus einer MINT-EC-Schule.[1]

Schulgebäude

Das an eine Bushaltestelle angebundene Schulgebäude befindet sich in der Schleusenstraße im Oldenburger Gerichtsviertel in unmittelbarer Nähe der über den Küstenkanal führenden Cäcilienbrücke und des Landesmuseums für Natur und Mensch.

Die Trakte des Schulgebäudes sind um den Innenhof herum rechteckig angeordnet. 2004 wurden der Trakt A (Südflügel) und der Trakt C (Nordflügel) um einen zweiten Gebäudestock erweitert. Außerdem wurde auch eine ältere und kleinere Turnhalle abgerissen und an ihrer Stelle ein zweigeschossiger Neubau errichtet. 2008 bzw. 2009 folgte der Trakt D (verlagertes Lehrerzimmer/Oberstufenzentrum bzw. neu konzipierter Verwaltungstrakt).

Seit 2015 saniert der Schulträger das vorwiegend aus den 1960er Jahren stammende Schulgebäude schrittweise für geplante 12,5 Millionen Euro. Hintergrund hierfür sind geänderte Sicherheits- und Energiestandards sowie der durch das Ziel einer Inklusion aller Schüler pädagogisch veränderte Raumbedarf der ab dem 1. August 2015 sukzessiv zur neunjährigen Gymnasialzeit zurückkehrenden GAG. Sichtbares Ergebnis ist bislang das die frühere Aula ersetzende und am 28.09.2015 eingeweihte Forum, in dem 2016 u.a. der renommierte Klaus-von-Klitzing-Preis verliehen wird. Die derzeitigen Bauarbeiten an der an das Forum angrenzenden Sporthalle sollen im Frühjahr 2017 abgeschlossen sein.

Arbeitsgemeinschaften und Projekte

Die Graf-Anton-Günther-Schule ist eine offene Ganztagsschule mit individuellen Förderangeboten in allen Aufgabenfeldern (Deutsch, Fremdsprachen, Gesellschaftswissenschaften, Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik und Sport). Überregionale Anerkennung finden dabei seit sehr vielen Jahren regelmäßig die Ergebnisse der Arbeitsgemenschaften im Bereich Film, Theater und Musik (GAG-Chöre, GAG-Combo, Musical) und Film sowie Wettbewerbserfolge im Bereich Sport ("Jugend trainiert für Olympia") und bei zahlreichen MINT-Wettbewerben (u.a. 2015: Jugend-forscht-Schulpreis und IdeenExpo-Partnerschule). Ein weiterer AG- und Projektschwerpunkt ergibt sich aus dem Status der GAG als "Umweltschule in Europa/Internationale Agenda 21-Schule" (seit 2012).

Kooperationen bestehen mit u. a. mit der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Sport, Technische Bildung, Mathematik, Physik, Musik), SAP (University Alliances), dem Niedersächsischen Landesinstitut für Qualitätssicherung und -entwicklung (Dreijahreszertifizierung der GAG durch das NLQ als niedersächsische "Referenzschule Filmbildung"), dem Präventionsrat der Stadt Oldenburg (Projekt „Fair kann mehr“), der Landesbibliothek Oldenburg (SchuBi-Projekt), der TSG Hatten-Sandkrug (u. a. FSJ Sport-Partner), verschiedenen städtischen Museen den benachbarten Landesmuseen „Natur und Mensch“ (LMNM) und "Schlossmuseum", dem Kreislandfrauenverband Oldenburg und den Niedersächsischen Landesforsten (WPZ Ahlhorn).

Literatur

  • Heinz Kanngießer, Wolfgang Schieke (Redaktion): 1922–1972. 50 Jahre Graf-Anton-Günther-Schule. o. O., o. J. (Oldenburg 1972).
  • Frank Binternagel (Redaktion): 75 Jahre Graf-Anton-Günther-Schule: 1922–1997. Oldenburg 1997.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [vgl. www.mint-ec.de zum Netzwerk und zu den Angeboten der derzeit 212 als Excellence Center anerkannten, in nachhaltigen Projekten mit wissenschaftlichen Institutionen, verschiedenen Unternehmen und miteinander kooperierenden Gymnasien in Deutschland]