IDT Biologika

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IDT Biologika

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Rechtsform GmbH
Gründung 1. Juli 1921
Sitz Dessau-Roßlau, Deutschland
Leitung Dr. Ralf Pfirmann (CEO), Andreas Kastenbauer (Geschäftsführer)
Mitarbeiterzahl 1400 (2015)
Umsatz €172 mio (2014)
Branche Pharmazeutische Industrie
Website idt-biologika.de

Die IDT Biologika ist ein deutsches Unternehmen der Biopharmazie mit Sitz in Dessau-Roßlau. Es entwickelt und produziert biotechnologisch hergestellte Impfstoffe und Pharmazeutika. Das Unternehmen gehört zur Klocke-Gruppe.

Unternehmensprofil

2014 beschäftigte das Unternehmen rund 1250 Mitarbeiter und hatte einen Umsatz von EUR 172 Mio. Etwa 8 Prozent des Jahresumsatzes investiert das Unternehmen jährlich in Forschung und Entwicklung eigener Produkte. Standorte des Unternehmens sind in Deutschland der BioPharmaPark in Dessau-Roßlau und Greifswald-Ortsteil Riems. In den USA, Dänemark, in den Niederlanden, Frankreich und Spanien betreibt die IDT Vertriebsniederlassungen, deren Tätigkeitsschwerpunkt das Geschäftsfeld Tiergesundheit ist. IDT Biologika ist in den Geschäftsfeldern Tiergesundheit, Impfstoffe, Pharmazeutika und Qualitätskontrolle aktiv.

  • Die Tiergesundheit entwickelt und produziert Tierimpfstoffe aus eigener Forschung für die Prophylaxe und Therapie von Tierkrankheiten. 50 veterinärmedizinische Produkte für Nutz- und Hobbytiere werden in der Tierarztpraxis eingesetzt.
  • Der Bereich Impfstoffe entwickelt Technologien für virale und bakterielle Impfstoffe für prophylaktische und therapeutische Anwendungen, wie z. B. gegen Malaria und HIV sowie Tumorerkrankungen.
  • Der Bereich Pharmazeutika entwickelt und fertigt flüssige Darreichungsformen (Parenteralia) in Spritzen, Vials, Ampullen und Flaschen. Der Geschäftsbereich hat sich außerdem auf die Lyophilisation spezialisiert.
  • Die Qualitätskontrolle umfasst analytische Methoden zur Prüfung von Impfstoffen und Pharmazeutika aufbauend auf eigener Forschung, Entwicklung und Fertigung.

Das Unternehmen ist von der Food and Drug Administration (FDA) und der Europäische Arzneimittelagentur (EMA) erfolgreich inspiziert.

Geschichte

Zufahrtsstrasse in Tornau
Abfüllung, Gebäude 202

Vorgeschichte: Bakteriologisches, Serum- und Hygienisches Institut in Dessau

Am 1. Juli 1921 war die Gründung des Bakteriologischen Instituts der Anhaltischen Kreise in Dessau durch Friedrich Richter. Das Institut widmete sich unter anderem der Aufdeckung und Diagnostik von Tuberkulose bei Mensch und Tier. Am 1. April 1924 übernahm Ludwig Wolters die Leitung des Instituts. Das Institut entwickelte sich bis 1945 zu einem Zentrum des Gesundheitsschutzes. Erste Anfänge der Herstellung von Impfstoffen, Seren und Schädlingsbekämpfungsmitteln wurden gemacht. Die Herstellung von Immunsera gegen das Erysipeloid begann.

Das Anhaltische Serum-Institut GmbH Dessau (ASID) wurde am 31. Mai 1930 unter Leitung von Wolters und Herbert Hoffmann gegründet. Neben der Erzeugung von Seren und Impfstoffen zur Bekämpfung von Tierkrankheiten umfasste das Leistungsspektrum auch die bakterielle Schädlingsbekämpfung sowie die der Erforschung und Bekämpfung des Schafrauschbrandes.

Das Hygienische Institut wurde am 3. November 1933 in eine öffentlich-rechtliche Körperschaft umgewandelt. Das Institut war nunmehr dem Anhaltischen Staatsministerium unterstellt. Ihm oblagen jetzt die reichs- und landesgesetzlichen Hoheitsaufgaben der öffentlichen Gesundheitspflege und der Sicherung der Tierbestände. Die Gesellschaft erhielt am 9. April 1947 den Status eines wissenschaftlichen Forschungsinstituts.

Geschichte während der DDR: VEB Kombinat Veterinärimpfstoffe Dessau

Das Institut wurde am 1. Januar 1951 in VEB Serum-Werk Dessau umbenannt und galt in der DDR als wichtiger Betrieb der Impfstoff- und Arzneimittelbereitstellung für Veterinär- und Humanimpfstoffe. Das Serum-Werk Dessau wurde am 1. Juli 1953 nach einem Beschluss des Ministerrats der DDR (1950–1954) direkt dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft zugeordnet. Aus dem produktionsorientierten VEB Serum Werk Dessau wurde am 1. Januar 1954 das wissenschaftlich orientierte Forschungsinstitut für Impfstoffe Dessau. Das Institut erhielt den Auftrag, für alle bedeutenden tierischen Infektionskrankheiten Impfstoffe für die DDR und auch für den Export bereitzustellen. Im Bereich der Humanmedizin wurden Präparate neu bzw. weiterentwickelt, z. B. Tuberkulin und Seren gegen Tetanus und Diphtherie. Neuer Institutsdirektor wurde am 23. Januar 1973 Wilfried Heinicke, vormaliger Leiter der Abteilung Veterinärwesen im Ministerium für Land, Forst und Nahrungsgüterwirtschaft. Während das Forschungsinstitut für Impfstoffe sich in den Jahren von 1954 bis 1973 vorwiegend der anwendungsorientierten Grundlagenforschung sowie der Entwicklung von Impfstoff en, Seren und Diagnostika für Veterinär- und Humanmedizin widmete, wurde nun die Erforschung der immunologischen Grundlagen bakteriell bedingter Tierkrankheiten, die angewandten Impfstoffforschung und auch die Forschung zur Technologie der Impfstoffproduktion intensiviert. 1985 hatte das Institut für Impfstoffe Dessau annähernd 1.500 Beschäftigte.

Das VEB Kombinat Veterinärimpfstoffe Dessau wurde am 1. Januar 1985 gegründet, das unmittelbar dem DDR-Landwirtschaftsministerium unterstellt war. Das Kombinat setzte sich aus drei Einrichtungen zusammen: dem Impfstoffwerk Dessau-Tornau mit seinem als Forschungszentrum in den Stammbetrieb integrierten Institut für Impfstoffe Dessau sowie dem sich im Bau befindlichen Tornauer Werk; dem VEB Friedrich-Loeffler-Institut Insel Riems, einem Kombinatsbetrieb mit schwerpunktmäßiger Produktion von Impfstoffen gegen Viruserkrankungen von Tieren – und dem volkseigenen Gut Seehausen/Plaußig. Das Dessauer Institut für Impfstoffe beschäftigte sich ab 1988 im Rahmen eines Entwicklungsprogramms schwerpunktmäßig mit veterinärmedizinischen Diagnostika und bereitete die industriemäßige Diagnostika-Produktion vor. Auch die Entwicklung von Virus-Impfstoffen wurde weiter vorangetrieben. Auf der Agenda standen beispielsweise Lebendimpfstoffe gegen Entenpest und Gänseinfluenza oder Impfstoffe gegen Virusinfektionen von Pelztieren, Caniden und Feliden. Als Eigenentwicklung wurde ein Tollwut-Lebendimpfstoff zur Zulassung gebracht.

Auf Beschluss des Ministerrates der DDR begann am 1. Mai 1990 die Auflösung bzw. Entflechtung des Kombinats Veterinärimpfstoffe Dessau. In deren Konsequenz wurden das Impfstoffwerk Dessau und die anderen beiden Kombinatsbetriebe, der VEB Friedrich-Loeffler-Institut Insel Riems und das VEG Seehausen-Plaußig, zum 1. Mai 1990 wieder der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften Berlin unterstellt und später in die Forschungslandschaft der Bundesrepublik überführt.

Umbildung und Privatisierung: Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH

Am 24. Juli 1990 wurde das Impfstoffwerk Dessau-Tornau als „GmbH im Aufbau“ ins Handelsregister eingetragen. Als Geschäftsführer des ab Oktober 1990 als „Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH“ firmierenden Unternehmens bestätigte die Treuhandanstalt Heinz Hofmann. Die etwa zeitgleich mit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion am 1. Juli 1990 einsetzende erste Entlassungswelle betraf etwa 800 Mitarbeiter, nach weiteren Massenentlassungen verblieben nur noch ca. 125 Mitarbeiter im Unternehmen. Hartmut Klocke stellte aufgrund der Zusammenarbeit im Juni 1992 bei der Treuhandanstalt Halle den Kaufantrag für das Impfstoffwerk Dessau-Tornau. Am 1. März 1993 wurde die Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH als bis dahin wirtschaftlich nicht selbstständiger Teil der Impfstoffwerk Dessau-Tornau Beteiligungs- und Verwaltungsgesellschaft mbH privatisiert.

Mit 16 bundesweiten Zulassungen und 12 Zulassungsverfahren wurde 1994, als im Unternehmen wieder 172 Mitarbeiter beschäftigt waren, mit einem eigenen Außendienst die Erschließung des westdeutschen Marktes begonnen. Produziert wurden vor allem Rabifox, Salmonella-Impfstoffe, Hormon- und Serumpräparate sowie Pilzimpfstoffe. Weitere vier Zulassungen erhöhten 1997 die Zahl der zugelassene Biologika auf 29. Die Nischenstrategie mit dem Fokus auf Zytostatika, Betäubungsmittel und Röntgenkontrastmittel sowie Glasfertigspritzen, Zitzenapplikatoren und Technik für lyophilisierte Ampullen erhöhte den Umsatz im Jahr 1997 auf DM 41 mio. Mit der Fertigstellung und der Inbetriebnahme des neuen Impfstoffwerkes („IDT 2000“) wurde die Basis für die Herstellung eigener Impfstoffe und die Auftragsfertigung für Dritte gelegt. Zur Jahrtausendwende arbeiteten nun wieder 249 Mitarbeiter in Dessau-Tornau. Erfolgreich verlief die Implementierung eines großtechnischen Herstellungsverfahrens für Pocken-Lebendimpfstoffe. Eine geheime US-Depesche sieht die Pockenimpfstoffe als Grund dafür, dass IDT Biologika für die USA als essentielle Einrichtung gilt.[1]

Ab 2004 wurden Investitionen in den Neubau des Laborgebäudes für Forschung und Entwicklung, in ein Lager mit barcodegestütztem Lagerverwaltungssystem und in eine neue Gefriertrocknungsanlage getätigt.[2][3] 2005 begann der Neubau der Virusproduktion, 2006 wurde die Impfstoffproduktion erweitert und eine Konfektionierungslinie für Pockenverpackungen in Betrieb genommen.[4] Der Firmenname wurde im Oktober 2007 geändert. Aus der Impfstoffwerk Dessau-Tornau GmbH wurde die IDT Biologika GmbH.[5] 2010 erfolgte die Markteinführung eines Schweineinfluenza-Tierimpfstoffes mit allen drei aktuellen Subtypen.[6]

Den Ausbau des Standorts in Dessau setzte die IDT mit einem neuen Gebäude für Impfstofffertigung fort, das 2013 feierlich eingeweiht wurde.[7] Zusätzlich wurde die Infrastruktur um ein neues Lager, ein Abfallerfassungszentrum und ein Blockheizkraftwerk erweitert.[8]

2013 erwarb die IDT Biologika die Fertigung und Forschung der Riemser Pharma GmbH in Riems - Stadt Greifswald. Dort nahm die IDT Biologika (Riems) im November 2013 ihre Arbeit auf.[9] In 2015 begann der Ausbau des neuen Standorts mit der Grundsteinlegung für ein neues Forschungsgebäude, mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 10 Mio € und der Modernisierung der Fertigung und der Logistik.[10][11]

Auf der Basis eigener, neuer Produkte wie dem Impfstoff gegen die Ödemkrankheit der Schweine[12] erweiterte die IDT Biologika ihre Vertriebstätigkeit im Segment Tiergesundheit auf Europa und gründete Landesgesellschaften in Dänemark, Niederlande, Frankreich und Spanien.[13]

Seit Juni 2015 ist die IDT Corporation mit einem Fertigungsstandort für klinische Prüfmuster in Rockville, Maryland vertreten. [14]

Zum 1. September 2015 übernimmt die IDT Biologika das Unternehmen Gallant Custom Laboratories im kanadischen Cambridge, Provinz Ontario. Gallant Custom Laboratories ist das einzige in Kanada zugelassene Unternehmen zur Herstellung von viralen und bakteriellen Bestandsimpfstoffen.[15]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. WikiLeaks
  2. Neuer Forschungskomplex eingeweiht. Website der IDT Biologika. Abgerufen am 1. Juni 2015.
  3. Neubau Lager- und Konfektionierung. Website der IDT Biologika. Abgerufen am 1. Juni 2015.
  4. Historie: 2004-2006. Website der IDT Biologika Tiergesundheit. Abgerufen am 1. Juni 2015.
  5. IDT zwischen Gestern und Heute. Website der IDT Biologika. Abgerufen am 1. Juni 2015.
  6. Dreifach-Impfstoff gegen Influenza. Website von top agrar online. Abgerufen am 1. Juni 2015.
  7. Pharmahersteller erweitert Anlagen. Website der Volksstimme. Abgerufen am 1. Juni 2015.
  8. IDT Biologika nimmt neues Blockheizkraftwerk in Betrieb. Website der Mitteldeutschen Zeitung. Abgerufen am 1. Juni 2015.
  9. Riemser Tierarzneimittel hat neuen Besitzer. Website des Norddeutschen Rundfunks. Abgerufen am 5. Juni 2015.
  10. IDT Biologika baut neues Forschungsgebäude: Merkel erwartet.. Website von Focus online. Abgerufen am 7. Juni 2015.
  11. IDT Biologika baut Standort in Mecklenburg-Vorpommern aus. Website des Ministeriums für Wirtschaft, Bau und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern. Abgerufen am 5. Juni 2015.
  12. Weltweite Hoffnung für Ferkelzüchter. Website der Metropolregion Mitteldeutschland. Abgerufen am 7. Juni 2015.
  13. IDT Biologika: From chequered history to leading animal health ‘Mittelstand’. Website der Informa Agra. Abgerufen am 8. Juni 2015.
  14. IDT Biologika expandiert in die USA. Website der Mitteldeutschen Zeitung. Abgerufen am 30. September 2015.
  15. IDT Biologika erwirbt Firma in Kanada. Website der Mitteldeutschen Zeitung. Abgerufen am 30. September 2015.