Jüdische Gemeinde Odenheim

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Die Jüdische Gemeinde in Odenheim, einem Stadtteil von Östringen im Landkreis Karlsruhe (Baden-Württemberg), entstand im 17. Jahrhundert und existierte bis zum 1. April 1937.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1629 wird Jud Joseph im Ort genannt, der Mitbegründer des jüdischen Friedhofes in Oberöwisheim war. In den Jahren 1670 und 1673 werden bereits mehrere jüdische Familien am Ort genannt.

Um 1864 erreichte die jüdische Gemeinde Odenheim mit 156 Mitgliedern ihre höchste Anzahl. Durch Ab- und Auswanderung ging die Zahl der jüdischen Einwohner bis Anfang des 20. Jahrhunderts stark zurück. Die jüdische Gemeinde besaß einen Betsaal beziehungsweise eine Synagoge, eine Religionsschule sowie ein rituelles Bad (Mikwe). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Oberöwisheim beigesetzt. Im Jahr 1712 tritt Rabbiner Faist sein Amt an, um 1810 wird Rabbiner Abraham Ellinger genannt. Die jüdische Gemeinde hatte einen Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1827 wurde die jüdische Gemeinde dem Bezirksrabbinat Bruchsal zugeteilt.

Siegfriedsbrunnen in Odenheim, gestiftet 1932 von dem jüdischen Auswanderer Sigmund (Simon) Odenheimer, USA

Die jüdischen Familien lebten zunächst vor allem vom Viehhandel. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gab es Zigarrenfabriken jüdischer Unternehmer am Ort, mehrere jüdische Metzgereien, einen jüdischen Wirt und jüdische Ladengeschäfte.

Nationalsozialistische Verfolgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1933 lebten noch 20 jüdische Personen in Odenheim. Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts und der Repressalien sind die meisten verzogen oder ausgewandert. Die jüdische Gemeinde wurde am 1. April 1937 aufgelöst.

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 18 in Odenheim geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[1]

Gemeindeentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Gemeindemitglieder in % der Gesamteinwohnerschaft
1670 7 Familien
1701 9 Familien
1720 12 Familien
1733 61 Personen
1788 36 Personen
1825 75 Personen 4,3 % von 1759 Einwohnern
um 1864 156 Personen
1871 125 Personen 4,7 % von 2241 Einwohnern
1900 72 Personen
1910 61 Personen 2,4 % von 2530 Einwohnern
1933 20 Personen
1938 23 Personen
1940 4 Personen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jürgen Stude: Geschichte der Juden im Landkreis Karlsruhe. Hrsg. vom Landratsamt Karlsruhe, Karlsruhe 1990 (ohne ISBN).
  • Joachim Hahn und Jürgen Krüger: Synagogen in Baden-Württemberg. Band 2: Joachim Hahn: Orte und Einrichtungen. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1843-5 (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Band 4), S. 370–371.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945. Abgerufen am 19. Februar 2013.