Görresburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. September 2016 um 17:22 Uhr durch Alexander Leischner (Diskussion | Beiträge) (HC: Ergänze Kategorie:Matronae). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Koordinaten: 50° 28′ 56,2″ N, 6° 37′ 5,7″ O Die Görresburg ist ein gallo-römischer Tempelbezirk auf einem Hügel am Rande des Urfttales bei Nettersheim in der Eifel mit einem Heiligtum der Matronae Aufaniae, das in das 2. bis 4. Jahrhundert datiert wird. Es handelt sich um einen sogenannten Umgangstempel, bei dem eine 6 m x 6 m lange Umfassungsmauer drei separate kleinere Bauten (Cellae) umschließt. Auch außerhalb dieser Mauer wurden Gebäudereste gefunden.

Die Tempelanlage befindet sich in direkter Nähe zu einem römischen Vicus aus der gleichen Zeit und bildet mit weiteren zahlreichen Siedlungs- und Straßenspuren auf der Nettersheim-Marmagener Hochfläche den römischen Siedlungsbezirk Marcomagus, der bereits im Itinerarium Antonini (um 140 n. Chr.) aufgeführt ist. Die sachlich irreführende Bezeichnung „Görresburg“ geht auf die alte Flurbezeichnung der Fundstätte in der Gemarkung Nettersheim zurück, die aus der Zeit vor der Entdeckung des Römertempels stammt.

Das Matronenheiligtum zählt zu den bedeutenden Funden in der römischen Provinz Germania inferior und ist für die siedlungs- und religionsgeschichtliche Forschung im Rheinland von großer Wichtigkeit (vgl. Spickermann 2008). Es wurde im Jahre 1909 entdeckt und vom Provinzialmuseum Bonn unter Leitung von Hans Lehner und Josef Hagen ergraben. Neben zahlreichen Kleinfunden wurden vor allem Matronendenkmäler und Weihesteine in großer Zahl entdeckt, die auf eine intensive Benutzung der Weihestätte schließen lassen. Insgesamt wurden mehr als 40 Inschriftensteine oder Bruchstücke gesichert. Die Steindenkmäler werden im Rheinischen Landesmuseum in Bonn aufbewahrt.

An der Fundstelle wurden die Grundmauern der Gebäude mit Bruchstein aufgeschichtet, so dass die Umrisse der Gebäude heute deutlich werden. Zudem wurden Nachbildungen von drei Weihesteinen an der Tempelwand aufgestellt.

Literatur

  • Hans Lehner: Das Heiligtum der Matronae Aufaniae bei Nettersheim. In: Bonner Jahrbücher 119, 1910, S. 301–321.
  • Provinzialmuseum Bonn (Hrsg.): Xanten, Mayen, Nettersheim. Bonn 1910.
  • Hans Lehner: Die antiken Steindenkmäler des Provinzialmuseums in Bonn. Bonn 1918.
  • Heinz Günter Horn: Das Matronenheiligtum bei Nettersheim. In: Nordöstliches Eifelvorland – Euskirchen, Zülpich, Bad Münstereifel, Blankenheim. Teil II: Exkursionen (= Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz u.a. (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 26). Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 1974, S. 88 ff.
  • Heinz Günter Horn: Nettersheim: Römischer Tempelbezirk. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0312-1, S. 571 ff.
  • Wolfgang Spickermann: Germania Inferior. Religionsgeschichte des römischen Germanien II. Tübingen 2008. ISBN 978-3-16-149381-2.
  • Frank Biller: Kultische Zentren und Matronenverehrung in der südlichen Germania inferior. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antke Rezeption Bd. 13. Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 2010, ISBN 978-3-89646-734-8, S. 29-53.

Weblinks

Commons: Görresburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien