Guaraní (Volk)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. August 2016 um 20:00 Uhr durch Horst Gräbner (Diskussion | Beiträge) (Die letzte Textänderung von 2003:87:4D4F:3092:9D6E:F37C:C59:93C8 wurde verworfen; Originalschreibung des Titels bitte lassen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Guaraní-Familie
Schamane bei einem Treffen von Führern der Guaraní

Die Guaraní sind eine indianische Ethnie, die bereits in präkolumbischer Zeit als Ackerbauern im mittleren Südamerika siedelte und somit zu den indigenen Völkern Südamerikas zählt. Ihre Siedlungsgebiete gehören heute zu Paraguay, Bolivien, Argentinien, Brasilien und Uruguay.

Geschichte

Die Guaraní waren eines der ersten Völker Südamerikas, die mit Europäern in Kontakt kamen. 1567 berichtete Ulrich Schmidl in seinem Werk Wahrhafftige Historien einer wunderbaren Schiffahrt von ihnen.[1]

Bereits der erste spanische Gouverneur Paraguays förderte offiziell die Vermischung der spanischen Kolonisten mit den Ureinwohnern, ein Anliegen, das auch spätere Herrscher hatten. Viele Paraguayer haben deshalb Guaraní-Vorfahren, obwohl sie offiziell nicht diesem Volk zugerechnet werden.

Die Jesuiten engagierten sich für den Schutz der Guaraní vor Sklavenjägern und der Ausbeutung durch die weiße Oberschicht. Mit den „Jesuitenreduktionen der Guaraní“ schufen sie ab 1610 die ersten „Indianerreservationen“ Amerikas. Diese geschützten Siedlungen durften nur von Guaraní sowie von Jesuiten und geladenen Gästen betreten werden; sie unterstanden nicht der Rechtsprechung der Kolonialregierung, sondern formal der spanischen Krone.

Die Konflikte mit den Kolonialbehörden und Großgrundbesitzern führten jedoch 1767 dazu, dass die Jesuiten auf Befehl des spanischen Königs Karl III. aus den spanischen Gebieten Lateinamerikas vertrieben und die Jesuitenreduktionen aufgehoben wurden. Ein Zeugnis ist die Ruinenstadt San Ignacio Miní, ein UNESCO-Weltkulturerbe in der argentinischen Provinz Misiones.

1857 erschien der historische Roman O Guarani von José de Alencar, eines der bedeutendsten Werke der brasilianischen Romantik. Die Handlung spielt im Jahr 1604. Die Opernadaption von Antônio Carlos Gomes (1870) gilt als Meilenstein der brasilianischen Musikgeschichte.

Die Vernichtung der Jesuitenreduktionen durch die Spanier und Portugiesen ist Thema des Films Mission (1986).

Guaraní heute

In Paraguay stellen die Guaraní heute ca. 1 Prozent der Bevölkerung. Ihre Sprache wird jedoch von über 80 Prozent der Paraguayer gesprochen und ist als zweite offizielle Sprache des Landes anerkannt. Auch der Spitzname der paraguayischen Fußballnationalmannschaft und die Währung Paraguays heißen Guaraní.

In Brasilien bilden die Guaraní das größte indigene Volk des Landes, aufgeteilt in drei Untergruppen (Kaiowá, Ñandeva und M’byá). In Bolivien wohnen knapp 150.000 Guaraní und ihre Sprache wird wie alle im Inland vorkommenden indigenen Sprachen offiziell anerkannt. Ein Teil der Sprecher gehört eigentlich zu den Chiriguanos, die sich jedoch selbst in der Regel heutzutage als Guaraní identifizieren.

Den Überlebenskampf der Guaraní im brasilianischen Mato Grosso hat der Spielfilm Birdwatchers – das Land der roten Menschen zum Thema, in dem indigene Laiendarsteller mitwirken (2008, Regie: Marco Bechis).[2]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Guaraní – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Expedition zum Silberstrom. Die Abenteuer des Ulrich Schmidl in Südamerika. TV-Dokumentation von Engelbert Schwarzenbeck
  2. Website zum Film Birdwatchers (mit Video)