Hans-Jürgen Mattusch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. September 2014 um 21:32 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Wertebereich). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Max Hans-Jürgen Mattusch (* 1931 in Merseburg) ist ein deutscher Slawist und Interlinguist mit enger Bindung zur Allgemeinen Sprachwissenschaft.

Leben

Nachdem seine Studienwünsche wie Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsrecht, Pharmazie und außereuropäische Sprachen an den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen gescheitert waren, studierte Mattusch von 1949 bis 1950 an der Fremdsprachenschule (Bachschule) in Leipzig Russisch und von 1950 bis 1954 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Slawistik, Pädagogik, Psychologie und Philosophie, zeitweise auch Sinologie und Geographie. Er promovierte 1970 mit der Arbeit "Phraseologie und spezialfremdsprachliche Hochschulausbildung - dargestellt an nominalen festgeprägten Fachwortverbindungen ausgewählter Kapitel der russischsprachigen humanmedizinischen Fachliteratur" an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 1981 habilitierte er dort mit "Fachsprachen und kommunikativ-funktionale Sprachbetrachtung - dargestellt an der Aufforderungsmodalität in naturwissenschaftlichen Fachsprachen des Russischen". Beides ging einher mit einer verstärkten Zuwendung zur Allgemeinen Sprachwissenschaft und zur Interlinguistik. Seine wissenschaftliche und berufliche Laufbahn wurden in der DDR aus politischen Gründen behindert. Erst nach der Wende wurde er 1990 als Dozent für Angewandte Sprachwissenschaft berufen.

Mattusch arbeitete als Fremdsprachenlehrer und Sprachwissenschaftler an der Technischen Universität Dresden (1954–55), an der Bergakademie Freiberg in Sachsen (1955–56), im Niemeyer Verlag in Halle an der Saale (1956–59) und an der Universität Halle-Wittenberg (1959–1996). Gleichzeitig wirkte er an der Universität für Fremdsprachen in Moskau (1960–61), an der Lomonossow-Universität Moskau (1974, 1978), an der Universität Sofia (1975) und an der Baschkirischen Universität in Ufa (1977, 1981).

Mattusch unterrichtete Studenten der unterschiedlichsten Fachrichtungen, wie Mediziner, Pharmazeuten, Chemiker, Physiker, Mathematiker, Wirtschafts- und Agrarwissenschaftler, hielt für Philologen Spezialseminare zu Fachsprachen und für Hörer aller Fakultäten Vorlesungen zur globalen Sprachenproblematik, erarbeitete fachsprachliche Lehrmaterialien und forschte auf sprachwissenschaftlichem Gebiet. Seine Forschungsschwerpunkte waren Fachsprachen und ihr Verhältnis zur Allgemeinsprache, ihre Lehrbarmachung durch funktionale Betrachtungsweisen, außerdem Plansprachen und die globale Sprachenproblematik.

Mattusch publizierte neben den nachfolgend angeführten Werken über 100 Aufsätze und Rezensionen und hielt zahlreiche wissenschaftliche Vorträge im In- und Ausland. Er war Mitbegründer des Halleschen interdisziplinären Forschungskreises "Kommunikativ-funktionale Sprachbetrachtung und Fremdsprachenunterricht". Mattusch organisierte und leitete sprachwissenschaftliche Tagungen und Veranstaltungen, gehörte unterschiedlichen wissenschaftlichen Gremien an und war von 1984 bis 1990 Leiter des Wissenschaftsbereiches Slawische Sprachen des Institutes für Fremdsprachen der Universität Halle-Wittenberg.

Seit 1996 wohnt Mattusch in Düsseldorf. Er ist seit über 50 Jahren verheiratet und hat drei Kinder.

Schriften

  • Die Regeln der russischen Orthographie und Interpunktion (mit E. Mattusch) (aus dem Russischen übertragen). Halle 1959
  • Konzeption für einen Leitfaden zur funktional-semantischen Beschreibung von russischen Fachsprachen der Natur- und Gesellschaftswissenschaften. Halle 1984
  • Beiträge zu einer funktional-semantischen Grammatik für die fachbezogene Russischausbildung. Halle 1988, 1989, 1992, 1993
  • Grundkurs Esperanto Teil 1 und 2 (mit S. Fiedler). Halle 1990
  • Vielsprachigkeit: Fluch oder Segen für die Menschheit? Zu Fragen einer europäischen und globalen Fremdsprachenpolitik. Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien 1999
  • Esperanto - ein Ausweg aus Babylon? 95 Jahre Esperanto in Düsseldorf (mit E. Mattusch). Düsseldorf 2002 ISBN 978-3-89906339-4
  • Unsere Sprachenwelt und ihre Zukunft. (BoD) Düsseldorf 2012 ISBN 9783848218691

Weblinks

Literatur

  • Mattusch, Max Hans-Jürgen: Eine lange Wanderschaft - Die Suche eines Kriegskindes nach dem Land seiner Träume. Düsseldorf 2009 (BoD)
  • Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1996. 17. Ausgabe. Geistes- und Sozialwissenschaften. Berlin/New York 1996
  • Kürschner, W. (Hrsg.): Linguisten Handbuch. 2 Bände. Tübingen 1994