Gut Projensdorf

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Herrenhaus Gut Projensdorf – 2018

Gut Projensdorf bezeichnet einen Gutshof mit Herrenhaus, der westlich von Kiel-Holtenau in der Nähe des Alten Eiderkanals in der Gemeinde Altenholz liegt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großsteingräber aus der Jungsteinzeit und Grabhügel aus der Bronzezeit auf dem westlich des Gutes gelegenen Achtstückenberg zeigen die frühe Besiedelung des Gebietes an.

1378 fand das Gut erstmals als „villam Prodenstorpe“ in einer Urkunde Erwähnung. Der Name geht wahrscheinlich auf die Bedeutung „Dorf des Prodan“ zurück. Das adelige Gut gehörte zum Kieler Güterdistrikt. Der Kieler Bürgermeister Johann Bisch († 1379) erwarb die Gemarkung und verfügte, dass die Einnahmen des Gutes nach seinem Tod einer Vikarie der Nikolaikirche (Kiel) zugutekommen mögen. 1497 wurde diese Zuwendung durch einen Besitzerwechsel beendet. Auf dem Landtag dieses Jahres wurde das Gut Johann I. (Dänemark, Norwegen und Schweden) zugesprochen, der es an den Adeligen Hans von Ahlefeldt veräußerte.

Kurz darauf wurde Joachim von Wittorff († 1519) mit dem Gut belehnt. Er war Kirchspielvogt zu Neumünster, besaß ein Grundstück am Markt in Kiel und war 1502 mit dem Herzog Friedrich I. (Dänemark und Norwegen) zu dessen Hochzeit mit Anna von Brandenburg (1487–1514) nach Stendal geritten.[1][2] 1543 wurde sein Sohn Jasper von Wittorf († vor 1565) als Besitzer genannt. Er war Amtmann zu Neumünster und hatte Hausbesitz in Lübeck.[1][2]

1597 wurde das Gut „Progestorp“ genannt und war im Besitz des Sohnes Paul von Wittorf († 1598).[1][2][3] 1626 war das Gut im Besitz von Anna von Rantzau.

1689 waren Gut Projensdorf, Gut Knoop und Gut Uhlenhorst im Besitz des Gottorfer Amtmanns und Landrats Friedrich von Rantzau († 1723). 1750 wurde Heinrich Christoph von Baudissin (1709–1786), Sohn von Dorothea von Buchwald (1683–1709) und Wolf Heinrich von Baudissin, als Besitzer der beiden Güter genannt. Ihm gehörten noch weitere Güter in der Nähe beispielsweise Friedeburg, Uhlenhorst, Lamershagen und Tramm.

1776 folgte dessen Sohn, der Geheime Konferenzrat Heinrich Friedrich Graf von Baudissin (1753–1818).[4] 1824 begann Joseph Graf von Baudissin (1797–1824) aus Borstel das Gut zu bewirtschaften, 1838 wurde es an den Hamburger Syndikus Amsinck verkauft.

Besitzer wurde dann Ferdinand von Spee (* 5. April 1855 in Glindfeld in Westfalen; † 14. März 1937), der ein Studium der Medizin in Bonn und Kiel absolvierte, 1881 promovierte, 1885 habilitierte und anschließend von 1891 bis 1933 Professor der Anatomie an der Universität Kiel. Bis zu seiner Emeritierung 1933 wohnte er in Kiel-Düsternbrook im Niemannsweg 17, danach in Projensdorf, wo er auch verstarb.[5] Bis heute erinnert im Stadtteil Blücherplatz die „Graf-Spee-Straße“ an seine Familie. Sie wurde 1936 zu Ehren seines Bruders Maximilian von Spee so genannt,[6] dann jedoch 1947 Ferdinand von Spee gewidmet;[7] 1956 wurde amtlich festgestellt, dass die Straße beiden gewidmet ist.[8]

1937 wurde das Gut von der Erbengemeinschaft des Grafen Spee an den Bankier Otto Knapp, Teilhaber der Ahlmann-Bank, veräußert.[9] Dieser vererbte es seinem Sohn, dem Landwirt Klaus-Dieter Knapp (* 1925), der mit Sigrid Knapp-von Conrady (* 1928) verheiratet war.[10] Sie starben 2000 bzw. 2003.[11] Beide übertrugen 1999 Projensdorf an die gemeinsame Tochter Almuth Hassenstein, geborene Knapp (* 1965), die mit ihrer Familie im Herrenhaus wohnt.[12]

Gutsbezirk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gutsbezirk Projensdorf gehörte von 1867 bis 1928 zum Amtsbezirk Kronshagen im Kreis Kiel / Landkreis Kiel / Kreis Bordesholm.

1928 wurden die Gutsbezirke aufgelöst und der Gutsbezirk in die Gemeinde Klausdorf (heute Altenholz) im Kreis Eckernförde eingegliedert.

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Herrenhaus wurde 1780 errichtet. Teile der damaligen Bausubstanz sind heute noch erhalten.[13] 2008 kam es im Herrenhaus zu einem Großbrand,[13] dessen Schäden jedoch schnell behoben waren. Das Haus selbst steht unter Denkmalschutz.[14] 2010 war es am Tag des offenen Denkmals der Öffentlichkeit zugänglich, Veranstalter waren KulturGut Projensdorf mit Unterstützung der Gemeinde Altenholz und dem „Canal-Verein e. V.“.

Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2005 finden auf dem Gut standesamtliche Trauungen statt, das Herrenhaus kann für kulturelle Zusammenkünfte gebucht werden. Das Herrenhaus wird von mehreren Wirtschaftshäusern umgeben, die einen Reiterhof beherbergen.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Eiderkanal verlief östlich des Gutes, der Nord-Ostsee-Kanal durchschneidet seit 1895 die Gemarkung, er führt direkt am Herrenhaus entlang.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein, 2. Auflage, Neumünster 1992, S. 525.
  • Johannes von Schröder: Topographie des Herzogthums Holstein, Teil II., Oldenburg in Holstein 1841, S. 243–244.
  • Henning Oldekop: Topographie des Herzogtums Schleswig, Kiel 1906, Abschnitt II. (Kreis Eckernförde), S. 74.
  • Nomen Nescio: Schleswig-Holstein Topographie, Band I., Flensburg 2001, S. 80.
  • Deert Lafrenz: Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, 2015, Michael Imhof Verlag Petersberg, 2. Auflage, ISBN 978-3-86568-971-9, S. 442

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Paul von Hedemann-Heespen: Eine neue Landesmatrikel, in: Zeitschrift für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band XXXVIII, Leipzig 1908, S. 93
  2. a b c Danmarks Adels Aarbog, Band LVI., Kopenhagen 1938, Teil II, S. 103–108
  3. Fräuleinschatzregister der Herzogtümer Schleswig und Holstein, angefertigt zum Kieler Umschlag 1597
  4. Genealogisches Handbuch des Adels, Gräfliche Häuser A, Band III., Glücksburg 1958, S. 19–20, 28
  5. Willy Gorzny (Hrsg.): Deutsches Biographisches Archiv II., München, Fiche NF 1238, Aufnahmen 408–411
  6. Polizeipräsident Kiel 30. Januar 1936 (Straßenbenennungsakte III/11)
  7. Stadt Kiel, Stadtvertretersitzung vom 17. Dezember 1947 (Straßenbenennungsakte IX/2)
  8. Stadt Kiel, Ratsversammlung vom 19. Januar 1956 (Straßenbenennungsakte I/15)
  9. Christel Zindler: Ein persönliches Geschichtsbuch. In: Kieler Nachrichten. 3. Februar 2010, abgerufen am 22. April 2018.
  10. Die Zeit, 3. November 1955 Nr. 44 (Memento vom 25. Juni 2010 im Internet Archive)
  11. Vera Sandberg: Geschäftsidee mit vier Wänden. In: brigitte.de. Abgerufen am 22. April 2018.
  12. Kieler Nachrichten 28. Oktober 2008 Projensdorf: Kultur kommt ins Herrenhaus zurück
  13. a b Großfeuer auf Gut Projensdorf. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. April 2018; abgerufen am 22. April 2018 (Eckernförder Zeitung 7. Oktober 2008, Kieler Nachrichten 7. Oktober 2008).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.daenischenhagen112.de
  14. 2,4 Millionen Taler für einen Kanal. In: ECKERNFÖRDER ZEITUNG. Archiviert vom Original am 11. Februar 2013; abgerufen am 22. April 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gut Projensdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 22′ 23,8″ N, 10° 5′ 32,4″ O