Amt Frauendorf

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Das Amt Frauendorf war ein kurfürstlich-brandenburgisches bzw. später königlich-preußisches Domänenamt, das 1736 vom älteren Amt Lebus abgetrennt worden war. Als 1815 König Friedrich Wilhelm III. das Amt Frauendorf an den französischen Baron Rivalière verkaufte, wurde es nun als Herrschaft Frauendorf bezeichnet und zu den ritterschaftlichen Besitzungen gerechnet. Nach mehrfachem Besitzerwechsel kaufte 1844 das Königliche Haus die Herrschaft Frauendorf und überwies sie in das Königlich Prinzliche Familien-Fideikommiss. Das Amt umfasste um 1805 14 Orte (und weitere kleinere Güter). Heute gehört das Gebiet des ehemaligen Amtes Frauendorf bzw. der Herrschaft Frauendorf zu den Landgemeinden Górzyca, Ośno Lubuskie und Rzepin im Powiat Słubicki der Woiwodschaft Lebus (Polen). Die Herrschaft Frauendorf wurde 1872 aufgelöst.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Amt Frauendorf entstand aus dem Stiftsbesitz (=weltlichen Besitz) des Bischofs von Lebus. Nachdem der letzte Bischofs von Lebus Johann VIII. Horneburg im Jahr 1555 gestorben war, wurde kein neuer Bischof mehr gewählt, sondern der evangelische Administrator des Erzstiftes Magdeburg Joachim Friedrich von Brandenburg übernahm nun auch die Verwaltung des Bistums Lebus. Er war formal der letzte Bischof von Lebus bzw. führte diesen Titel. 1598 wurde Joachim Friedrich Kurfürst von Brandenburg. Noch im Jahr 1598 löste er das Bistum Lebus auf und zog die Stiftsgüter ein. Den Lebuser Stiftsbesitz wandelte er in zwei kurfürstliche Domänenämter um (Amt Lebus und Amt Fürstenwalde). 1731 wurde vom Amt Lebus das Amt Wollup und das Amt Golzow abgespalten. 1736 wurden schließlich auch die neumärkischen Anteile des Amtes Lebus abgetrennt und in einem eigenen Amt, dem Amt Frauendorf zusammengefasst. Das Amt Frauendorf gehörte in der Behördenstruktur bis 1801 zur Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer mit Sitz in Berlin, später zur Neumärkischen Kriegs- und Domänenkammer[1].

Zugehörige Orte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Orte zählten 1805 zum Amt Frauendorf[2]:

  • Frauendorf (heute Pamięcin, Górzyca). Das Dorf mit dem Amtssitzvorwerk und einigen einzeln liegenden Vorwerken hatte 1805 352 Einwohner. Es gab im Ort eine Schmiede und eine Wassermühle.
  • Göritz (heute Landgem. Górzyca). Das Amtsvorwerk hatte eine Größe von 19 Hufen; zwei Windmühlen gehört dazu.
  • Gohlitz (heute Golice, Landgem. Górzyca). Das Dorf hatte 1805 289 Einwohner. Im Ort waren eine Schmiede und eine Wassermühle.
  • Klein Bruchvorwerk (heute ?, lag westlich der Oder). Das Vorwerk gehörte zum Vorwerk Göritz.
  • Lässig (heute Laski Lubuskie, Landgem. Górzyca). Das Dorf mit einer Schmiede hatte 1805 139 Einwohner.
  • Groß Lübbichow (Lubiechnia Wielka, Landgemeinde Rzepin). Kam 1736 vom Amt Lebus zum Amt Frauendorf, 1784 wurde es zum Amt Neuendorf/NM verlegt.
  • Neue Mühle. Die Wassermühle lag an der Eilang bei Reppen. Für 1805 ist keine Einwohnerzahl angegeben.
  • Ötscher (heute Owczary, Górzyca). Das Dorf hatte 1805 137 Einwohner, und es gab eine Schmiede im Ort. Der Ort gehörte bis 1802 zum Amt Wollup und wurde erst dann dem Amt Frauendorf zugeteilt.
  • Polentziger Unterförsterei. Ein Forsthaus im Pollenziger Bruch; der Unterförster betreute das Revier Pollenzig de Reppenschen Beritts.
  • Groß Rade (heute Radów, Rzepin). Das Dorf hatte 1805 140 Einwohner, eine Schmiede und eine Windmühle.
  • Klein Rade (heute Radówek, Górzyca). In diesem Dorf mit seinen 171 Einwohnern gab es eine Schmiede.
  • Säpzig (heute Żabice, Górzyca). Im Dorf lebten 278 Einwohner; es gab eine Schmiede.
  • Seefeld (heute Sienno, Ośno Lubuskie). Im Dorf und Vorwerk lebten 160 Einwohner. An Infrastruktur gab es eine Schmiede und eine Windmühle.
  • Spudlow (heute Spudłów, Górzyca). Das Dorf mit seinen 156 Einwohnern hatte Schmiede und Windmühle.
  • Stenzig (heute Stańsk, Górzyca). Im Dorf mit 179 Einwohnern gab es eine Schmiede.
  • Tschernow (Czarnów). Im Dorf und Vorwerk lebten 559 Einwohner. Es gab eine Schmiede und eine Windmühle.
  • Zweinert (heute Świniary, Ośno Lubuskie). Das Dorf mit seinen 118 Einwohnern hatte eine Schmiede.
  • Storkow (heute Starków, Rzepin). Das Dorf hatte 139 Einwohner, es gab eine Schmiede.

1815 verkaufte König Friedrich Wilhelm III. das Amt Frauendorf für 312.000 Taler an den französischen Baron Carl de la Rivalière-Preignac, der 1815 mit dem Zusatz v. Frauendorf in der Freiherrenstand erhoben wurde[3]. Der Besitz wurde nun als Herrschaft Frauendorf bezeichnet und zu den ritterschaftlichen Besitzungen gerechnet. 1827 sollte die Herrschaft eigentlich versteigert werden, der Versteigerungstermin wurde jedoch kurz vorher abgesagt.[4] 1828 wurde das Gut von der Ritterschaft verwaltet und von einem Administrator geführt. 1832 wurde die Herrschaft Frauendorf von dem Berliner Bürger Friebe für 280.000 Taler gekauft. Nur zwei Jahre später verkaufte er die Herrschaft für 290.000 Taler an den Fürsten Moritz Casimir zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda und dessen Schwager, der Landrat Graf Gotthard Carl Ludwig von der Recke-Volmerstein[5]. 1844 (1846[6]) kaufte das Königliche Haus die Herrschaft Frauendorf um 430.000 Taler zurück und unterstellte sie der Königlich Prinzlichen Familien-Fideikommissverwaltung[7].

Amtleute und Pächter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1775 Herr von Kettwitz, Beamter[8]
  • 1793 Haake, Amtsrat[9]
  • 1798 Haake, Amtsrat[10]
  • 1855 Richter, Generalpächter[11]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII Lebus. 503 S., Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, 1983.
  • Schulze, Berthold: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540-1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. Einzelschriften der historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, 190 S., Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin, 1935.
  • Büsching, Anton Friedrich: Vollständige Topographie der Mark Brandenburg. 348 S., Berlin, Verl. der Buchh. der Realschule, 1775 Online bei Google Books
  • Wilhelm Jung und Willy Spatz: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg: Band 6. Teil 3 Weststernberg. 232 S., Berlin, Meisenbach Riffarth & Co, 1913.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christian Gahlbeck: Archivführer zur Geschichte Ostbrandenburgs bis 1945. LIII + 810 S., München, Oldenbourg 2007, ISBN 978-3-486-58252-9
  2. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg: für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten Bd. 3 Die Neumark Brandenburg enthaltend. VIII + 390 S., Berlin, Maurer, 1809 Online bei Google Books
  3. Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preussischen Monarchie, Band 2 L-S. 512 S., Berlin, Rauh, 1855 (S. 297) Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preussischen Monarchie, Band 2 L-S. 512 S., Berlin, Rauh, 1855 (S.297)
  4. Amtsblatt der Königlichen Preußischen Regierung zu Frankfurt an der Oder. Beilage zu Nr. 16 des Amtsblattes vom 18. April 1827, S. 105, Online bei Google Books
  5. Kneschke, Ernst Heinrich: Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart: in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. Band. 2: L - Z. X+741 S., Leipzig : Weigel, 1853 Online bei Google Books (S. 254/5)
  6. Friedrich Eduard Keeler: Der preußische Staat: ein Handbuch der Vaterlandskunde. 843 S., J. Guttentag, 1873 Online bei Google Books
  7. Heinrich Karl Wilhelm Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts; oder geographisch-historisch-statistische Beschreibung der Provinz Brandenburg. Dritter Band. Druck und Verlag von Adolph Müller, Brandenburg (an der Havel), 1856. XCV Online bei Google Books
  8. Adres-Calender, der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provinzien, auser den Residenzien Berlin, dem Königreiche Preussen und dem Souverainen Herzogthume Schlesien; der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instanzien und Expeditionen, ingleichen der Königl. Bediente, Magisträte, Universitäten, Prediger etc. auf das Jahr MDCCLXXV (1775). 582 S., Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, 1775. Online bei Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (Hinter S. 72 zusätzlich eingeheftetes Blatt)
  9. Büsch, Otto: Moderne preußische Geschichte 1648 - 1947 : eine Anthologie. Bd. 1. XXXII, 506 S., Berlin u. a., de Gruyter, 1981, ISBN 3-11-008324-8 und ISBN 3-11-008714-6
  10. Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1798. 444 S., nebst einen Anhang, 94 S., Berlin, George Decker, 1798 Online bei Google Books (S. 58)
  11. Königlich preußischer Staats-Kalender: Für das Jahr 1865. Berlin (S. 18) Online bei Google Books

Koordinaten: 52° 27′ N, 14° 40′ O