Hans von Sagan

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Hans Sagan ist ein fiktiver, in der Sage überlieferter Schuhmachergeselle, der durch seine Tapferkeit die Schlacht bei Rudau in den Litauerkriegen im Jahr 1370 zugunsten des Deutschen Ordens entschieden haben soll. Dafür sei er von Kaiser Karl IV. (oder vom Hochmeister des Deutschen Ordens) zum Altgesellen befördert und geadelt worden. Er ist Hauptfigur der Sage Der blaue Ärmel in den Deutschen Sagen des Ludwig Bechstein[1] und eine der Hauptpersonen in der dramatischen Dichtung Die Schlacht von Rudau von Agnes Miegel[2].

Verknüpft wird diese Geschichte auch mit der Gründung einer traditionellen festlichen Abendmahlzeit in Königsberg, dem sogenannten „Schmeckebier“.[3] Im Rosenwinkel von Königsbergs Kneiphof befand sich ein nachweislich bereits 1614 erneuertes Gemälde, welches die Schlacht bei Rudau und insbesondere Hans von Sagan darstellte. Dazu ergänzend existierte eine Tafel mit einem die Taten und Ehrung Sagans verherrlichendem Text:[4]

Ehemalige Statue des Hans von Sagan als Fahnenträger in der Schlacht bei Rudau im Königsberger Kneiphof

„Ob wol der Orden das Preussenland
vertreten hat ist fast bekandt,
denn da der Pohl das land drang hart
vom Orden es beschützet ward
und ob der Pohl nam überhandt,
der orden schon zur flucht sich wandt
hat doch erwischt die Kneiphöffische Fahn,
Ein Schuchknecht gar ein streitbar Mann,
Daher das glück und Sieg zuhandt
Auffs Ordens seit sich hat gewandt.
Deswegen Gott zu dancken ist
und Hans von Sagen zu der frist,
der von der hohen Obrigkeit
das Smeckbier begehrt zu ewiger Zeit
auf himmelfart zu besonder ehr,
Stadt Kneiphoff sonst keiner mehr
solches mann bey mann soll tricken aus
mit fried auff den Fürstlichen hauss
und obs bisher was ist verschoben
ist es darum nicht gar aufgehoben
wenn dann mit gut und blut verfecht
die alten ihre Freiheit und recht
und solches haben mit grosser macht
auff ihre Posteritet gebracht
ist ihnen zu ehren aufgericht
durchs malers Kunst diese geschicht
damit zu ewiger dankbarkeit
ihr mänlich that wird ausgebreit
und ihr nachkommen gleicher weiß
trachten nach tugendt ehrend preiß. Renoviret 1614“

Später wurde Hans von Sagan zu Ehren ebenfalls im Kneiphof ein Denkmal gesetzt.[5] Dieses wurde als so unästhetisch erachtet, dass es noch in den 1930er Jahren ein geflügeltes Wort gab, nach dem jemand „hässlich wie Hans von Sagan“ sei. Ein weiteres Standbild von Carl Steinhäuser ist am Hans-Sachs-Haus in Bremen zu finden.[6] In Königsberg gab es eine Hans-Sagan-Straße, die die Stresemannstraße mit der Samitter Allee verband.[7]

In den Zunftlegenden der Schuhmacher wird mit dieser Sage die Tatsache begründet, dass ihr Zunftzeichen in Deutschland nicht ein typisches Werkzeug des Handwerks oder das Produkt als Symbol trägt, sondern den doppelköpfigen Reichsadler.[8][9] Wie der Meistersinger Hans Sachs, der Mystiker Jakob Böhme und der Heilige Crispinus von Viterbo gehört Hans von Sagan zu den historischen Identifikationsfiguren des Berufsstandes.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Der Blaue Ärmel. Eintrag in Deutsches Sagenbuch. Leipzig 1853.
  2. Agnes Miegel: Die Schlacht von Rudau. Gräfe und Unzer, Königsberg 1944.
  3. Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates. Band 2. Glogau 1871, S. 546 (Digitalisat).
  4. Vgl. Kneiphöfischer Junkerhof. In: Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. S. 353–357, bes. S. 353.
  5. Abbildung im Bildarchiv Ostpreußen
  6. Abbildung im Bildarchiv des Herder-Instituts Marburg.
  7. Robert Albinus: Lexikon der Stadt Königsberg Pr. und Umgebung. Rautenberg, Leer 1985, ISBN 3-7921-0320-6, S. 371.
  8. Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates. Band 2. Flemming, Glogau 1871, S. 909.
  9. Text der Schuhmacherinnung Berlin