Hans Kofler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Oktober 2014 um 11:13 Uhr durch GT1976 (Diskussion | Beiträge) (→‎Einzelnachweise). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hans Kofler (* 30. Januar 1896 in Trient; † 20. März 1947) war ein österreichischer Arabist und Semitist.

Leben und Wirken

Kofler absolvierte das Humanistische Staatsgymnasium und nahm anschließend an der Universität Innsbruck ein Studium der klassischen und romanischen Philologie auf, das er 1919 mit der Promotion und der Lehramtsprüfung in Latein, Griechisch und Italienisch abschloss. Anschließend war er bis 1939 Lehrer am Mädchen-Realgymnasium in Innsbruck. Zugleich studierte er Rechtswissenschaften und wurde 1926 Doktor der Rechte. Bei einem Studienurlaub 1929/30 konnte er in Leipzig (u. a. bei August Fischer und Hans Heinrich Schaeder[1]) seine bereits in Innsbruck erworbenen Fähigkeiten der semitistischen Philologie vertiefen.[2] 1931 wurde er Mitglied in der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft.[1] 1932 habilitierte er sich in Innsbruck für Orientalische Philologie und Islamwissenschaft[2] und war ebenda als Privatdozent tätig.[1] 1939 wurde er als planmäßiger außerordentlicher Professor für Arabistik und Islamwissenschaft an die Universität Wien berufen.[1][2] 1940 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitglieds-Nr. 7.870.419).[3]

Ein Gutachten, das Kofler im Auftrag der Parteiamtlichen Prüfungskommission zum Schutze des nationalsozialistischen Schrifttums (PPK) über Franz Taeschners im Juni 1944 erschienenes Buch Geschichte der arabischen Welt hatte erstellen sollen, kam nicht zustande. Nachdem Kofler der PPK bereits im August Arbeitsüberlastung als Hinderungsgrund mitgeteilt hatte, gab er Ende Oktober endlich eine Absage mit der Begründung, es sei ihm „bei bestem Willem und trotz regstem persönlichen Interesse an dem in Frage stehenden Buche absolut nicht möglich“ […] „mein seinerzeit gegebenes Versprechen einzulösen. Ich war jetzt volle drei Monate im Reichsehrendienst täglich 11 Stunden in der Rüstungsindustrie beschäftigt, sodann in den späten Abendstunden als Propagandaleiter einer Ortsgruppe der NSDAP täglich weitere 2 bis 3 Stunden im Parteieinsatz, ferner nach den Terrorangriffen auf Wien […] mit der Einweisung der Bombengeschädigten befasst und bin nunmehr mit der propagandistischen Vorbereitung und der Durchführung der Erfassung des Volkssturmes in meiner Ortsgruppe bis aufs äusserste in Anspruch genommen.“[4]

Im letzten Jahr seines Lebens übersetze Kofler Muhyī d-Dīn Ibn ʿArabīs Fuṣūṣ al-ḥikam ins Deutsche, wodurch das Werk zum ersten mal in eine europäische Sprache übersetzt worden war. Bedingt durch Koflers Tod dauerte es allerdings bis 1970, bis die Übersetzung als Das Buch der Siegelringsteine der Weisheitssprüche in der Akademischen Druck‐ und Verlagsanstalt erschien.[5]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c d Ekkehard Ellinger: Deutsche Orientalistik zur Zeit des Nationalsozialismus 1933–1945. Deux-Mondes-Verlag, Edingen-Neckarhausen 2006, S. 500.
  2. a b c Muhjī ʾd-Dīn ibn ʿArabī: Fuṣūṣ al-ḥikam = Das Buch der Siegelringsteine der Weisheitssprüche (= Veröffentlichungen der Hammer-Purgstall-Gesellschaft. 2). Übersetzt von Hans Kofler. Einleitung, Auszug aus der Einführung des Abū ʾl-ʿAlā Afīfī und Literaturverzeichnis von Ernst Bannerth. Akademische Druck‐ und Verlagsanstalt|Akademischen Druck‐ und Verlagsanstalt, Graz 1970, S. xxi.
  3. Ekkehard Ellinger: Deutsche Orientalistik zur Zeit des Nationalsozialismus 1933–1945. Deux-Mondes-Verlag, Edingen-Neckarhausen 2006, S. 38.
  4. Ekkehard Ellinger: Deutsche Orientalistik zur Zeit des Nationalsozialismus 1933–1945. Deux-Mondes-Verlag, Edingen-Neckarhausen 2006, S. 71f. zitiert aus einem Brief Koflers an die PPK vom 24. Oktober 1944 (BArchB, NS 11/86).
  5. Fateme Rahmati: Der Mensch als Spiegelbild Gottes in der Mystik Ibn ʿArabīs (= Studies in Oriental religions. Bd. 55). Harrassowitz, Wiesbaden 2007, S. 6.