Hörfarth

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Hörfarth (Dorf)
Ortschaft
Katastralgemeinde Hörfarth
Hörfarth (Österreich)
Hörfarth (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Krems-Land (KR), Niederösterreich
Gerichtsbezirk Krems an der Donau
Pol. Gemeinde Paudorf
Koordinaten 48° 20′ 42″ N, 15° 37′ 12″ OKoordinaten: 48° 20′ 42″ N, 15° 37′ 12″ Of1
Höhe 255 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 363 (1. Jän. 2023)
Fläche d. KG 2,79 km²
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 04314
Katastralgemeinde-Nummer 12159
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
f0
f0
363

BW

Hörfarth ist eine Ortschaft und eine Katastralgemeinde der Marktgemeinde Paudorf in Niederösterreich.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort befindet sich südlich von Paudorf in der Niederung des Fladnitzbaches, die an allen Seiten von Bergen umgeben ist, im Westen von Eichberg 390 m ü. A. und vom Kirschberg 393 m ü. A., im Osten vom Hellerhofer Kogel, der als Steinbruch genutzt und abgetragen wurde, und im Süden vom Großen Anzingerberg 450 m ü. A. Der Ortsname weist auf eine Furt über den Fladnitzbach hin. Diese früher wichtige Straßenverbindung zwischen Krems und St. Pölten wurde nach dem Bau der Kremser Schnellstraße zur Kremser Ersatzstraße und ist heute als Landesstraße L100 bekannt.

Die Katastralgemeinde umfasst auch den Hellerhof, wo früher das kleine Dorf Dietmannsdorf lag.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste urkundliche Erwähnung erfolgte im ersten Quartal des 12. Jahrhunderts unter der Bezeichnung Heufurth. In Dietmannsdorf, einem heute nicht mehr existenten Ort im Nordwesten von Hörfarth, wird zu dieser Zeit eine Mühle erwähnt. Vermutlich wurde der Ort von der Herrschaft Radlberg verwaltet.[1] Im Jahr 1822 wurde der Ort als Dorf mit sieben Häusern genannt, das nach Stift Göttweig eingepfarrt war, wohin auch die Kinder eingeschult wurden. Die Herrschaft Göttweig besaß die Ortsobrigkeit, übte die Landgerichtsbarkeit aus, besorgte die Konskription und hatte die Grundherrschaft inne.[2]

Im Jahr 1850 wurde der Ort zusammen mit Meidling an Paudorf angeschlossen. Ein 1880 eingereichtes Trennungsgesuch an den Niederösterreichischen Landtag wurde zurückgewiesen.[3]

Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in Hörfarth ein Fleischer, ein Müller und eine Ziegelei ansässig.[4] Das an der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert im Westen des Ortes errichtete Ziegelwerk diente von 1943 bis 1945 als Außenstelle des Zuchthauses Stein mit 30 bis 40 überwiegend politische Häftlingen, die im Ziegelofen zum Arbeitseinsatz kamen. Am 6. April 1945 wurden im Zuge des Massakers im Zuchthaus Stein 21 dieser Häftlinge beim Ziegelofen von der SS erschossen und verscharrt.[5]

Eine Ortskapelle wird im Jahr 1822 erwähnt. Diese wurde 1969 durch einen neu errichteten Bau ersetzt, der nach Renovierung im Jahr 1987 dem hl. Maximilian Kolbe geweiht wurde. Eine an der Kapelle angebrachte Gedenktafel verweist auf die erschossenen Häftlinge und auf rund 25 deutsche Soldaten, die hier zwischen 1945 und 1947 bestattet wurden.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hörfarth auf paudorf.at
  2. Joseph von Steinius: Topographischer Land-Schematismus oder Verzeichniß aller im Erzherzogthume Oesterreich unter der Enns befindlichen Ortschaften als Städte, Märkte, Schlösser, Ämter, Dörfer, Rotten und einzelne Häuser, die eigene Nahmen haben, Anzahl der Häuser sowohl, als der betreffenden Pfarren, Schulörter, Patronate, Decanate, Werbbezirke, Landgerichte, Ortsobrigkeiten, Grund- und Conscriptions-Herrschaften, dann der nächsten Poststationen zur Auf- und Abgabe der Briefe. Erster Band: A–L. Verlag Anton Strauß, Wien 1822, S. 306 (Hörfarth in der Google-Buchsuche).
  3. siehe Beilage 12 der 10. Sitzung vom 2. Juli 1880, in: Stenographische Protokolle des Niederösterreichischen Landtages, 2. Session, 5. Wahlperiode, von 8. Juni bis 15. Juli 1880, 1. bis 19. Sitzung. k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1880
  4. Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 296
  5. Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider: Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand, Verfolgung, Exil und Befreiung. mandelbaum verlag, Wien 2011 Exzerpt auf doew.at