Joachimstaler

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Joachimstaler ist die Bezeichnung für einen Guldengroschen aus Sankt Joachimsthal (heute Jáchymov/Tschechien) in Böhmen. Ihren Namen erhielten die Joachimstaler nach dem Prägeort. Die eine Seite der J. zeigt den heiligen Joachim und das Wappen der Grafen Schlick; die andere hingegen zeigt einen doppelt geschwänzten und gekrönten böhmischen Löwen. - Zur Auflösung der Vs.-Umschrift: Arma Dominorum Slickorum Stephani et Fratrum Comitum de Bassano (Münzkabinett Berlin).

Geschichte

Joachimstaler, 1525
A/: Sankt Joachim AR(gento) : DOM(i) : SLI(c) : STE(phanus) : E(t) : 7 : FRA(tres) : COM(es)[2] : D(ominus) : BA(ssani)
R/: Doppelschwänziger böhmischer Löwe LVDOVICVS • PRIM(vs) D(ei): GRACIA REX BO(hemiae)

Die Prägung der Joachimstaler wurde durch die Grafen Schlick veranlasst. Sie wussten, dass sich aus gemünztem Silber ein bedeutend höherer Gewinn erzielen ließ als mit ungemünztem Silber, denn zuvor hatten die Grafen ihr Silber in die mittelfränkische Stadt Nürnberg exportiert.

Ein böhmischer Landtagsbeschluss (9. Januar 1520) ermöglichte den Grafen Schlick die Prägung "größerer Groschen im Wert des rheinischen Goldguldens, seiner Hälfte und seines Viertels". Wenn eine Nachricht des Johannes Mathesius (Theologe und Lateinlehrer in Joachimsthal) richtig ist, begann die Prägung der Joachimstaler jedoch bereits 1519: "Diss jar hat man hie erstlich die alten Joachimsthaler gemüntzet", heißt es in der Chronica der Keyserlichen Bergstadt Sanct Joachimsthal ... zum Jahre 1519.

Auch Georgius Agricola und Johannes Miesel sprachen sich für das Jahr 1519 als Prägebeginn aus. Der Arbeit Miesels aus dem 18. Jahrhundert gebührt besonderes Gewicht, da der Autor die damals noch vorhandene handgeschriebene Chronik des Berghauptmanns Heinrich v. Könritz verwenden konnte. So schreibt Miesel beispielsweise, dass die erste Schlicksche Münzstätte von Heinrich von Könritz im Hause des Kunz Eirolt in Joachimsthal eingerichtet wurde.

Die ersten Joachimstaler sollen jedoch (noch ohne offizielle Genehmigung) Ende 1519 in den Kellergewölben der Burg Freudenstein (südwestl. von Joachimsthal) geschlagen worden sein. In diesem Zusammenhang werden die Münzmeister Stephan Gemisch, Nürnberg, und Utz Gebhart, Leipzig, genannt.

Es gibt neben den Talern auch seltene viertel und halbe Taler. 1520 wurden auch seltene Doppel-, Dreifach- und sogar Vierfachtaler geprägt. - Der Joachimstaler hat vielen Währungen als "Taler" oder "Dollar" seinen Namen gegeben.

Am 3. Juli 1520 erlaubte Kurfürst Friedrich der Weise, dass J. und ihre Teile auch in seinem Herrschaftsgebiet umlaufen durften. Dazu ist zu sagen, dass die sächsischen Klappmützentaler das Vorbild für die Prägung der J. waren. Die J. entsprechen sowohl im Gewicht als auch im Feingewicht genau den sächsischen Guldengroschen. Im Gegensatz zu den sächsischen Guldengroschen finden sich auf den J. bereits Jahreszahlen: 1520, 1525, 1526, 1527 und 1528.

Ab 1526 wurden Joachimstaler auch in einer zweiten Münzstätte geprägt; wahrscheinlich in Schlaggenwald (Horní Slavkov). - Die These von einer Dislokation der Joachimsthaler Münzstätte (sie stützt sich auf die Anwesenheit von vier Münzmeistern im Jahre 1526) wird nicht von allen Numismatikern geteilt.

Zur Anzahl der Joachimstaler: In der Literatur wird oft behauptet, dass mehr als 2 Millionen J. (einschließlich von Teilstücken) geprägt worden seien. Hier bedarf es der Revision. - Zweifellos sind die J. in großer Anzahl geschlagen worden, aber für die Zahl von 2 Millionen gibt es keinen Anhaltspunkt. - Eine Recherche ("Jáchymovská mincovna") ergab folgenden Sachverhalt: In den Jahren 1519 bis 1528 wurde insgesamt eine Silbermenge gefördert, die für 1,32 Millionen Joachimstaler ausreichend gewesen wäre.

1519 sind mit Sicherheit nur wenige J. geschlagen worden. 1525 kam es wegen eines Aufstandes der Joachimsthaler Knappschaft zu negativen Auswirkungen auf die Prägetätigkeit. Aus den genannten Gründen ist mit ca. 1,2-1,3 Millionen Joachimstalern (einschließlich der Teil- und Mehrfachstücke) zu rechnen.

Die Prägung der J. wurde im Frühjahr 1528 auf Betreiben Kaiser Ferdinands I. eingestellt.

Weblinks