Johann Eberhard zu Eltz

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Johann Eberhard, Edler Herr zu Eltz, auch genannt Sohn zu Eltz (* 1594 in Saarbrücken; † um 1655 in Mainz (?)) war im Dreißigjährigen Krieg in den Jahren 1626/27 Kanzler im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel und von 1628 bis 1634 in Diensten Wallensteins Kanzler im Herzogtum Mecklenburg.

Leben

Johann Eberhard, aus dem Hause von und zu Eltz stammend, der calvinistische Sohn eines kurpfälzischen Amtmannes und Enkel des Johann Adolph zu Eltz-Bliescastel und der Katharina von Brandscheidt-Rodendorf, studierte ab 1608 Rechtswissenschaften an der Universität Gießen.[1]

1619 war er Pfälzer Gesandter bei der Kaiserwahl Ferdinands II. 1620 wandte er sich der protestantischen Seite zu. Er trat in die Dienste von Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg, wurde 1624 Vizekanzler und 1626 Kanzler im Fürstentum Wolfenbüttel.

Durch Bestechung von Eltz und dem Rat Bartold von Rautenberg (Schwiegervater von Eltz' Bruder Philipp Samson) gelang es dem dänischen König Christian IV. Anfang 1626 die Festung Wolfenbüttel in Besitz zu nehmen. Das Kriegsgeschehen wurde jetzt in das Land Braunschweig getragen. Nachdem König Christian IV. im August 1627 die Schlacht bei Lutter am Barenberge verloren hatte, wurde die Festung von dem kaiserlichen General Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim angegriffen und im Dezember 1627 erobert. Damit endete die Kanzlerschaft von Eltz.[2] Pappenheim übergab zunächst das Kommando an Gottfried Huyn von Geleen. Ab spätestens 1634 verteidigte anschließend Johannes Ernst Freiherr von Reuschenberg zu Setterich, die Festung gegen die Protestantische Union.[3] Eltz wechselte nun die Seiten und wandte sich den Kaiserlichen und der Katholischen Liga zu. Obwohl er selbst Calvinist war, gelang es ihm, das Vertrauen von Wallenstein, dem Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen, zu gewinnen. Im Dezember 1628 wurde Eltz von Wallenstein zum Kanzler des Herzogtums Mecklenburg ernannt. Er diente Wallenstein in mehreren diplomatischen Missionen. Der Barockdichter Martin Opitz sollte auf seine Empfehlung hin an die geplante Wallenstein-Universität in Sagan berufen werden.[4]

Nach Wallensteins Tod konvertierte Eltz 1635 in Wien zum Katholizismus. Er wirkte dann als Hofrat in Baden. Von 1645 bis 1654 war er Statthalter für das Eichsfeld in Heiligenstadt.[5]

Zeitgenössische Stimmen bezeichneten Eltz als „gerissensten Kalvinisten von ganz Deutschland“.[6] Im 19. Jahrhundert wurde Eltz eine „geschmeidige Versatilität“ in Glaubensfragen und politischen Intrigen bescheinigt.[7] Aus heutiger Sicht wird bezüglich seiner Kanzlerschaft im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel festgestellt, dass er eine negative Schlüsselrolle für die Ausweitung des Kriegsgeschehens auf das Braunschweiger Land gespielt habe.[8]

Literatur

  • Dieter Lent: Eltz, Johann Eberhard zu (auch genannt: Sohn zu Eltz). In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S. 199f.
  • Johann Eberhard von Eltz. In: Friedrich Bülau: Geheime Geschichten und räthselhafte Menschen. Sammlung verborgener oder vergessener Merkwürdigkeiten. F.A. Brockhaus, 1850, Band 2, S. 404–406

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Dieter Lent: Eltz, Johann Eberhard zu (auch genannt: Sohn zu Eltz). In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S. 199
  2. Vgl. Dieter Lent: Eltz, Johann Eberhard zu (auch genannt: Sohn zu Eltz). In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S. 199f.
  3. Reuschenberg, Bernd: „Jesus Maria und kein Quartier!“ Johannes Ernst Freiherr von Reuschenberg zu Setterich in den Reichsfreiherrenstand erhoben in: Jahrbuch Nr. 2 / 2011-12 des Geschichtsverein Baesweiler, 2012, S. 33.
  4. Vgl. Dieter Lent: Eltz, Johann Eberhard zu (auch genannt: Sohn zu Eltz). In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S. 200; Georg Christian F. Lisch: Ueber Wallensteins Regierungsform in Meklenburg. In: Georg Christian F. Lisch (Hrsg.): Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. 36. Jahrgang, Schwerin 1871, S. 18f. Online-Ausgabe
  5. Vgl. Friedrich Bülau: Geheime Geschichten und räthselhafte Menschen. Sammlung verborgener oder vergessener Merkwürdigkeiten. F.A. Brockhaus, 1850, Band 2, Kapitel Miscellen 2. Johann Eberhard von Eltz, S. 406; Dieter Lent: Eltz, Johann Eberhard zu (auch genannt: Sohn zu Eltz). In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S. 200
  6. Zitiert nach Dieter Lent: Eltz, Johann Eberhard zu (auch genannt: Sohn zu Eltz). In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S. 200 mit weiteren Nachweisen.
  7. Vgl. Friedrich Bülau: Geheime Geschichten und räthselhafte Menschen. Sammlung verborgener oder vergessener Merkwürdigkeiten. F.A. Brockhaus, 1850, Band 2, Kapitel Miscellen 2. Johann Eberhard von Eltz, S. 406
  8. Vgl. Dieter Lent: Eltz, Johann Eberhard zu (auch genannt: Sohn zu Eltz). In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S. 200