Hans-Georg Fritzsche

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Hans-Georg Fritzsche (* 1926; † 1986) war ein deutscher Theologe und Hochschullehrer.

Leben

Fritzsche studierte evangelische Theologie und Philosophie. Er promovierte in den Fächern Systematische Theologie und Philosophie. Seit 1956 war er Dozent und seit 1960 Professor für Systematische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Schon bald musste er die Berliner Fakultät verlassen, weil die SED seinen Widersacher, den links orientierten Hanfried Müller, als Dozenten eingesetzt hatte. Fritzsche lehrte dann in Halle (Saale) und Jena, behielt aber seinen Wohnsitz in Kleinmachnow bei. Schon 1966 kam er nach Berlin zurück. Seine besondere Aufmerksamkeit widmete er der Wechselwirkung von Theologie und Philosophie mit den ihn vor allem interessierenden Folgen für Theologie und Kirche.

Fritzsche beschäftigte sich mit den Fragen der Theodizee und der Gottesbeweise. Mit seinen „Strukturtypen der Theologie“ (so ein Buchtitel von 1961) versuchte er den angehenden Pfarrern und Theologen der DDR Hilfsmittel zur geistigen Durchdringung der besonderen Lage der Kirchen in der DDR und der theologischen Reflexion ihrer gesellschaftlichen Verhältnisse zu geben. Er lehrte z. B. die „Komplementarität als erkenntnistheoretisches Prinzip in der Theologie“.[1] So legte er nicht nur einen profunden Dogmatik-Entwurf vor, sondern auch praktische Handbücher der theologischen Ethik. Vielfach benutzt wurde auch sein Werk Leittexte der Bibel (1981), eine Systematische Theologie auf der Grundlage biblischer Texte. Zahlreiche seiner Bücher erschienen parallel bei der Evangelischen Verlagsanstalt (DDR) und im Göttinger Verlag Vandenhoeck & Ruprecht. Fritzsche starb kurz nach Vollendung seines 60. Lebensjahres. Der letzte Band seiner Dogmatik erschien postum. Begraben wurde er auf Feld 11 des Waldfriedhofs von Kleinmachnow, einem Prominentenfriedhof.[2]

Leistungen

Fritzsche gehörte der CDU der DDR an und setzte sich für die Behauptung und Gestaltung eines breiten Spektrums christlicher Literatur-Produktion in der DDR ein. Seit 1956 war er Inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi. Das Ministerium für Staatssicherheit benutzte Fritzsches Ruf als westlich orientierter Theologe, um an Informationen aus staatsunabhängigen Theologenkreisen heranzukommen, während Fritzsche angab, seine IM-Tätigkeit als Schutz für seine „bürgerlich-westlich orientierte“ Theologie zu nutzen. Fritzsche arbeitete an wissenschaftlichen Sammelwerken mit, wie der Theologischen Realenzyklopädie, beispielsweise am Artikel Dekalog IV. Ethisch (TRE 8, S. 418–428).

Werke

  • Die Strukturtypen der Theologie. Eine kritische Einführung in die Theologie. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1961
  • Das Christentum und die Weltanschauungen. Herbert Reich, Evangelischer Verlag, Hamburg 1962
  • Vom Herrengeheimnis der Wahrheit. Festschrift für Heinrich Vogel. Lettner-Verlag, Berlin / Stuttgart 1962
  • Das Christentum und die Weltanschauungen. Zugleich eine Einführung in die Kirchliche Dogmatik Karl Barths unter vorwiegend apologetischem Gesichtspunkt. Hamburg 1962
  • Evangelische Ethik – Die Gebote Gottes als Grundprinzipien christlichen Handelns. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1963
  • Die Perspektiven des Menschen. Naturphilosophischen Aspekte zur theologischen Anthropologie. Herbert Reich, Evangelischer Verlag, Berlin 1969
  • Rezensionen zu Wilhelm Korff: Theologische Ethik. Eine Einführung. Herder, Freiburg i.Br. 1976
  • Hauptstücke des christlichen Glaubens. Grundriß der christlichen Glaubenslehre. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1979
  • Einar Billing. Die Gottesreichidee und das soziale Leben. Mit einer Einführung in E. Billings Leben und Werk. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1981
  • Leittexte der Bibel – Systematische Theologie auf der Grundlage biblischer Texte. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1981
  • Lehrbuch der Dogmatik – Teil I: Prinzipienlehre. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1964 (Zweite, erweiterte Auflage 1984)
  • Lehrbuch der Dogmatik – Teil II: Lehre von Gott und der Schöpfung. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1967 (Zweite, erweiterte Auflage 1984)
  • Lehrbuch der Dogmatik – Teil III: Christologie. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1975
  • Schuld und Übel: zum Theodizeeproblem. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1987
  • Lehrbuch der Dogmatik. Teil IV: Ekklesiologie – Ethik – Eschatologie. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1988

Literatur

  • Wolf Krötke: „Christliche Glaubenslehre“ und „Evangelische Dogmatik“. Der Umgang mit dem Problem der „natürlichen Theologie bei Hans-Georg Fritzsche und Hanfried Müller“. In: ZdZ 34 (1980), S. 16–30[3]
  • Siegfried Bräuer: „Kein Feind unserer Republik, sagt aber, was er meint“. Der Berliner Kirchenhistoriker Walter Elliger (1903–1985). In: Zeitschrift für Theologie und Kirche 102 (2005), S. 435–471
  • T. Beyrich: Der Gutachter. Hans-Georg Fritzsche. Theologie, Wahrheit und Legende. In: T. Beyrich (Hrsg.): Unerwartete Theologie. Festschrift für Bernd Hildebrandt. LIT, Münster 2005, S. 41–66

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Quatember. Inhaltsverzeichnis bis 1983. Archiviert vom Original am 1. September 2002; abgerufen am 7. Dezember 2014.
  2. Waldfriedhof Kleinmachnow. Archiviert vom Original am 23. Mai 2013; abgerufen am 7. Dezember 2014.
  3. hu-berlin.de (Memento vom 5. Mai 2002 im Internet Archive)